Land unterFeuerwehr in Leverkusen und Leichlingen nach Regen im Dauereinsatz

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Leichlingen Unwetter

Anwohner in Leichlingen haben mit Wasser- und Schlammmassen zu kämpfen.

Leichlingen/Leverkusen – Als Bastian Symannek am Freitagmorgen um 7 Uhr zur Arbeit ging, schien die Welt noch in Ordnung. Dass der Landschaftsgärtner am Pilgersheim Weltersbach ein paar Stunden später Sandsäcke mit einem Gabelstapler umherfahren würde, hätte er nicht gedacht.

Ein Bach oberhalb der Senioreneinrichtung war über die Ufer getreten und hatte gleich zwei Gebäude unter Wasser gesetzt. Das  Gewässer hatte die Wassermassen aus den umliegenden Feldern nicht mehr aufnehmen können.  In einem der betroffenen Häuser war die Hauptstromversorgung des Tals untergebracht. „So schlimm habe ich das hier noch nie erlebt“, so  Symannek. Und während er rangierte, joggte auf der einen Seite ein Mann in Shorts  und Gummistiefeln an ihm vorbei und  auf der anderen Seite zog ein Anwohner des Pilgerheims Weltersbach mit seinem Rollator seine Bahnen.

Während die Leichlinger Feuerwehr im gesamten Stadtgebiet von einer Einsatzstelle zur anderen eilte, waren allein bei der Einrichtung der Diakonie 35 Helfer vor Ort. Unterstützung kam von der Burscheider und Solinger Feuerwehr und vom Technischen Hilfswerk aus Wermelskirchen, das mit mehreren Hundert  Sandsäcken aushalf. Es waren insgesamt rund 70 Menschen im Einsatz. Da das Gelände jedoch so unwegsam war, konnte der anliefernde Lastwagen nicht bis zum Hauptgefahrenpunkt vordringen. Eine Menschenkette brachte die Säcke dann an die betroffene Stelle. „Wir leiten nun das Wasser über Schläuche in den Weltersbach ab“, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Marc Pelz.

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Viele Straßen in Leichlingen waren überflutet.

Weltersbach war aber nur eine von vielen Stellen, an denen die Helfer zur gleichen Zeit  sein mussten. Stark betroffen von den Wassermassen etwa war die Ortschaft Sonne. Auch der Lidl-Parkplatz am Germaniabad glich zeitweise einer Wasserlandschaft. Der Regen war durch die Gullys nach oben geschossen.

Bücherei geschlossen

Zu den betroffenen Häusern gehören unter anderem die Hauptschule und das Gymnasium, die Mensa, die Grundschulen in Bennert und an der Uferstraße sowie die Kindertagesstätte am Büscherhof. Auch die Mitarbeiter des Bauhofs bekamen nasse Füße.

Die Bücherei erlitt einen derartigen Schaden, dass sie am Samstag nicht aufmachen kann. Die Stadtverwaltung war seit 9 Uhr am Morgen nicht mehr telefonisch zu erreichen.

Entspannung machte sich auch am Nachmittag nicht breit. Noch zu diesem Zeitpunkt ergossen sich Wassermassen über die Stadt, etwa aus einem Wald auf die Straße Am Rauenbusch, die schon am Vormittag betroffen gewesen war.

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Überschwemmungen auch in Leverkusen

Auch in Leverkusen war die Feuerwehr im Dauereinsatz. Bis 12 Uhr zählte die Feuerwehr 32 Einsätze im Stadtgebiet. Meist handelte es sich um überflutete Straßen oder vollgelaufene Keller, die abgepumpt werden mussten. 

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Die Feuerwehr hatte viel zu tun.

In Bergisch Neukirchen wurden einige Häuser mit Sandsäcken vor den Wassermassen geschützt. Autofahrer konnten von diesem Stadtteil nicht mehr auf direkten Weg nach Leichlingen gelangen, weil Straßen NRW die Straße gesperrt hatte. Die Fahrbahn stand nicht nur zeitweilig unter Wasser, es lag auch viel Geröll auf der Straße.

Ölbach über die Ufer getreten

Ebenfalls mit Sandsäcken im Einsatz waren die Helfer auf der Atzlenbacher Straße in Bergisch Neukirchen. Der Ölbach war über die Ufer getreten und gefährdete angrenzende Häuser und Baustellen. Der Fluss hatte große Mengen von Schlamm auf die Straße gespült. „Da wir alle unsere Säcke bereits gebraucht hatten, haben wir 20 zusätzliche von den Kollegen aus Köln bekommen“, sagte der stellvertretende Leiter der Berufsfeuerwehr, Jörg Gansäuer, im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“.

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Das Wasser auf den Straßen kann nicht ablaufen.

Die Helfer waren mit allen Kräften der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Ansonsten hätten die Leverkusener alle Fahrten ohne Hilfe von Wehren aus den umliegenden Städten alleine geschafft. „Es wäre aber auch schwierig gewesen, kurzfristig Hilfe zu bekommen. Schließlich sah die Einsatzlage in den anderen Städten nicht viel anders aus“, so Gansäuer.

Autofahrer aus Unterführung am Willy-Brandt-Ring befreit

Aus einer misslichen Lage hatte die Feuerwehr einen Autofahrer befreit, der in eine mit Wasser gefüllte Senke an einer Unterführung auf dem Willy-Brandt-Ring gefahren ist. „Wenn man mit hoher Geschwindigkeit da rein fährt, zieht das Auto Wasser statt Luft“, sagte der Feuerwehrmann. Die Folge: Nichts geht mehr.  Gansäuer: „Wir haben das Auto dann herausgezogen und die Kanalisation von Schmutz und Laub befreit, so dass das Wasser wieder abfließen konnte.“

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Auch der Willy-Brandt-Ring in Leverkusen war betroffen.

Teilweise wurden auch Bäume oder Äste entfernt, die auf Verkehrswege gestürzt waren. Auf der Autobahn 3 in Fahrtrichtung Langenfeld leiteten Einsatzkräfte Wasser auf der Fahrbahn in die Kanalisation ab. Zwischenzeitlich hatte sich ein langer Rückstau gebildet.

Gansäuer geht davon aus, dass eine so heftige Einsatzlage wie am Freitag nicht die letzte gewesen sein wird. „Das Wetter hat sich in den vergangenen Jahren verändert“, so der stellvertretende Feuerwehr-Chef.  „Wir beobachten zunehmend Starkregen, der schnell und heftig einsetzt.“ Und in solchen Fällen sei die Kanalisation in der Stadt schnell überfordert und das Wasser könne nicht mehr abfließen.

Weitere Informationen zur Unwetterlage im Rheinland lesen Sie hier. (mbc, hol)

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