MedizinVier Belegärzte für St. Remigius

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Drei HNO-Ärzte und eine Ärztin werden die Disziplin im Sankt-Remigius abdecken

Drei HNO-Ärzte und eine Ärztin werden die Disziplin im Sankt-Remigius abdecken

Niemand geht gerne in ein Krankenhaus, um sich operieren zu lassen. „Da hilft es, wenn man ein bekanntes Gesicht sieht“, sagt Philipp Kuhn. Andreas Helfritz kann sich an ein Kind erinnern, das verängstigt im Behandlungsraum saß. „Doch als ich reinkam, ist es mir auf den Arm gesprungen – und alles war gut.“ Unter anderem deshalb ist es im Opladener St. Remigius Krankenhaus jetzt für noch mehr Patienten möglich, sich vom eigenen Hals-Nasen-Ohrenarzt operieren zu lassen.

Zwei Belegärzte gibt es dort bereits seit einiger Zeit: Bert Martes und Karl-Heinz Küppers aus Küppersteg. Neu dazugekommen sind nun die Langenfelder HNO-Ärzte Philipp Kuhn und Andreas Helfritz sowie Nadine Wilms, die vor einigen Monaten eine Praxis in der Birkenbergstraße ganz in der Nähe des Krankenhauses eröffnet hat.

„Belegabteilung“ nennt sich das in Opladen nun verstärkt praktizierte Modell: Niedergelassene Ärzte nutzen die Infrastruktur des Krankenhauses für kleinere Operationen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. „Das hat den Vorteil, dass wir alles aus einer Hand anbieten können: Vor- und Nachsorge in unserer Praxis und die Operation im Krankenhaus“, erklärt Helfritz. Die Praxis für solche Operationen auszustatten, wäre viel zu aufwändig. „Wir operieren etwa fünf bis zehn Mal in der Woche, da würde sich ein eigener OP überhaupt nicht lohnen.“

Bessere Ausstattung

Außerdem könnten sie im Krankenhaus auf die viel bessere Ausstattung zurückgreifen – inklusive der speziell ausgebildeten Ärzte und OP-Helfer. „Man freut sich ja immer, wenn alles gut läuft. Aber bei Problemen sind dann eben auch die Kollegen da“, sagt Kuhn.

Häufige Eingriffe, die auf deratr vorgenommen werden, sind Operationen an Nasennebenhöhlen und -Nasenscheidewänden, an Mandeln, Stimmbändern oder dem Mittelohr. Einige der Ärzte führen auch kosmetische Eingriffe und Schnarch-OPs durch. „Eigentlich kann man sagen, dass wir alles machen außer bösartigen Tumoren“, fasst Küppers zusammen.

Für die Patienten hat das den Vorteil, dass sie alles aus einer Hand bekommen und der Arzt immer darüber Bescheid weiß, wie eine OP genau gelaufen ist und somit in der Nachsorge darauf reagieren kann. „Außerdem sind wir ausgebildete Fachärzte, die selber lange als Oberärzte im Krankenhaus gearbeitet und solche Operationen schon Hundertfach durchgeführt haben“, sagt Helfritz. Im Krankenhaus werde man sonst ja häufig von Assistenzärzten operiert, die nicht über das gleiche Maß an Erfahrung verfügten. Und „Die Patienten können stationär aufgenommen werden und müssen nicht mit Tamponaden zugestopft nach Hause gehen“, sagt Helfritz.

Klinik profitiert auch

Das Krankenhaus profitiert von der Kooperation finanziell, aber auch durch das Know-how der Fachärzte, sagt Cerstin Tschirner, Sprecherin der „Kplus-Gruppe“, zu der das Remigius-Krankenhaus gehört. „Wenn in anderen Fachbereichen eine Frage aus dem HNO-Bereich auftaucht, können wir den gerade anwesenden Belegarzt um eine Einschätzung bitten.“ So zum Beispiel, wenn eine Schwangere über Halsschmerzen oder eine Seniorin über Schwindel klagt.

Außerdem ist die Kooperation wichtig für die Ausbildung: Angehende Assistenzärzte brauchen dazu eine bestimmte Anzahl an Operationen aus verschiedenen Bereichen. Besonders Narkoseärzte profitieren von den Fällen, die die Fachärzte ihnen bringen.

„Im HNO-Bereich sind häufig Kinder betroffen, wir bringen ihnen viele Fälle von Kindernarkosen.“ Für das Krankenhaus ist das eine gute Werbung. „Auszubildende legen Wert darauf, alle Stationen an einem Ort absolvieren zu können und nicht wechseln zu müssen“, sagt Tschirner.

Also alles im Sinne der Patienten und der Gesundheitsversorgung? Klar, sagen die Ärzte. Aber auch sie persönlich profitieren vom Belegarztsystem „Unsere Ausbildung ist vor allem operativ und wir haben lange im Krankenhaus gearbeitet“, sagt Helfritz. „Da wäre es doch schade, wenn wir das mit der Eröffnung der eigenen Praxis überhaupt nicht mehr anwenden könnten.“

Auch für Nadine Wilms, die in ihrer Praxis alleine arbeitet, ist das Operieren im Krankenhaus ein willkommener Ausgleich: „Hier arbeiten wir im Team und können uns untereinander austauschen, das ist auch schön und wichtig.“

Andreas Helfritz,

HNO-Arzt

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