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36.000 letzte SekundenLeichlinger Theater-AG probt den Weltuntergang

Lesezeit 2 Minuten
22 Schauspieler aus den Jahrgangsstufen fünf bis zehn haben an dem Theaterstück mitgewirkt.

22 Schauspieler aus den Jahrgangsstufen fünf bis zehn haben an dem Theaterstück mitgewirkt.

Leichlingen – Zehn Stunden, 36 000 Sekunden. Wenn das alles wäre, was der Menschheit an Lebenszeit verbliebe, würde wohl jeder erstmal ins Grübeln geraten. Was will ich in diesen zehn Stunden unbedingt noch machen? Mit wem noch ein letztes Mal sprechen, sich versöhnen?

Wette von Gott und Teufel

Die Theater-AG am Städtischen Gymnasium Leichlingen hatte auf all diese Fragen am Donnerstagabend eine Antwort. Mit ihrer Aufführung in der Aula führte sie dem Publikum schonungslos und unbequem vor Augen, womit wir Menschen im Alltag so unsere Zeit verschwenden – und dass es manchmal mehr als nur einen kleinen Anstupser braucht, um in Sachen eigenem Glück aktiv zu werden. Dass die Welt untergeht, zum Beispiel.

Ein simples Kartenspiel zwischen dem bösen Teufel Luzifer (Justus Ewen) und Gott (Christoph Bott) ist der Auslöser für das Wettrennen um die Zeit: Sie wetten um das Schicksal der Menschheit. Ist Gott am Anfang noch gutgläubig, dass die Personen seiner Schöpfung das Ruder noch rumreißen, freut sich Luzifer immer diebischer, die Welt endlich vernichten zu können. Wie? Ganz einfach: Er vergiftet das gesamte Wasser. Letzte Chance für alle Beteiligten: Die Wissenschaftler, die ein Gegenmittel herstellen müssen. In 36 000 Sekunden.

Mordfall und ein erster Kuss

In mindestens einem Charakter des Theaterstücks kann sich wohl jeder Zuschauer wiederfinden: Sei es unter anderem die ungeküsste Nonne Schwester Helena (Victoria Podstawa), die Kommissare Veronica und Horst (Leonie Opitz und Fabian Ring) mit ihrem ungelösten Mordfall oder die Polizistin (Jana Noppen), die noch nie einen echten Dieb gefangen hat.

„Ich bin ja gnädig, aber weißt du, manche Leute setzen einfach die falschen Prioritäten“, sagt da selbst Gott alias Christoph Bott zu seinem Schauspielkollegen Justus Ewen, als die Arbeit und das Computerspiel noch immer wichtiger zu sein scheinen, als der Untergang der Welt. Prioritäten sind zwischen Smartphones und Chia-Samen ein gutes Stichwort – sämtliche Klischees aus dem heutigen Trend-Zeitalter frühstücken die Schüler ab.

In der kurzen Pause zwischen den zwei Akten gibt’s für die Nachwuchs-Schauspieler einen Daumenzeig von AG-Leiter Klaus Meyer-Stoll nach oben: „Seit Oktober haben wir das Stück einstudiert. Dass die Gruppe so gut funktioniert, liegt vor allem an der Gemeinschaft: Jüngere Schüler arbeiten mit den Älteren zusammen und profitieren voneinander.“ Gemeinsam die Welt zu retten, ist für die AG dann auch nur noch ein Klacks: Humorvoll appellieren sie an die Moral, das nächste Mal vielleicht doch eher die wahre Liebe zu retten, als das Sommerkleid vor dem Schlussverkauf.

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