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Rathaus-OrganisationUnternehmensberater attestiert Leichlinger Kämmerei Bestnoten

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Unternehmensberater Ludwig Heimann

Unternehmensberater Ludwig Heimann

Leichlingen – Wenn Stadtkämmerer Thomas Knabbe rote Ohren bekommen hätte, es hätte niemanden gewundert in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Denn er wurde am Montagabend im Ratssaal mit Lob fast überschüttet. Von einem Gutachter: Ludwig Heimann, der als unabhängiger Berater im Auftrag der Stadtverwaltung wie berichtet seit Ende 2016 Organisations- und Prozessanalysen der Dienststellen des Rathauses vornimmt, ist bei der Kämmerei angekommen. Und sein Prüfbericht, den er nun abgab, attestiert dem von Knabbe verantworteten Amt 20 teilweise Bestnoten.

Urlaubssperre für den Etat

Das interne Verfahren zur Aufstellung der Leichlinger Haushaltspläne zum Beispiel findet Heimann vorbildlich sorgfältig strukturiert. Vor allem das von Knabbe und Bürgermeister Steffes eingeführte „Herzstück“ der Planungsphase begeistert den Unternehmensberater geradezu:

Vor den Sommerferien beginnt im Rathaus eine zweiwöchige Klausur mit ganztägigen Konferenzen mit den Fachämtern, in denen die Projekte und Budgets fürs nächste Jahr möglichst genau festgelegt werden. Sie sind heilig. Es gilt Urlaubssperre. Der Verwaltungschef nimmt teil. Und es sind direkt Entscheidungen möglich. „Das Verfahren ist sehr zeitaufwendig, aber auch sehr effizient, ein ungewöhnlich strukturiertes Vorgehen“, lobt Heimann: „Das ist nicht in allen Kommunen, die wir kennen, so!“

Eine weitere Bestnote gab der Experte der Vollstreckungsabteilung, deren Erfolgsquote bei der Eintreibung von Geldern „herausragend“ sei. Was Heimann mit Zahlen belegte: 2018 konnte die Leichlinger Behörde, die im Rahmen einer Kooperation auch Dienstleister für Burscheid und Odenthal ist, 96,5 Prozent aller Fälle, 6546 an der Zahl, erledigen. Dabei wurden 1,7 Millionen Euro beigetrieben.

Da der Leiter der so gut funktionierenden Abteilung, Dietmar Kemp, Ende August 2019 in den Ruhestand tritt, empfahl Heimann, für die Position alsbald eine interne Nachfolge zu sichern, um die Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können.

Die Politiker, die mit Kritik schnell bei der Hand sind, wenn es Abweichungen von Etatansätzen gibt und geplante Arbeitsvorhaben verschoben werden müssen, hörten interessiert, wie seriös der Gutachter die Kämmerei-Arbeit bewertet. Freilich verschwieg Heimann auch nicht Sand im Getriebe. Vier Beispiele:

Mit einigen Fachämtern (genannt wurden Jugend und Schule, Gebäudewirtschaft und Tiefbau) laufe die Kommunikation mit dem Finanzchef „nicht immer störungsfrei“. Das führe dazu, dass sich die Kollegen Zahlenmaterial „oft mühsam und aufwendig besorgen“ müssten.

15000 Rechnungen im Jahr

Der zu komplizierte „Rechnungs-Workflow“ – die Bearbeitung von jährlich circa 15 000 eingehenden Rechnungen, müsse alsbald vollständig digitalisiert werden.

Ungenutzte Stellenanteile aus Finanzbuchhaltung und Vollstreckung sollten zu einer neuen Vollzeitstelle zur Entlastung der Haushaltsabteilung zusammengeführt werden.

Und: Kämmerer Thomas Knabbe sollte dringend einen stellvertretenden Amtsleiter bekommen – erstaunlicherweise hat er nämlich keinen, weil diese Funktion bisher offenbar niemand aus dem Amt ausüben möchte.

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