Burscheider wegen Missbrauch angeklagtIm Mallorca-Urlaub schon vor Mädchen entblößt

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Landgericht Köln_RUST

Das Landgericht Köln.

Burscheid/Köln – „Ayleen war seine große Liebe“, versuchte Strafverteidiger Karl-Christoph Bode das perfide Verhalten seines Mandanten zu erklären. Er – der mittlerweile angeklagte Burscheider Stefan A. (Name geändert) – lernte in seinen späten vierziger Jahren die damals elfjährige Ayleen  (Name geändert) kennen.

Am zweiten Verhandlungstag äußerte sich Stefan A. zum ersten Mal selbst zum Tatvorwurf, Ayleen 2014 sexuell missbraucht zu haben sowie Videos und Bilder hiervon aufgenommen und kinderpornografisches Material heruntergeladen zu haben. Er habe aufgrund seiner krankhaften „Neigung“, wie die Verteidigung es fortan nannte, nicht gesehen, wie sein Verhalten falsch sein könnte. Das zeigt auch die scheinbar sorglose Aufbewahrung des Beweismaterials auf seinem Computer.

Treffen dokumentiert

Erst beim vorherigen Verhandlungstag habe A. erkannt, wie schlimm er diesem Kind weh getan habe, fuhr Anwalt Bode fort, „er befindet sich am Anfang eines Weges, zu verstehen, was Kinder sind.“ Der Anklage stimmt die Verteidigung zu, doch die zweite Große Strafkammer am Landgericht in Köln wird sich in der weiteren Verhandlung am Donnerstag noch mit etlichen Stunden Sprachmemos, angefertigt vom Angeklagten selbst, detailliert auseinandersetzen müssen. Denn Stefan A. hat die zahlreichen Treffen mit Ayleen, die teilweise auch über Nacht gingen, wie eine Art Tagebuch dokumentiert.

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Parallel suchte er nach weiterem Material im Darknet, zu dem er sich nach eigener Aussage beinahe täglich selbst befriedigte. Einen Austausch mit ähnlich Gesinnten habe aber nicht stattgefunden. Eine Verbindung zum Fall in Bergisch Gladbach besteht also nicht.

Die Richter beleuchteten am Donnerstag das Leben von Stefan A. Seine ehemalige Freundin Karin F. (Name geändert), mit der er in den 1990ern auch zehn Jahre zusammen in Burscheid gelebt hatte, zeichnete zunächst ein positives Bild von ihm. Doch heute ist klar: Schon in einem gemeinsamen Mallorca-Urlaub zeigte Stefan A. seine pädophile Seite. Damals wurde er von der spanischen Polizei verhaftet. Die deutsche Botschaft teilte Karin F. später den Grund mit: Stefan A. habe sich vor jungen Mädchen entblößt. Und unter den Urlaubsfotos, die F. im Anschluss hatte entwickeln lassen, waren anzügliche Bilder von Frauen. Er habe bei seiner Rückkehr nach einigen Tagen Gefängnisaufenthalt „bitterlich weinend“ in ihren Armen gelegen und die Bilder für eine Verwechslung erklärt.

Bis zur Festnahme im März hatte die nun 46-Jährige noch ein gutes Verhältnis zu ihrem Ex-Freund. Sogar Patenonkel von ihrem Sohn ist er geworden und einige Reitbeteiligungen zu den Pferden von Stefan A. lernte sie auch kennen. Über jene Masche lockte der Angeklagte auch Ayleen an. Um Erlaubnis, Ayleen seine Pferde zeigen zu dürfen, bat er sogar bei ihrer Mutter, als er zu Besuch auf Kaffee und einen Nachmittag bei Gesellschaftsspielen vorbeikam. Verteidiger Bode gab heute an: „Die Reitbeteiligungen dienten evident dazu, jüngere Mädchen kennenzulernen.“

Für Ex-Freund gelogen

Auch die elfjährige Ayleen lernte Karin F. kennen. Mehr als das, Stefan A. hatte sie 2014 überzeugt, Ayleens Mutter anzurufen und vorzugeben, die Mutter einer Freundin zu sein, bei der Ayleen übernachte. Zwar habe Karin F. bereut, gelogen zu haben. Sie habe jedoch Ayleen geglaubt, partout nicht nach Hause zu wollen und ihr so helfen zu können. Entsetzt zeigte sich auch ein Vorgesetzter des Angeklagten vom Grünflächenamt der Stadt Leverkusen. Dass einer ausgerechnet aus der Gärtner-Kolonne, die an der Grundschule in Schlebusch sitzt, pädophil ist, sei die „totale Katastrophe“.

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