BurscheidOscar Wilde in den Farben des Regenbogens

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Mit Spaß und Engagement waren die neun Schauspieler in Burscheid dabei. Dank unterschiedlicher Farben konnten die Zuschauer den Rollenwechseln, die es im Stück gab, gut folgen.

Mit Spaß und Engagement waren die neun Schauspieler in Burscheid dabei. Dank unterschiedlicher Farben konnten die Zuschauer den Rollenwechseln, die es im Stück gab, gut folgen.

Burscheid –  Nichts als das Wort wollte Regisseurin Anke Theron-Schirmer von Oscar Wilde übernehmen. Am Wochenende führte unter ihrer Leitung die Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde Burscheid „Die Wichtigkeit, Ernst zu sein“ auf.

„Wie verändert sich das Stück, wenn man es herauslöst aus der Atmosphäre des 18. Jahrhunderts?“, fragte sich Theron-Schirmer und wählte eine minimalistische Mise-en-Scene der Postmoderne. Übrig vom Original blieb einzig der Text.

Die zunächst vertrackte Erklärung, wieso denn Ernst von Bedeutung sei, ergibt sich aus den sich immer weiter verstrickenden Beziehungen zwischen den Figuren um die Londoner Freunde Jack und Algernon. Sie erfinden im Stück einen wilden Bruder, eben diesen Ernst, und einen nicht weniger lebenslustigen Freund Bunbury. Ihr Ziel: Die Ladys in der Stadt umwerben. Richtig kompliziert wird es jedoch, als die Freunde tatsächlich vorgeben, die jeweils imaginäre Person des anderen zu sein. Andreas Genau (John „Jack“ Worthing) und Dirk Schirmer (Algernon Moncrieff) schlüpften elegant innerhalb ihrer Rollen in die nächst tiefere Ebene.

Jede Rolle eine eigene Farbe

Jede Rolle hatte eine eigene Farbe, die sich durch das Kostüm bis in die jeweilige Perücke zog. Nicht nur zeigte sie in treffender Komprimierung den Charakter der Rolle an, sondern ebenfalls ihre Beziehung zu den anderen Figuren. Die Angebetete von Jack, Gwendolen (Nadine Albrecht), etwa trat in orange auf. Er in gelb. Die junge egozentrische Cecily (Sarah Krebs) hingegen verkörperte ein leuchtendes Pink, das sich in Szenen zwischen ihrem Geliebten Algernon schrill mit seinem Rot biss. Die Farben halfen zudem, die Charaktere auch in ihren Rollenwechseln auseinander zu halten.

„Die Wichtigkeit, Ernst zu sein“ ist zwar alles andere als ernst, wie Wortspiele unzählige Male betonen. Doch ist das Stück selbst nach einer Kürzung von zwanzig Seiten, die die insgesamt neun Schauspieler innerhalb ihrer einjährigen Probezeit vornahmen, noch immer kein leichtes.

„Ein Mann, der heiraten möchte, sollte alles wissen oder gar nichts“, rät Lady Bracknell (Anna Brand) ihrer Tochter Gwendolen. Es sind rätselhafte Andeutungen wie diese, die es dem Zuschauer mitunter erschweren, den Absichten der Rollen zu folgen. Schließlich wissen selbst die Charaktere nicht mehr sicher, wer sie sind. Mithilfe der bedeutsam gewählten Requisiten wie einer Reisetasche oder ein Tagebuch schuf die Gruppe Motive, die den Text hervorragend tragen konnten. Anspielungen auf Randgruppen wie Veganer, Börsenmakler oder Priester beweisen die Zeitlosigkeit der Handlung. Dazu wurde der Zuschauer mit einer überraschenden Auflösung belohnt.

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