Rastanlage Bergisches LandMehr Lkw-Stellplätze zwischen Burscheid und Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Auch für Burscheid zieht man den Rastplatz in Betracht.

Auch für Burscheid zieht man den Rastplatz in Betracht.

Burscheid – Unter Staubwolken reißen die Bagger das Nachbargebäude ab. Und im quirligen Geflecht zwischen Brücken, Schnellstraßen, Autowaschanlagen und Fastfoodketten sind die silbrigen Zwillingstürme des RWI 4-Gebäudes im Szeneviertel „Lorettostraße“ in Düsseldorf ein ziemliches Kontrastprogramm zur grünen Wiese zwischen der Geilenbacher Straße und Oberlandscheid in Burscheid.

Standortuntersuchunge für WC- und Rastanlage

Doch im zweiten Stock des zweiten Turms im Düsseldorfer Bürokomplex liegen Standortuntersuchungen für eine doppelte PWC-Anlage (Parken und WC) auf dem Wiesengrundstück dicht neben der Autobahn 1 mit insgesamt hundert Lkw-Stellplätzen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind noch gut behütet und sollen bald dem Land vorgelegt werden.

Projektleiter Ghaddanfar Najajra und sein Chef Udo Pasderski, Bereichsleiter der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH (Deges), rückten auch gestern nicht mit der Sprache heraus, auf welche Variante für eine doppelseitige WC- und Rastanlage an der A 1 zwischen dem Kreuz Leverkusen und Wuppertal Nord der Fokus liegen soll. In die engere Wahl kommen die Standorte Burscheid, Leverkusen (Bürgerbusch) und Wermelskirchen. Über die Rangfolge der in den Ring geworfenen Vorschläge gaben sie keine Auskunft.

Ranking bleibt geheim

„Die Untersuchungsergebnisse ergeben das Ranking und werden rein nach Regeln der Technik abgearbeitet“, so Pasderski. Aus seiner Devise „Wenn gebaut wird, dann sollte ganz viel auf einmal gebaut werden und nicht sukzessive“ machte er aber kein Geheimnis. Im Großraum Leverkusen sei – Stichwort Brücke – gerade viel los.

Die Entscheidung über den Standort liege beim Bund, der habe die Hoheit und dürfe sogar enteignen. Er müsse seiner Verpflichtung nachkommen, ausreichend Stellplätze für Lkw-Fahrer zu schaffen, damit diese ihre Lenk- und Ruhezeiten einhalten können. Pasderski betonte, dass ein Rastplatz mit Blick auf den Lärmschutz sogar ein Mehrgewinn sein könne. Denn laut sei es an der Autobahn eh und durch einen Rastplatz werde es nicht lauter.

Freiwilliger Lärmschutz

Der Bund komme den Anwohnern freiwillig entgegen, wenn er aktiven Lärmschutz beim Bau einer Anlage einplane. Gut ein Jahr brauche es, um einen Rastplatz zu bauen, sieben Jahre sei der Vorlauf. Für 2027 sei mit der Fertigstellung zu rechnen. Die Deges hat gut 600 Stellplätze landesweit in der Planung. Doch ist das Unternehmen nur einer von mehreren Partnern, die Straßen NRW im Rastplatzbau unterstützen.

SPD schlägt Aufteilung auf zwei Städte vor

Zumal aus Reihen der Burscheider SPD kam die Anregung, die Rastplätze zu splitten, so dass ein Teil der doppelseitigen Anlage auf Leverkusener Gebiet läge, der andere auf Burscheider Boden. Najajra räumte ein, dass ein solches Splitting grundsätzlich möglich sei. „Wir schauen, wie groß der Bedarf ist und wie wir das je Fahrtrichtung abdecken können.“ Eine Rolle spielten aber auch wirtschaftliche Kriterien. Lägen die Plätze ungefähr auf einer Höhe, sei das für die Infrastruktur mitunter von Vorteil. „Das ist aber ein nachgeordnetes Kriterium.“

Regelmäßiger Protest der Anwohner

50 000 bis 80 000 Euro kostet ein Lkw-Stellplatz, wobei die Erschließung den größten Anteil ausmacht. Eine Rolle spielt zudem die Topographie und wie groß die Entfernung zur nächstgelegenen Rastanlage ist. „Die Standortsuche ist das Maß aller Dinge“, erklärte Pasderski. Egal wo die Deges ihr Augenmerk drauf richte, bildete sich Protest der Anwohner und die Frage, „warum nicht an anderer Stelle?“

2008 gab es Bedarfsanalysen, als das Bundesministerium für Verkehr immer chaotischere Zustände auf den überfüllten Rastanlagen beklagte. Dass bis zu den Standstreifen geparkt wird, ist nach wie vor ein Sicherheitsrisiko. Mitunter werde abenteuerlich in Ortschaften geparkt, die Ermüdung am Steuer sei ein massives Problem. Bei zunehmender Dichte des Lkw-Transportwesens wachse der Bedarf an Ruheplätzen. Die Deges betont, dass abgelegene Plätze, wie sie CDU-Landtagsabgeordneter Rüdiger Scholz im Gewerbegebiet in Köln-Niehl vorgeschlagen hat, nicht ins Konzept passen.

An der Autobahn sollten die Laster bleiben und wenn es nun gesetzliche Vorstöße gebe, dass die Nomaden des Betons in einem Hotel übernachten, bedeute das nicht, dass sie ihre Lkw dorthin mitnähmen. Der Bedarf wächst auch deswegen, weil in den nächsten zehn Jahren mit 40 Prozent Steigerung beim Transport auf der Straße zu rechnen ist. Für Deges-Sprecherin Simone Döll ist das Ausdruck der Konsumgesellschaft: 8,6 Prozent der Lkw-Fracht sind Abfall und Recycling, 31,3 Prozent sind Erze und 14,7 Prozent Konsumgüter.

KStA abonnieren