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Burscheider Vorzeige-DenkmalStreit um Lambertsmühle – immer mehr wenden sich ab

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Der Haussegen hängt in der Lambertsmühle schief, nicht alle fühlen sich bei wichtigen Entscheidungen mitgenommen.

Der Haussegen hängt in der Lambertsmühle schief, nicht alle fühlen sich bei wichtigen Entscheidungen mitgenommen.

  • In der Lambertsmühle knirscht es gewaltig. Unter anderem gibt es Kritik am Führungsstil des Vorsitzenden des Fördervereins. Viele sind bereits ausgetreten.
  • Wir erklären, worum genau sich der Streit dreht.

Burscheid – Es rumort in der Mühle, der Haussegen hängt schief. Immer mehr Mitglieder und auch Mitbegründer des Fördervereins Lambertsmühle kehren Burscheids Vorzeigedenkmal den Rücken. Im Vorstand, im Amt des Kassenprüfers, besteht eine Vakanz. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist, gibt es schon seit längerem Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorsitzenden Armin Busch.

Alleingänge in wichtigen Entscheidungen

Ihm werden Alleingänge in wichtigen Entscheidungen und ein beratungsresistenter Führungsstil vorgeworfen. Die Bezeichnung „Sonnenkönig“ fällt in Verbindung mit Busch verschiedentlich.

Nicht alle Mitglieder des Vereins fühlen sich vom Vorsitzenden mitgenommen. Busch habe ohne Abstimmung den Bau einer Sitzgelegenheit im Hang seitens des Hausmeisterpaares toleriert. Vermieter der Hausmeisterwohnung in der ersten Etage ist die Stadt Burscheid. Auch der Aufbau einer Hütte samt Ofen sei ohne die notwendigen Genehmigungen erfolgt. Gleichfalls die von Busch gepflanzten Bäume im Naturschutzgebiet bis hin zu einem Kreuz, das Busch ohne vorherige Absprache mit dem Verein am Eingang der Mühle aufgestellt habe, sorgten für Unfrieden.

Keine klaren Abstimmungen

Zumal die Aktiven, die sich in der Mittwochsgruppe treffen, um die Mühle und das Museum in Betrieb zu halten, vermissen klare Abstimmungen über Dinge, die alle betreffen. Wichtige Informationen, heißt es, würden nicht kommuniziert. Über die Ausgaben gebe es keine Transparenz. Mitunter würden Aufträge vergeben, ohne dass es eine Entscheidung oder Ausschreibung gebe. Die Kosten lägen im fünfstelligen Bereich.

Geldprobleme gibt es im 265 Mitglieder starken Verein offenbar keine, doch aus welchen Quellen Anschaffungen vom Kärcher bis zur Farbe getätigt werden, sei nicht immer nachvollziehbar. Von einer schwarzen Kasse ist die Rede. Armin Busch wollte sich zu den Vorwürfen auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht näher äußern. Er wünsche nicht, dass die bestehenden Konflikte in die Öffentlichkeit getragen würden. „Wir klären das intern, wir haben keine schwarze Kasse“, sagt Busch. Er habe lange im Finanzamt gearbeitet. Es bestehe Transparenz zu allen Ausgaben, vor Ort werde die Kasse geprüft. Abschließend schaue ein Steuerberater darauf.

Vakanz im Amt des Kassenprüfers

Derzeit besteht jedoch eine Vakanz im Amt des Kassenprüfers, nachdem die bisherige Prüferin ihr Amt aufgrund von Streitigkeiten niedergelegt hat – ebenso wie die Organisation der Hochzeiten. Die Mühle kann für private Feste wie Trauungen – es sind bis zu 100 im Jahr – oder Geburtstage gemietet werden. Das ist eine beliebte Attraktion in Burscheid.

Verbindung zu Haus Landscheid

Auch die Nachbarn schauen auf die malerische Mühle. Mit Sorge sehen einige Mitstreiter seit Jahren auf die Verbindung zu Haus Landscheid. Die Lambertsmühle war einst als Bannmühle ein Teil des Ritterguts. Investor Kurt Lammert wiederum, der Gut Landscheid aufbaute, arbeitet mit der Klinik Wersbach in Leichlingen zusammen. Auf Gut Landscheid gibt es die Tagesklinik. Das Spektrum reicht von Psychosomatik über Psychiatrie und Psychotherapie bis hin zur traditionellen Chinesischen Medizin. Gäste des Guts Landscheid wandern durch das waldreiche Wiembachtal und verbinden das mit dem Besuch der Lambertsmühle. Die Lammert-Gruppe ist dabei, das Geflecht von Tagungsräumen und Hotelzimmern auszubauen. Auch das Gut ist bei Hochzeitsgesellschaften sehr beliebt.

Gegen den Gedanken, Gut Landscheid in die Geschicke der Mühle stärker einzubinden, wehrten sich einige Mitglieder schon vor fünf Jahren. Als Lammert im Herbst wiederum seine Pläne für den Ausbau des Ritterguts vorstellte, betonte er noch einmal, dass alles zusammengehöre. So stehe es in der Historie des Guts Landscheid. Ihm sei es daran gelegen, alles zusammenzuführen.

Furcht vor „Übernahme“

Vor einer „Übernahme“ fürchten sich einige Mitglieder. Die Aktiven der Mittwochsgruppe sind mittlerweile hochbetagt. Über Jahrzehnte haben sie das Kleinod in ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut, so dass die idyllisch gelegene Mühle überregionale Bedeutung erhielt – vom Fotobildband bis hin zum Fachartikel bei der Stiftung Denkmalschutz. Vor 25 Jahren waren von der Mühleneinrichtung nur noch traurige Reste vorhanden. Die Stifter, Ernst Maibüchen und seine Frau, vermachten damals das Anwesen der Stadt Burscheid mit der Auflage, dort ein Museum einzurichten. Dem hat sich der Förderverein mit Herzblut gewidmet. Die Mittwochsgruppe wurde Anfang des Jahres mit der Auszeichnung „Burscheider des Jahres“ geehrt, verbunden mit einer Geldspende. Buschs Verdienste um die Mühle wurden immer wieder betont und sind auch unbestritten. Ein Wechsel im Vorstand ist geplant. Dass er nicht mehr kandidiere, erklärte der Vorsitzende auf der jüngsten Jahreshauptversammlung. Ein Nachfolger wird gesucht. Ob Armin Busch neben dem Amt auch seinen Führungsanspruch abgibt, wird bezweifelt.

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