Nach dem HochwasserLeichlingens Marly-Brücke ist nicht zu stark beschädigt

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Mit fortgerissenen Ziegelsteinen übersät und noch immer voll gesperrt: die Marly-Brücke im Herzen Leichlingens. 

Leichlingen – An dem Mittwochabend, als der Starkregen bereits Büscherhof und Balken überflutet hatte, sind noch zahlreiche Leichlinger Innenstädter zur Marly-Brücke gekommen. Noch wägten sie sich in Sicherheit und beobachteten das Treibgut der Wupper, das mit lautem Krachen und spürbaren Vibrationen der Brücke unter der Konstruktion hergerissen wurde. Am Abend reichte der Wupperpegel bis kurz unter die Brücke. Wie weit er noch ansteigen sollte, ahnte zu dem Zeitpunkt noch keiner.

Ganze Bäume und Haushaltsgeräte aus Ortschaften und Campingplätzen flussaufwärts donnerten gegen das Bauwerk. Nicht viel später war sie nicht mehr passierbar und damit der Ort durch die Wassermassen beinahe in zwei geteilt. In der Hochwasser-Nacht und am Folgetag, war die Wupperbrücke Opladener Straße die einzige Verbindung über den Fluss. Jetzt, zwei Wochen nach dem Hochwasser, bleibt die Marly-Brücke immer noch gesperrt. Doch es steht nicht schlecht um sie.

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Die Schäden durch das Wupperhochwasser sind beträchtlich. 

Schlimme Überflutungen des Ortskerns gab es schon 1909, 1912 und 1925. Oberste Priorität für Stadt hatte danach der Hochwasserschutz, für den zwei Jahre lang bis 1929 das Flussbett der Wupper vertieft, mit Abflussrohren statt Gräben ausgebessert und das Ufer befestigt wurde. Zum Großprojekt gehörte auch die 1926 gebaute Bogenbrücke aus Stahlbeton. Eine Vorgängerin ist 1837 von Fluten weggerissen worden, weil ein mitten im Strom stehender Pfeiler den Hochwasserabfluss behindert hatte. Auch damals hatte sich dort das Treibgut gestaut.

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Doch zur freitragenden Konstruktion hieß es in einem Vermerk der Stadtverwaltung kritisch: „Das Landschaftsbild darf nicht verunziert werden.“

Der damalige Bürgermeister Ernst Klein sprach sich persönlich gegen Bogen oder sogar Arkaden als Wupperüberquerung im Herzen Leichlingens aus, wie es manche der 40 Entwürfe vorsahen. Am Ende wurde es dennoch die kostengünstigste und praktischste Lösung. Ob die Bogenbrücke das Landschaftsbild nun verunziert oder nicht, wird immer noch debattiert, aber zumindest prägt sie es: Die seit 1989 nach der französischen Partnerstadt benannte „Marly-Le-Roi-Brücke“ wurde zum Wahrzeichen Leichlingens.

2019 war das Stahlbetonbauwerk für einige Wochen gesperrt, als es renoviert wurde. Schäden am Beton, Putz und im Brückenlager wurden saniert. Ein Jahr später stand die Frage nach dem Abbruch oder einer Unterschutzstellung im Raum.

Fast ein Denkmal

Nach einem Bürgerantrag prüfte der Landschaftsverband Rheinland das Wahrzeichen, um es in seine Denkmalliste aufzunehmen. Als Teil des „städtebaulichen Großprojektes zu Wupperregulierung und Hochwasserschutz“ sei sie stadthistorisch wertvoll, befand man. Doch die Stadtverwaltung lehnte schließlich ab, um weitere Kosten zu vermeiden. Für ihren Erhalt plädierte sie dennoch. Seit zwei Wochen sticht die Marly-Brücke nicht mehr nur durch den Bogen gen Himmel aus ihrer Nachbarschaft heraus, sondern wegen durchhängender Leitungen unter ihr. Sie zeugen von der Kraft des Wassers, der sie ausgesetzt war. Aber ein Abriss ist immer noch nicht in Sicht. Bürgermeister Frank Steffes beschwichtigt. Er gehe davon aus, die Brücke bald wieder für den Verkehr freigeben zu können.

Das Tiefbauamt habe sie selbst bereits geprüft und vorerst keine tiefreichenden Schäden feststellen können. Es werde noch auf weitere Sachverständige gewartet, die die Standfestigkeit der Marly-Brücke detailliert prüfen werden. Bisher scheint es, als hätte das bald 100 Jahre alte Leichlinger Wahrzeichen das Hochwasser 2021 überstanden.

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