Chemie-Areal in LeverkusenWie das Entsorgungszentrum im Chempark funktioniert

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Ins Bürriger Entsorgungszentrum hat der Chempark-Betreiber Currenta viel Geld investiert.

Ins Bürriger Entsorgungszentrum hat der Chempark-Betreiber Currenta viel Geld investiert.

  • Lesen Sie, wie der Chempark in Leverkusen funkioniert.
  • Dieser Text erschien zum ersten Mal im Oktober 2019. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn ergänzt.

Leverkusen-Bürrig – Beim Chempark-Betreiber Currenta ist der Ortsname untrennbar verbunden mit der Vokabel „Entsorgungszentrum“. Die Giftmüll-Deponie liegt dort am Rhein, der Ofen für gefährliche Abfälle und die Kläranlage, die gemeinsam mit dem Wupperverband betrieben wird: Auch die Abwässer der Stadt werden dort geklärt.

Erst vor wenigen Jahren hat Currenta 25 Millionen Euro für zwei neue Anlagen ausgegeben. Die Verbrennungsanlage bekam einen zweiten Katalysator, der den Stickoxid-Ausstoß deutlich unter den neuen Grenzwert senken sollte. Damit können außerdem Stillstände der Anlage bei Wartungen vermieden und die Wärmerückgewinnung gesteigert werden. Zwei bis drei Tonnen Ammoniak täglich sollen die Abgase effektiver reinigen.

Eine Anlage, die das Waschwasser aus der Rauchgasreinigung aufbereitet, ist ebenfalls vor wenigen Jahren installiert worden. Mit flüssigem Kalk wird das dem Rhein entnommene Wasser, das nach seinem Arbeitseinsatz im Abgas der Öfen säurehaltig ist, in einer Hochdruck-Filteranlage so behandelt, dass sich die Schadstoffe in gipshaltigen Kristallen absetzen, die nebenan auf die Sondermülldeponie können. Das gereinigte Wasser, das sicherheitshalber noch die Kläranlage passiert, kehrt gesäubert in den Rhein zurück.

Die Kläranlage wurde ebenfalls verbessert. Currenta baute ein neues Nachklärbecken. Das rund 3000 Kubikmeter große Bassin mit 56 Meter Durchmesser soll ein Problem beseitigen, das es bei starkem Regen immer wieder gibt, sagte Klärwerkschef Robert Friebe im Jahr 2019: dass Schlamm von der Oberfläche der Klärbecken abtrieb und in den Rhein gelangte.

Das sei zwar in Maßen erlaubt, aber nicht erwünscht: Der Schlamm ist mit Nitrat belastet. Das Becken ist mit neun Millionen Euro kalkuliert. Ein weiteres Ziel ist weniger Phosphor im geklärten Wasser. 20 Prozent sollen es werden. Mit der besseren Nachklärung will Currenta weitere Schwächen der Anlage ausgleichen: Fette, die man vor allem in den Haushaltsabwässern findet, sollen mit Eisensalzen entfernt werden. Das belastet die Becken weniger.

Fast 400.000 Menschen wohnen im Einzugsgebiet des Gemeinschaftsklärwerks. Täglich fallen rund 100.000 Kubikmeter Abwasser an, bei Regen können daraus 250.000 werden. 70 Prozent kommen aus Haushalten, der Rest aus dem Chempark.

Der Chempark

Der Chempark ist eines der größten Chemie-Areale in Europa. Betreiber des 480 Hektar großen Geländes in Leverkusen, zu dem noch weitere Standorte in Dormagen und Krefeld-Uerdingen gehören, ist die Currenta GmbH. Eigentümer des Unternehmens ist der australische Finanzinvestor Macquarie Infrastructure and Real Assets (MIRA). Dieser hat die Firmenanteile in den beiden vergangenen Jahren von der Bayer AG und vom Kölner  Spezialchemie-Konzern Lanxess für insgesamt etwa fast zwei Milliarden Euro erworben.

Currenta hat nach eigenen Angaben 3300 Mitarbeiter (etwa 5400 inklusive Tochtergesellschaften) und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro (1,6 Milliarden Euro). Am Standort Leverkusen werden mehr als 5000 Chemikalien hergestellt. Schwerpunkte liegen dabei auf Nitrier- und Chlorierprodukten, Aromaten, Feinchemikalien und der Siliziumchemie. (det, tk)

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