Abo

CoronakriseSoforthilfen für Musiklehrer allein reichen nicht aus

Lesezeit 2 Minuten

Leichlingen – Der Leichlinger Musikschulleiter Andreas Genschel registrierte mit Verwunderung, dass der Landesverband der Musikschulen jüngst die Entwicklung des Online-Unterrichts während der Corona-Krise positive Auswirkungen auf den Lehrbetrieb verzeichnete. Innovationskräfte würden frei gesetzt, blitzschnell hätten die Musikschulen mit dem Onlineunterricht reagiert und gegen soziale Isolation ein Zeichen gesetzt.

„Klar, alle Musikschulen gehen jetzt online. Aber es werden nicht alle Schüler erreicht. Auch die Bildungsungerechtigkeiten tun sich jetzt auf“, sagt Genschel. Denn nicht alle Schüler hätten Zugang. „Es ist eine glatte Lüge zu sagen, dass alle profitieren. Denn wenn der Papa den PC im Homeoffice braucht, oder fünf Kinder um ein Handy sitzen, da es in der Familie nicht mehrere Geräte oder WLAN gibt, dann gibt es auch keinen Unterricht.“

Kein Unterricht, kein Geld

Kein Unterricht, kein Geld für die Lehrer. Genschel sieht Hilfsprogramme des Bundes mit Bauchschmerzen. Denn staatliche Hilfe ist für Kulturschaffende ohne Festanstellung kaum zu bekommen. Einzelunternehmer, die ihren Lebensunterhalt mit Dienstleistungen ohne eigene Betriebsräume bestreiten, dürfen allenfalls ihren Heimarbeitsplatz geltend machen – sofern er vorher steuerlich vermerkt war. Laut Verband der Gründer und Selbstständigen (VGSD) haben nach einer Befragung zur gegenwärtigen finanziellen Lage in der Corona-Krise 90 Prozent der freien Kulturschaffenden Anspruch auf Grundsicherung. 17 Prozent wollen es womöglich versuchen. Auch Musikschullehrerin Tomke Andresen hört in Musikerkreisen nun öfters von den Erwägungen, Arbeitslosengeld II zu beantragen. „Aber ich finde das sehr entwürdigend. Das ist doch mein Beruf.“

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hatte schon bald nach dem Kontaktverbot auf seiner Homepage eine existenzsichernde Einmalzahlung in Höhe von bis zu 2000 Euro als Soforthilfe in Aussicht gestellt. Die Antragsfrist, so das Ministerium im März, reiche bis Ende Mai. Tomke Andresen aber weiß. „Der Topf ist bereits leer.“ (JAN)

KStA abonnieren