BalkantrassePolizei fordert zu mehr Rücksichtnahme auf

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Polizeihauptkommissar Stephan Keller mit einem „Airbag für Radfahrer“.

Polizeihauptkommissar Stephan Keller mit einem „Airbag für Radfahrer“.

Burscheid – „Den siebten Sinn muss ein Radfahrer entwickeln, es muss ihm in der Nase kitzeln, wenn es brenzlig wird und er guckt besser dreimal und bremst“, sagt Hauptkommissar Siegfried Breuer aus Bergisch Gladbach. Er schaut auf die Unfallzahlen im Rheinisch-Bergischen Kreis: 266 Radfahrer wurden im vergangenen Jahr bei einer Kollision verletzt, 2017 waren es 162.

Mehr Radtourismus

Breuer war gestern mit seinen Kollegen von der Polizei aus Remscheid und Bergisch Gladbach an der Balkantrasse und appellierte in einer gemeinsamen Kampagne mit der Verkehrswacht und der Burscheider Stadtverwaltung in Höhe der Montanusstraße für gegenseitige Rücksichtnahme. Dass die Zahl der Unfälle so sprunghaft stieg, führt Breuer auch darauf zurück, dass der Radius – unter anderem der Pedelecs – immer wird weiter wird. „Radtouristisch ist auf den Wegen viel mehr los.“

Unfall mit einem Sechsjährigen

Am Infostand fand sich gestern auch ein 41-jähriger Burscheider ein, der vor wenigen Wochen einen schweren Unfall hatte. Er war mit einem Sechsjährigen kollidiert. Er kam mit seinem Rad aus Richtung des Raiffeisenplatzes, als das Kind mit seinem Rad in Höhe der Einmündung „An der Floßwiese“ auf den Radweg stieß. Laut Polizei hatte der Junge den 41-Jährigen nicht bemerkt.

Der Mann prallte mit seinem Fahrrad gegen das Fahrrad des Jungen und flog darüber auf den Boden. Bei Aufprall und Sturz verletzte er sich schwer. Der Sechsjährige aus Burscheid verletzte sich nur leicht. An den Unfall erinnert sich der 41-Jährige nur noch bruchteilhaft. Das Kind hab er gesehen und unmittelbar gebremst. Als er im Rettungswagen gelegen habe und wieder zu Bewusstsein gekommen sei, habe seine erste Frage dem Kind gegolten.

Es gilt die Straßenverkehrsordnung

Mit vier gebrochenen Rippen- und mehreren Brüchen des Schlüsselbeins, einer Gehirnerschütterung und Hämatomen wurde er im Wermelskirchener Krankenhaus behandelt. Er habe keinen Helm getragen. Das sei die erste Anschaffung gewesen, als er wieder zu Hause angekommen sei. Hauptkommissar Manfred Wrana ließ sich den Unfall genau schildern. Tempo 15, maximal 20 dürfte der 41-Jährige gefahren sein. Unfälle, die bei diesem Tempo passierten, nimmt Wrana immer wieder auf.

„Die Balkantrasse ist keine Hauptstraße, aber es gilt die Straßenverkehrsordnung“, sagte der Hauptkommissar. Insgesamt hat die Polizei nach sechs Jahren, die die Trasse in Betrieb ist, den Eindruck gewonnen, dass sich die Abläufe eingespielt haben. Die Anregung, dass effektivere Schranken bei den Zufahrtswegen aufgestellt werden sollten, nahm die Polizei entgegen, plädierte aber immer wieder für gegenseitige Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit zumal bei den Querungen.

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Der 41-Jährige beobachtete, dass ein Busch, der ihm die Sicht eingeschränkt habe, zurückgeschnitten worden sei. Seine Einschätzung des Miteinanders auf der Balkantrasse fällt nicht so gut aus. „Da gibt es freilaufende Hunde, Rennradfahrer, die ebenso wie Fußgänger im Pulk unterwegs sind und ich habe den Eindruck, dass es auf der Trasse besonders rücksichtslos zugeht.“

Erneute Info am 1. August

In den Sommermonaten nutzen besonders viele Radfahrer, Spaziergänger, Hundebesitzer, Inline-Skater und Jogger die ehemalige Bahntrasse abseits der vielbefahrenen Straßen für ihr ganz persönliches Freizeitvergnügen oder schlicht für den Weg zur Arbeit, zur Schule und zum Kindergarten. In Höhe des Mitarbeiterparkplatzes der Verwaltung an der Montanusstraße gibt es auch einen Ausgang, der von Kindern des Johanniter-Kindergartens genutzt wird. Die Polizei simulierte den Bremsweg. Und der war für ein Rennrad mit schmalen Reifen bei Tempo 50 richtig lang.

Am Donnerstag, 1. August, 9 bis 15 Uhr, wird die Aktion für ein gutes Miteinander an der Trasse wiederholt.

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