LeichlingenTollkühne Männer auf lauten Kisten

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Das Mofa im Mittelpunkt: Eine Gilera zieht auf dem Treffen am Naturfreundehaus die Blicke auf sich.

Das Mofa im Mittelpunkt: Eine Gilera zieht auf dem Treffen am Naturfreundehaus die Blicke auf sich.

Leichlingen – Schon von weitem hört man die dröhnenden Geräusche der Auspuffe. Auf dem Weg zum Naturfreundehaus in Leichlingen begrüßen Männer in Jeanskutten die Besucher. Der Blick schweift über manches seltsam anmutendes Zweirad. Gelegentlich heizt der eine oder andere damit über den Kiesweg.

Zum ersten Mal veranstaltete der Iron Mofa-Club Leichlingen ein dreitägiges Festival für Zweiradliebhaber. Von Freitag bis Sonntag wurde gecruist und gerockt. Denn nicht nur die lauten Geräusche der Motoren dröhnten über den Platz: Rock- und Metal-Bands beschallten die Besucher mit ordentlich Bass.

Mofaclubs aus der gesamten Republik waren nach Leichlingen gekommen. Die Community sei über Landesgrenzen hinweg verbunden,berichtet der Vorsitzende der Iron Mofas, Matthias Maus. Nicht nur aus Deutschland begrüßter er Freunde des eigentlich harmlosen Zweirads, sondern auch aus der Schweiz. Der Andrang war größer als gedacht. „Wir hatten um Voranmeldungen gebeten, doch viele der sind spontan gekommen“, so Maus.

Der Nachmittag ist Ausfahrzeit in Leichlingen.

Der Nachmittag ist Ausfahrzeit in Leichlingen.

Eine Lücke wird gefüllt

Für den Moped-Liebhaber Fabian Knauss von der „Zweitakt Mafia“ steht fest: „Die Menschen lechzen nach Events wie diesen. Der Iron Mofa-Club gibt dieser faszinierenden Subkultur einen Standort.“ Der Bonner trägt eine auffällige Kutte, verziert mit einem Leopardenstoff. Mit seinem Retro-Haarschnitt macht sich der Rock’n’Roller ziemlich gut auf dem ältesten Mofamodell seines Vereins – einer Simson aus den Fünfzigern.

Neben die Sammlerstücke reihen sich weitere ausgefallene Modelle aller möglichen Jahrgänge. Spezialisten bieten kostenlos ihre Hilfe an und geben Pflegetipps. Auch die Helfer im Bierwagen haben ganz gut zu tun. Pure Gastfreundschaft ist das: Die Iron Mofas tragen alle Kosten. „Wir haben unsere Clubkasse geplündert. 4500 Euro wurden in das Fest investiert, doch das ist es uns wert“, sagt Maus. Die 13 Clubmitglieder spenden den Erlös der Stiftung „Zukunft Jugend in Leverkusen“. Eine Herzenssache für Matthias Maus, der Vater von Zwillingen ist: „Es gibt genügend Kinder, deren Eltern kein Geld für einen Urlaub aufbringen können. Die Stiftung übernimmt unteranderem die Kosten für eine Ferienfahrt und unterstützt somit die benachteiligten Familien.“ Dass sich die Menschen wieder vermehrt für die Zweiräder interessieren, wird das ganze Wochenende über sehr deutlich. Zwar dominieren in der Mofa-Community männliche Motorenliebhaber, aber bekanntlich bestätigen Ausnahme die Regel. Die Mädels des Mofaclubs „Kaktussen“ hatten sich ihre Jeanskutten umgelegt und sorgten für einige Kopfverrenkungen bei den Clubkollegen.

Michael Künzer mit Eigenbau

Michael Künzer mit Eigenbau

Doch trotz des überraschenden Erfolgs ist nicht sicher, dass der Iron Mofa-Club nächstes Jahr in eine zweite Runde geht. Für Moped-Liebhaber Fabian Knauss jedoch ist die Frage längst beantwortet: „Im nächsten Jahr wird es eine Fortsetzung geben. Wahnsinnige wie ich brauchen einen Ort der Entfaltung.“

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