LeichlingenSchule kämpft gegen Schlamm-Massen

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Das Schwimmbad in der Einrichtung ist für lange Zeit nicht nutzbar.

Das Schwimmbad in der Einrichtung ist für lange Zeit nicht nutzbar.

  • Das Unwetter hat in der Paul-Klee-Förderschule einen Millionen-Schaden angerichtet – Spendenkonto eingerichtet

Leichlingen –  „Mein größter Wunsch ist es, dass wir so schnell wie möglich die Förderung unserer Kinder wieder aufnehmen,“ äußert sich Schulleiterin Kattrin Reinartz-Nebe angesichts der Schlammverwüstung in der Paul-Klee-Schule in Leichlingen. Die vom Landschaftsverband Rheinland betriebene Förderschule für Kinder mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen hat es besonders schwer getroffen, als in der Nacht zu Sonntag die Schlammflut den Hang hinab Richtung Wupper rollte. 60 bis 70 Zentimeter hoch stand das schlammige Wasser in der ausschließlich ebenerdig angelegten Einrichtung. Barrierefreiheit hat in der Paul-Klee-Schule oberste Priorität. Nun stehen Rollstühle, Gehhilfen und orthopädisches Gerät dreckverschmutzt, größtenteils unbrauchbar geworden, herum. Moderiger Geruch hat sich breit gemacht und als die Schulleiterin die Tür zum Bewegungsraum öffnet, schlägt brechreizerzeugender Gestank entgegen.

Durch das schwüle Wetter am Sonntag hat der Modder zu gären begonnen. Niemand möchte sich vorstellen, wie es hier aussehen würde, wenn nicht schon in der Regennacht und am Sonntag so viele Menschen geholfen hätten. „Nachbarn boten uns an, ihre Toilette zu nutzen und ein Bekannter schob mit einem kleinen Bagger den Schlamm aus dem Hof, als wir hier eintrafen“, berichtet Kattrin Reinartz-Nebe sichtlich gerührt. „Das ist kein Arbeitsplatz, sondern ein Lebenstraum“, ergänzt eine Lehrerin mit Tränen in den Augen, als sie eine Karre mit Material durch den Schlamm schiebt.

Wie es weiter geht, kann derzeit noch niemand sagen. Neben dem hohen Materialschaden, die Einrichtung und Ausstattung betreffend, ist bisher der wirkliche Schaden am Gebäude noch nicht bekannt. Eine vage Hoffnung gibt es seitens des Statikers. Nach einer ersten Einschätzung hält er die Schäden am Bauwerk selber für überschaubar, so Reinartz-Nebe. Einmal gereinigt und durchgetrocknet, könne das Gebäude und auch das Schwimmbad weitergenutzt werden. Die Ausstattung jedoch ist hin. „Der Schaden beträgt locker mehr als eine Million Euro“, meint Jörg Wenthe, der als Vater einer Schülerin aktiv den Förderverein der der Paul-Klee-Schule unterstützt. „Therapeutisches Material, Bücher, Instrumente, es gibt fast nichts, was der Schlamm verschont hat. Zudem hat unser einziger Bus mit Hebebühne für Rollstuhlfahrer einen Totalschaden erlitten.“ Dieser wie viele andere Dinge wurde vom Förderverein finanziert, durch Beiträge und Spenden von Unternehmen, Eltern und privaten Förderern. Nun stehen sie vor den schlammverkrusteten Resten. „Daher haben wir schnellstmöglich einen Flyer erstellt, mit dem wir in dieser Extremsituation um Unterstützung bitten. Ein Spendenkonto wurde eigens eingerichtet“, so Jörg Wenthe. Er weiß aber auch, dass nicht der Materialschaden das Schlimmste ist. Die eigentliche Katastrophe ist, dass die Schule erst einmal geschlossen bleiben muss. „Besonders die Schülerinnen und Schüler der Paul-Klee-Schule brauchen Struktur“, erklärt der Vater der zehnjährigen Laura, die seit vier Jahren hier zur Schule geht. „Ich kann nicht mehr zur Schule gehen, was soll ich jetzt machen, sind die Fragen, die Laura derzeit beschäftigen“, berichtet Wenthe. Auch der Verlust persönlicher Dinge wie Hausschuhe ist für die Kinder der Paul-Klee-Schule ein tiefer Einschnitt, der sie aus dem Rhythmus bringt.

Die Schulleiterin Kattrin Reinartz-Nebe koordiniert die Helfer.

Die Schulleiterin Kattrin Reinartz-Nebe koordiniert die Helfer.

Nicht umsonst ist nun auch der LVR bemüht, die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Gemeinsam mit Dezernentin Angela Faber und Vertretern aus der Bezirksregierung habe man nach Lösungen gesucht, die für alle tragbar sind, versichert Schulleiterin Kattrin Reinartz-Nebe. Die Kinder sollen jeweils im Klassenverband an Ausweichschulen unterrichtet werden. Davon gibt es einige im Einzugsgebiet. Wichtig sei immer dabei die Barrierefreiheit.

Der LVR arbeite gerade mit Hochdruck an der Umsetzung und hoffe, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen der Unterricht weiter geht, erklärt Reinartz-Nebe. Eine Erleichterung auch für die Eltern, die teils nicht wissen, wie sie tagsüber ihre Kinder entsprechend betreut bekommen.

Für Notfälle hat der LVR ein Servicetelefon eingerichtet, das Eltern täglich von 9 bis 16 Uhr unter ? 0221 / 809 34 00 zur Verfügung steht. www.paul-klee-schule.lvr.de

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