Erstes Konzert nach der Flut„Leichlinger Orgelsommer“ trotz Hochwasserschäden

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Fingerzeig: Kantor Carsten Ehret deutet an, wie hoch die Wupper die Kirche mit ihren alten Holzbänken geflutet hatte.

Leichlingen – Es war ein seltsamer Abend in der evangelischen Kirche. Seltsam weil die Musik bei diesem Konzert der Reihe „Orgelsommer“ gleichsam im Mittelpunkt stand und doch Nebensache war. Anna Pikulska war angereist aus Mainz, wo sie an der Hochschule für Musik tätig ist und wo sie einst auch den heutigen Kantor Carsten Ehret unterrichtete. Und sie spielte ihr Programm mit Werken von Girolamo Frescobaldi, Händel, Mendelssohn-Bartholdy, Schumann und Petr Eben.

Eine - mitreißend dargebotene – Mischung aus Barock, Romantik und zeitgenössischer Orgelmusik also. Und doch: Die Flut vom 14. Juli war allgegenwärtig und prägte dieses Konzert auch weit über den passenderweise viel Hoffnung schenkenden Charakter der dargebotenen Stücke hinaus.

Ein Konzert als Wunder

Denn es grenzte ja an ein Wunder, dass Anna Pikulskas Gastspiel überhaupt stattfinden konnte. Als eineinhalb Wochen zuvor die über alle Flussgrenzen hinaus wachsende Wupper die Blütenstadt überschwemmt hatte, war sie auch durch das Gotteshaus an der Marktstraße geschwappt. Sechzig Zentimeter hoch hatte es im Innern der Kirche gestanden.

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An den Holzbänken kann man die ehemalige Position der Wasseroberfläche noch gut sehen, weil die Lasur des Holzes vom Wupperwasser ein Stück weit abgewaschen wurde. Die Heizungsanlage sowie Teile der Licht- und Lautsprechertechnik wurden zerstört, da sie unterhalb der Bodenoberfläche lagen.

Beschädigte Orgel

Eine neue Truhenorgel – der Wert: 36 000 Euro – hatte ebenerdig in der Kirche gestanden und wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. „Derzeit ist sie bei einem Orgelbauer, der das Ausmaß des Schadens feststellt. Immerhin kann man sie wohl reparieren“, sagt Carsten Ehret. Eine Elementarschadenversicherung habe für die Kirche nicht existiert. Dennoch spricht er vom „Glück im Unglück“: „Das Holz der Bänke und des Bodens darunter ist über 200 Jahre alt und somit sehr robust. Es gibt wohl keine langfristigen Schäden.“

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Ein paar Tage Schlammschippen und Lüften bei offenen Kirchentüren – hineinfliegende Tauben inklusive – hätten genügt, um die Lage wieder zu entschärfen. „Das Pfarrzentrum hat es da viel schwerer erwischt.“ Musik als Nebensache eben.

Hoffnung und Freude

Aber auch als Hauptsache, wenn Anna Pikulska sagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich auftreten kann.“ Umso schöner sei es, nun doch hier zu sein. Schließlich sei dieses Konzert keines wie jedes andere. Es finde nach der Flut statt. Sprich: „Musik kann den Menschen in Situationen wie diesen helfen. Sie gibt Hoffnung und Freude. Immer.“

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