Vom Bauernhof zum Edel-ResortMüllerhof soll ein Pferdegestüt mit Hotel werden

Lesezeit 3 Minuten
Viel bestauntes, unvollendetes Märchenschloss an der Wupper: Der Müllerhof wäre als Hotel eine feine Adresse.

Viel bestauntes, unvollendetes Märchenschloss an der Wupper: Der Müllerhof wäre als Hotel eine feine Adresse.

  • Wird es ein Restaurant von Sarah Wiener, Tim Mälzer oder Horst Lichter?
  • Die Stadtverwaltung will den Investoren nun doch mehr als Landwirtschaft erlauben.
  • Die Bezirksregierung muss Änderung des Flächennutzungsplans genehmigen.

Leichlingen – Der Müllerhof soll aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden. Das über den Rohbau bis heute nicht hinausgekommene und leerstehende riesige Märchenschloss an der Wupper steht am Montag, 16. September, im Ratssaal vor einer entscheidenden Hürde. Denn die Stadtverwaltung schlägt den Politikern in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vor, den Flächennutzungsplan für das Anwesen zu ändern und einen Bebauungsplan aufzustellen.

Er soll den Eignern ihren Wunsch erfüllen, auf Gut Müllerhof nicht nur ein Gestüt mit Zuchtbetrieb, Pferdepension und Ponyhof zu betreiben, was kein Problem wäre, sondern in den spektakulären Gemäuern auch ein Hotel und Restaurant zu eröffnen, was bislang verboten ist.

Das Wappen für das Gestüt "Gut Müllerhof zur Motte" mit Pferd und bergischem Löwen.

Das Wappen für das Gestüt "Gut Müllerhof zur Motte" mit Pferd und bergischem Löwen.

Also doch ein Hotel. Und was für eines. Die Investoren, die „Gestüt Gut Müllerhof zur Motte GmbH“ des Düsseldorfer Projektentwicklers Rainer Kohl (LO-Projects) sprechen von einer repräsentativen Vier-Sterne-Herberge mit 70 Zimmern, in der auch „außergewöhnliche private und geschäftliche Feierlichkeiten“ und Hochzeiten mit Pferdekutschen abgehalten werden sollen. Mit ausgewählten Hotelbetreibern sei man über die Leitung im Gespräch.

Sarah Wiener, Tim Mälzer oder Horst Lichter

Welches Niveau man anstrebt, wird bei den Ankündigungen zum Restaurant noch deutlicher: Das Lokal in der Orangerie soll eine eigene Confiserie und Bäckerei erhalten und von prominenten Köchen fast im Sterne-Bereich betrieben werden: „Wir denken an Sarah Wiener, Tim Mälzer oder Horst Lichter.“ Zudem seien eine Imkerei, ein Hofladen und eine Forellenzucht vorgesehen.

Diese Perspektive wäre die Rettung für die unfertige Baustelle, der immer ein realisierbares Nutzungskonzept fehlte. Jahrzehntelang hatte der 2018 verstorbene Düsseldorfer Schreinermeister Otto Kunze bekanntlich an seinem Lebenstraum gearbeitet. Er wollte aus dem früher bescheidenen und teils abgebrannten Bauernhof einen prächtigen Gutshof wie in seiner oberschlesischen Heimat machen. Dass er das Anwesen bei Ziegwebersberg landwirtschaftlich jemals rentabel würde nutzen können, ist immer schon bezweifelt worden.

Stadt gibt dem Vorhaben eine Chance

Eine Genehmigung für Wohnzwecke oder darüber hinaus gehendes Gewerbe galt bisher aber als aussichtslos. Entsprechend argwöhnisch ist das ausufernde Wachstum von Stallungen und Herrenhäusern zu einer von Türmen gekrönten Burganlage verfolgt worden. Jetzt wendet sich offenbar das Blatt. Die Stadtverwaltung will den Stillstand an der vielfach bestaunten Baustelle beenden und dem Werben der Eigentümer nachgeben. Sie schwärmt in ihrer Beratungsvorlage für den Stadtrat selbst von einem authentischen agrotouristischen „Leuchtturmprojekt“ für den Fremdenverkehr und Wirtschaftsstandort Leichlingen. Es würde zu der in der Stadt bereits etablierten Reiterbranche passen und eine Lücke im Beherbergungsgewerbe schließen.

Schmackhaft machen die Betreiber den Ratsfraktionen ihr Vorhaben auch mit dem Hinweis auf artgerechte Pferdehaltung auf großen Koppeln, renaturierte Wiesenlandschaften, einen Lehrgarten mit Obstbäumen und das pädagogisch begleitete Pony-Projekt „Kleine Freunde“ für Kinder.

Das könnte Sie auch interessieren:

Einen großen Pferdefuß gibt es noch: Ob auch die übergeordneten Behörden dem Karrieresprung vom Bauernhof zum Edel-Resort im Landschaftsschutzgebiet zustimmen, ist ungewiss. Bevor Hotelgästen und Reitern Zimmertüren und Scheunentore geöffnet werden können, muss die Bezirksregierung die Ziele des Regionalplans aufgeben und die Änderung des Flächennutzungsplan von Landwirtschaft zum Sondergebiet genehmigen.

KStA abonnieren