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Harry Potter auf LateinJule Langen hat eine Leidenschaft für Fremdsprachen

Lesezeit 3 Minuten

Leichlingen – „Harrius Potter et Philosophi Lapis“ – so heißt der erste Band der berühmten Harry Potter-Reihe auf Latein. Jule Langen hat das ganze Buch gelesen, denn Latein ist für sie keine tote Sprache, sondern eine Leidenschaft. Auch Ovid und Vergil liest sie gerne. Die 16-jährige Nichte der Kinderbuchautorin Annette Langen nahm bereits vor zwei Jahren das erste Mal am „Bundeswettbewerb Fremdsprachen“ teil.

Jetzt war sie erneut dort: „Die Aufgaben haben mir ziemlich viel Spaß gemacht, so dass ich gleich nochmal mitgemacht habe“, erzählt die Schülerin. Und wieder ist sie bis ins bundesweite Finale gekommen, das vorige Woche in Papenburg abgehalten wurde. Unterstützung erfährt sie von ihren Lehrern und auch den Freunden: Sie helfen beim Vokabeln-Abfragen und freuen sich mit Jule über den Erfolg.

Unterhaltungen auf Latein

In Papenburg lernte Jule dann auch Gleichgesinnte kennen, mit denen sie sich auf Latein unterhalten konnte. Oder jeder sprach eine andere Sprache, und man verstand sich dennoch. „Wir haben viel zusammen gelacht“, sagt Jule Langen, „mit einigen werde ich auch Kontakt halten“. Auf dem Treffen für junge Sprachentalente wurde aber auch viel gearbeitet: „Das Finale war sehr stressig und man bekam nur wenig Schlaf ab. Im Endeffekt ist es jedoch ziemlich gut gelaufen“.

Es gab Latein-Übersetzungsklausuren und Literaturgespräche auf Englisch. In kurzer Zeit auf eine andere Sprache umzuschalten ist schon für sich eine Herausforderung. Dann sollten die Teilnehmer sich nach einer Einführung in die Sprache ein persisches Gedicht erschließen und eine lateinische Präsentation erarbeiten. Bis spät abends wurden dann in Gruppen mehrsprachige Theaterstücke geschrieben, geprobt – und am Freitag aufgeführt. Ein Mammutprogramm also, das Jule beeindruckend gemeistert hat.

Schnell weiter nach Berlin

Wieder hat sie einen zweiten Preis gewonnen, und dazu sogar das beste Ergebnis aller Teilnehmenden mit Latein als erster Wettbewerbssprache erzielt. Ein Grund, stolz zu sein, auch bei den hohen Erwartungen, die Jule Langen an sich selbst hat. Von außen komme jedoch kein Druck, sagt Jule. Auch beim Bundesfinale habe man nicht das Gefühl gehabt, es mit Konkurrenten zu tun zu haben. „Es ist einfach schön, wenn man die Zeit dort genießen kann. Mir ist es wichtig, dass ich nicht das, was mich so sehr an Latein fasziniert, aus dem Blick verliere. Die Hauptsache ist, dass es mir Spaß macht“.

Direkt im Anschluss fuhr Jule zum „Tag der Talente“ in Berlin, zu dem sie mit 300 weiteren jungen Überfliegern aus verschiedenen Fachbereichen eingeladen wurde. Dort traf sie Preisträger von anderen Wettbewerben wie „Jugend forscht“ oder dem „Up-and-Coming Drehbuchpreis“, und Bildungsministerin Anja Karliczek. Unter dem Leitthema Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft konnten die Jugendlichen an Workshops teilnehmen und sich untereinander austauschen. Das Talenttreffen begann mit eine Fahrradtour durch Berlin, dann ging es weiter zum „Markt der Möglichkeiten“ – neue Perspektiven kennenlernen, neue Kontakte knüpfen.

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Jule machte mit beim Workshop „Werde Twitter-Pirat“. Sie durfte die Teilnehmenden der anderen Workshops interviewen, dann erarbeiteten die Schüler eine Präsentation der Ergebnisse aus Sicht einer künstlichen Intelligenz.

Nach dieser anspruchsvollen Woche geht es für Jule zurück in den Unterricht. Ob sie manchmal gerne mehr Zeit für Freunde hätte? Ja, natürlich. „Aber das liegt weniger an den Wettbewerben, als vielmehr daran, dass ich mehrmals die Woche lange Schule habe und viele Hausaufgaben aufbekomme. Mir gefällt es, Menschen kennenzulernen, die ähnliche Interessen haben – oder auch ganz andere.“

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