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Mehr Kitas in LeverkusenStadt baut Kinderbetreuung deutlich aus

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Die Container an der Stralsunder Straße sollen nun als Kita für 80 Kinder genutzt werden.

Die Container an der Stralsunder Straße sollen nun als Kita für 80 Kinder genutzt werden.

  • Rund 300 neue Plätze werden für das Kita-Jahr 2018/ 19 geschaffen - vor allem über Dreijährige profitieren

Leverkusen – Vor einem beeindruckenden Minus von 438 Kita-Plätzen stand die Jugendhilfeplanung vor einem Jahr. Diese Zahl hat aufgerüttelt: Wenn sich die Mitglieder des Kinder- und Jugendhilfeausschusses am 18. Januar treffen, um das Betreuungsplatzangebot für das Kita-Jahr 2018/2019 zu beschließen, können sie auf deutlich weniger ernüchternde Zahlen blicken. Rechnerisch fehlen dann noch 139 Betreuungsplätze.

Besonders fällt eine Zahl in dem 13-seitigen Dokument auf: „- 4“ steht in der Spalte für die Differenz zwischen Bedarf und Platzangebot für über Dreijährige. Im vergangenen Jahr fehlten für diese Alterskategorie noch 299 Plätze. Eltern, die ein dreijähriges Kind für die Betreuung anmelden wollten, bekamen häufig schon bei der Besichtigung der Einrichtung mitleidige Blicke und die Aussage: „Über Dreijährige nehmen wir gar nicht mehr auf“.

Das hat dazu geführt, dass viele Eltern ihre Kinder schon früher als gewünscht in eine Betreuung geschickt haben, um sich einen Platz zu sichern. "Wir haben in diesem Jahr verstärkt am Ausbau von Ü-3-Plätzen gearbeitet", sagt Jugendamtsleiterin Angela Hillen.

Container für Kinder

Die Kita an der Alten Landstraße in Küppersteg wird um eine Gruppe mit 20 Plätze erweitert, die Nutzung der Container an der Stralsunder Straße / Herderstraße, die nicht mehr für Flüchtlinge gebraucht werden, bringt weitere 80 Plätze. Dazu kommt die Reaktivierung der ehemaligen Bayer-Kita am Kurtekottenweg, die renoviert und ab dem dritten Quartal 2018 vom Deutschen Roten Kreuz betrieben werden soll (50 Plätze).

In mehreren Einrichtungen wurden zudem U-3-Plätze in Ü-3-Plätze umgewandelt. „Wir haben in den vergangenen Jahren vor allem Plätze für unter Dreijährige geschaffen, als der Rechtsanspruch dafür eingeführt wurde“, sagt Hillen. Diese Plätze wurden vom Land finanziell stärker gefördert, waren somit auch für die Stadt attraktiver. Nun hat sich die Gesetzgebung geändert und jeder Kitaplatz wird gleich gefördert.

Wo Fördermittel nicht zurückgezahlt werden müssen, weil sie zweckgebunden genehmigt wurden, hat die Stadt umstrukturiert. Zum einen, weil kleinere Kinder auch in Tagespflegeeinrichtungen untergebracht werden können - und diese sind kurzfristig leichter zu realisieren, als eine ganze Kindertagesstätte. So wurden im vergangenen Jahr bereits 72 neue Plätze bei Tagesmüttern und in Großtagespflegen geschaffen. Außerdem hat die Stadt das Ziel, dass Kinder „durchwachsen“ können, also die Einrichtung nicht wechseln müssen, wenn sie drei Jahre alt werden. Auch dafür braucht es den Ausbau der Ü-3-Plätze.

Derzeit ist es noch in vier städtischen Einrichtungen so, dass Kinder, die mit einem Jahr aufgenommen werden, nur einen befristeten Vertrag bis zum dritten Lebensjahr bekommen. Allerdings mit der festen Zusage auf einen anschließenden Platz in einer anderen Einrichtung. Die Umgewöhnung bedeutet allerdings für Kinder, Eltern und Kita zusätzlichen Stress. „Wir prüfen derzeit, ob wir mit baulichen Veränderungen Abhilfe schaffen können“, sagt Hillen, ohne schon zu viel versprechen zu wollen.

Viele Rechtsansprüche

Am 18. Januar beschließt der Kinder- und Jugendhilfeausschuss voraussichtlich das Betreuungsplatzangebot, dann beginnen die Kitas mit der Platzvergabe für 2018/19. Vormerkungen im Online-System der Stadt sollten nach Möglichkeit vorher abgegeben sein: http://www.leverkusen.de/leben-in-lev/familie-kinder/kita-planer.php.

710 Rechtsansprüche auf einen Betreuungsplatz für das Kita-Jahr 2017/18 sind bis Jahresende eingegangen. Diesen können Eltern stellen, wenn sie über die normale Vergabe keinen Platz bekommen haben. Die Stadt muss dann innerhalb von sechs Monaten einen Platz bereit stellen, sonst können die Eltern klagen. 665 Rechtsansprüche konnten bereits erfüllt werden, zum größten Teil über Überbelegungen. Die verbleibenden sind ab November eingegangen, hier hat die Stadt also noch Zeit, bevor eine Klage droht.

Die große Zahl der gestellten Rechtsansprüche hat den Fachbereich selbst überrascht, hatte man doch "nur" 438 fehlende Plätze ermittelt. Als Hauptgrund nennt Leiterin Angela Hillen "erstaunlich viele Zuzüge", da die Mieten in Leverkusen im Vergleich zu den benachbarten Großstädten noch vergleichsweise günstig seien. Eltern, die erst nach der Platzvergabe nach Leverkusen gezogen sind, konnten ihre Kinder auf normalem Weg nicht mehr anmelden und mussten über den Rechtsanspruch gehen. (stes)

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