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Neue Skulpturenausstellung in LeichlingenIm Sinneswald kann man glücklich werden

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„Der Himmel hängt voller Geigen“ meint Klaus Fuisting und hat sie samt Bögen im Sinneswald in einen Baum gehängt.

„Der Himmel hängt voller Geigen“ meint Klaus Fuisting und hat sie samt Bögen im Sinneswald in einen Baum gehängt.

Leichlingen – Man merkt auf Schritt und Tritt, wie es in den Köpfen der Kreativen rotiert hat, als sie das neue Jahresthema des Sinneswaldes erfuhren. Das Stichwort „Glück“ löste Assoziationen aus, ließ Sprichwörter, Lebensereignisse und Objekte blühen. „Der Himmel hängt voller Geigen?“ Klaus Fuisting hat fünf Stück davon in einen Baum gehängt und eröffnet mit ihnen auf der Wiese ganz vorne die aktuelle Ausstellung im Leichlinger Skulpturenpark schwebend leicht. „Jeder ist seines Glückes Schmied?“ Hans Achim Wagner hat nebenan auf einem Schraubstock den „Altar des Schlosserhandwerks“ errichtet. „Glück im Spiel, Pech in der Liebe?“ Oder eher andersherum? Gabriele Mai-Schmidts bunte Skulptur am Waldhang würfelt mit den Begriffen.

Die Zeit steht still

„Dem Glücklichen schlägt keine Stunde?“ Ariane Schuster hat sich von dem Zitat zu einer knallroten Ruhebank mit Standuhr ohne Zeiger inspirieren lassen. Auf ihr nimmt man mit herrlichem Ausblick auf das friedvolle Tal gerne Platz, um Ruhe, Natur und Augenblick zu genießen – gerade in dieser aufgeregten Corona-Zeit ein Glücksmoment.

Diesmal haben sich die Künstler ganz eng an das Motto gehalten. Acht tibetische Glückssymbole hat Wolfgang Adam auf Steine gemalt. Beim Rundgang begegnet man einem rostigen Glücksritter, Schutzengeln, Kleeblättern, Glückspilzen und einer Hängebrücke zum Glück.

Glücksrad und Münzbrunnen

Man kann an einem Glücksrad drehen und Münzen in einen Brunnen werfen. Für manche war kürzlich noch gehamstertes Toilettenpapier das höchste Gut (Manfred Boelke hat voller Sarkasmus eine ganze Palette davon in die Gegend gestellt). Für viele ist die Geburt eines Kindes das höchste Glück: Eine goldene Babypuppe hat Regine Evertz wie einen Schatz auf einer Insel im Teich gebettet. Mutter- und Kind-Szenen gibt es mehrere auf dem Gelände, auch einen in Y-Tong gehauenen Embryo. Für andere ist die Hochzeit der schönste Tag im Leben: Die lebensgroße Braut von Mechthild Hartmann-Schäfers, die von hoch oben durch die Bäume strahlt, entpuppt sich allerdings als schöner Schein: Ihr weißes Kleid ist aus Mülltüten und Textiletiketten gestrickt.

Zwei Stunden Zeit sollte man sich nehmen, wenn man alle versteckten Pfade erforschen will. An einer ausgequetschten Ölfarbentube von Hartmut Hegener kann man darüber sinnieren, ob etwas schon halbleer oder noch halbvoll ist. An Thomas Siefers Baummobiles überlegen, welche Farbe das Gück hat.

Täglich geöffnet

Die Ausstellung im Skulpturenpark Sinneswald ist bis Jahresende täglich bis zur Dämmerung geöffnet. Das Privatgelände ist frei zugänglich. Es besteht keine Pflicht zum Tragen von Schutz-Masken, zur Vorbeugung gegen Corona-Infektionen aber das Gebot, mindestens 1,5 Meter Abstand zu halten.

Der Sinneswald befindet sich im Murbachtal an der Spinnerei Braun + Brudes, Wietsche 1 (Navigations-Eingabe: „Am Murbach 18“). Wenige Parkplätze befinden sich am Anfang des Geländes am Steinbruch. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert. Hunde sind nicht erlaubt.

Statt eines Eintrittsgeldes wird um freiwillige Spenden zur Erhaltung der Anlage gebeten. Dafür steht ein Danke-Stein am Wehr.

Sein Lieblings-Kunstwerk kann man wählen, die Abstimmung erfolgt mit Zetteln im aushängenden Briefkasten und online auf der Homepage des Sinneswaldes. (hgb)

Sich mit dem kleinen Sisyphus von Theo Hüntemann, der sich erleichtert an seinen bewältigten Felsbrocken lehnt, darüber freuen, etwas Wichtiges geschafft zu haben. Und mit der aufs Kissen gestützten Aus-dem-Fenster-Guckerin von Ute Jansen-Dietz darüber lachen, wie schön es ist, noch nicht „weg vom Fenster“ zu sein.

Schüler neben Profis

Die Riege der Profi- und Hobbykünstler wird wie stets um Jugendliche erweitert. Beteiligt haben sich das Technische Berufskolleg Solingen, eine neunte Klasse des Leichlinger Gymnasiums, und die LVR-Förderschule Sehen. Der VHS-Fotokurs hat auf 15 Quadratmetern eine Collage im Kinoformat entrollt.

Es wird nie langweilig im Sinneswald. Darum spricht der Leichlinger Maler Peter Berth vielen Besuchern aus der Seele, wenn er sich bei den Initiatoren dieses Freilichtmuseums mit einer naiven Glasmalerei bedankt und meint: „Ein großes Glück ist, dass es Wicze Braun und Wolfgang Brudes gibt.“

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