Bis 44 Grad im InnenraumLeverkusener Wupsi-Busse fahren immer noch ohne Klimaanlage

Lesezeit 3 Minuten
Zwischen den Bäumen an der KVB-Haltestelle in Schlebusch herrschen für Busfahrer Harald Müller noch angenehme Temperaturen, richtig heiß wird es dann am Meckhofer Feld.

Zwischen den Bäumen an der KVB-Haltestelle in Schlebusch herrschen für Busfahrer Harald Müller noch angenehme Temperaturen, richtig heiß wird es dann am Meckhofer Feld.

  • Wupsi-Fahrzeuge sind trotz Ratsbeschlusses noch nicht mit Klimaanlagen ausgestattet

Leverkusen – Als erstes klebt die Hose am Sitz. Und irgendwann klebt alles. So in etwa beschreibt Harald Müller im Moment seinen Arbeitsplatz als Wupsi-Busfahrer. „Letzte Woche kam ich um 15 Uhr in den Bus und die Temperaturanzeige hat 44 Grad angezeigt“, erinnert sich der gut gelaunte Schlebuscher, der seinen Job trotz der aktuell widrigen Umstände ausgesprochen gern macht.

Mit einigen Kniffen versucht er, der Hitze zu trotzen: Müller hat die lange Diensthose in den letzten Tagen gegen eine kurze eingetauscht und trinkt sehr viel Wasser. „Ich komm im Moment auf fünfeinhalb Liter am Tag“, sagt der gelernte Konditor. Fahrgastbeschwerden wegen der Hitze kontert er mit „Mir war kalt, ich hab die Heizung angemacht“, außerdem macht Müller alle Fenster auf, damit die Luft zirkuliert. Der kleine vorinstallierte Ventilator würde wenig bringen, dafür hat die Sitzheizung aber eine Kältefunktion, die den etwa achtstündigen Arbeitstag minimal erträglicher macht.

Klimatisierte Busse gibt es beim kommunalen Busunternehmen Wupsi trotz eines Ratsbeschlusses im vergangenen Dezember noch nicht. Damals hatten sich die Beteiligten bei der politischen Beratung beeilt, da das Unternehmen gerade vor der Bestellung von 16 neuen Fahrzeugen stand, die mit einer Klimaanlage pro Stück etwa 14 000 Euro mehr kosten. Seitdem wartet die Wupsi auf eine Entscheidung im Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Wichtiges Thema

Beim Betriebsrat sind klimatisierte Busse schon seit Jahren ein wichtiges Thema. „Wir können uns auch nicht erklären, warum die Genehmigung dort so lange dauert“, sagt Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel. Auch CDU-Ratsherr Rüdiger Scholz nutzte die „aufgehitzten“ Gemüter der letzten Woche, um sich öffentlich über die vertagte Entscheidung in der Nachbarkommune aufzuregen (wir berichteten). Die Hitze sei schließlich auch für die Gäste unzumutbar.

Das könnte Sie auch interessieren:

Besser haben es die Nutzer der Linie 253, die vom privaten Busbetrieb Hüttebräucker befahren wird. Firmenchef Rainer Hüttebräucker schafft seit zwei Jahren nur noch Busse mit Klimaanlage an. „Das ist bei uns schon lange ein Thema, weil wir viele ältere Fahrgäste haben, die die Hitze schlecht vertragen“, sagt er. Viele seiner mittlerweile 20 Fahrzeuge kauft der Busunternehmer gebraucht aus Wien. „Dort hat man den Betrieb schon viel früher auf klimatisierte Fahrzeuge umgestellt.“

Die Wupsi-Busfahrer müssen erst einmal weiter schwitzen. In den letzten Tagen kamen einige Fahrer zum Betriebshof zurück, weil sie nicht mehr fahren konnten.

Der ADAC mahnt bei der Hitze zur Vorsicht, weil die Unfallgefahr statistisch zunimmt: Die Konzentration lässt schneller nach, bei geöffnetem Fenster täuscht der Fahrtwind über die tatsächliche Temperatur und einen möglichen Sonnenstich hinweg. Um Problemen vorzubeugen, sollen Fahrer ausgiebige Pausen im Schatten machen und sich bewegen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.

KStA abonnieren