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LeichlingenMahnmal am Bahnhof erinnert an einen Bombenangriff 1944

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Mit Reden und der Musik des Posaunenchores wurde das Mahnmal am Sonntag feierlich eingeweiht.

Mit Reden und der Musik des Posaunenchores wurde das Mahnmal am Sonntag feierlich eingeweiht.

Leichlingen – Es scheint, als wäre das Unheil gerade erst passiert. Der Pfeiler ragt steil aus dem Boden heraus. Eine Gewalt hat ihn aus der Konstruktion gerissen, das Metall ist in Mitleidenschaft gezogen worden.

Rostflecken ziehen sich über die Oberfläche. Was den Pfeiler hält, das ist der Granitblock dahinter, der mit seiner edlen Oberfläche nicht zu dem Pfeiler zu passen scheint.

Der Kontrast ist bewusst. Der Leichlinger Egbert Mainzer wusste, wie er die von Bombenangriffen zerstörte Konstruktion in Szene setzt. Der Künstler, der sich im Wettbewerb gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt hat, lässt die Geschichte reden.

Am Sonntag sprach Frank Steffes für sie. Ganz in Schwarz gekleidet, stellte sich der Bürgermeister in die pralle Sonne und erzählte, was an jenem schicksalhaften Tag passiert war.

Am 4. Oktober 1944 attackierte ein Jagdbomber der amerikanischen Luftwaffe einen in Leichlingen haltenden Personenzug. Der Zug fuhr aus Solingen-Ohligs an, Köln war das Ziel. Dort kam er nicht an.

Der Fahrdienstleiter versuchte noch, die Reisenden in einer Unterführung in Sicherheit zu bringen. Die Bombe schlug allerdings in das Nebengleis ein, die herumfliegenden Teile trafen die Fahrgäste. 20 Menschen starben bei diesem Angriff, etliche weitere wurden teils schwer verletzt.

Verkehrswege standen zu dieser Zeit im Fokus der Alliierten. Sie wollten der deutschen Wehrmacht den Zugang zu Nachschüben abschneiden. Joachim Köhler, ehemaliger Leiter des Kulturamtes, zählte die vorhandenen Zahlen auf. Spärlich sind sie, die genaue Zahl der Leichlinger Kriegsopfer ist unbekannt. Der Träger, der nun am Bahnhof zu sehen ist, trägt die Narben dieser Zeit. Durch Schüsse und Granatsplitter wurde die historische Bahnsteigüberdachung schwer beschädigt.

Was ein Denkmal ausmacht

Was macht nun ein gutes Denkmal aus? Es soll zum Innenhalten anregen, Erinnerungen wachhalten. Und eine Brücke von der Vergangenheit bis zur Gegenwart schlagen. Im Namen des Stadtrates drückte Steffes seine Begeisterung aus. Das Denkmal zum Gedenken an den Bombenangriff habe auch ihn tief berührt. Er verzichtete darauf, das Denkmal vor den Augen der zahlreichen Zuschauer feierlich zu enthüllen. Ein Spektakel wie dieses werde dem Denkmal nicht gerecht. In Ruhe solle man es auf sich wirken lassen.

„Gemeinsam mit den Eigentümerinnen Anneliese Oehler und Margret Hafner garantieren wir, dass das Denkmal hier dauerhaft erhalten wird“, sagte der Bürgermeister. Bereits 2011 hatte der Stadtrat beschlossen, die historische Dachkonstruktion für die Nachwelt zu erhalten. Es fehlte zunächst an einer Lösung und einem Standort. 2015 beauftragte der Rat die Stadtverwaltung, die Prüfung einer Denkmal-Errichtung zur Erinnerung an diesen Bombenangriff vorzunehmen. Weichen mussten für den jetzigen Standort drei Stellplätze für Autos. Ebenso wurden Fahrradständer verschoben, wobei nun 76 statt der vorher 36 Abstellplätze für Fahrräder vorhanden sind. Sich mit der deutschen Geschichte zu befassen, sollte die Priorität haben.

„Das Errichten eines Denkmals und der Hinweis auf seine Geschichte halten die Erinnerungen an diese Geschichte wach. Wir erinnern an das Leid und die Trauer, die so viele Menschen erfahren mussten“, sagte Frank Steffes. „Wir fragen danach, was die Vergangenheit uns sagen will und kann. Wir machen uns bewusst, wie schnell unsere Zivilisation und unsere Werte gefährdet sein können.“

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