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OdenthalFrischzellenkur mit „blauem Blut“

Lesezeit 5 Minuten
Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi liest am 14. Juli aus dem Buch „Ich werde nicht hassen“, das ein palästinensischer Arzt über seine Kriegserlebnisse im Gazastreifen geschrieben hat.

Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi liest am 14. Juli aus dem Buch „Ich werde nicht hassen“, das ein palästinensischer Arzt über seine Kriegserlebnisse im Gazastreifen geschrieben hat.

  • Altenberger Kultursommer möchte moderner werden – Neue Führungsmannschaft präsentiert Programm

Odenthal –  Der Altenberger Kultursommer präsentiert sich verjüngt. Nach 14 Jahren sei es Zeit für eine „Frischzellenkur“ gewesen, befand der Verein, der das kulturelle Highlight entlang der Dhünn alljährlich organisiert.

Dazu gehört auch eine komplett neue Vorstandsmannschaft um Jürgen Gnest als Vorsitzendem und Sema Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg als Stellvertreterin. Zudem hat der Kölner Musikagent Andreas Braun die künstlerische Leitung vom langjährigen Kurator Werner Ehrhardt übernommen. Neue Präsentation und neues Logo sowie ein überarbeitetes künstlerisches Konzept sollen das Festival zwischen Dom und Schloss, mit dem man zuletzt ein kräftiges Defizit eingefahren hatte, auch finanziell wieder auf die Erfolgsspur bringen.

„Professioneller“ soll alles werden, betont Sema zu Sayn-Wittgenstein, die als Hausherrin des prominenten Veranstaltungsorts Schloss Strauweiler bereits seit Jahren dem Altenberger Kultursommer nahesteht. Dass sie jetzt in die Verantwortung geht, sich vor allem für die „modernen“ Teile des Programms, ist auch deshalb kein Zufall, weil die unter dem Namen Sema Meray bekannte Schauspielerin und Autorin gute Kontakte in die Kulturszene hat. Stolz ist die Prinzessin darauf, schon in ihrem ersten Jahr Top-Acts wie Die Prinzen, den Kabarettisten Dave Davis, bekannt als farbiger Toilettenmann Motombo Umbokko und den Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi zu Auftritten „überredet“ zu haben: „Denn wir können natürlich nicht so viel zahlen wie die großen Veranstalter.“ Die „blaublütigen“ Popstars werden ihren einzigen Auftritt nach der großen Tournee hier haben, „ein Schnäppchen“ bei Kartenpreisen von 45 Euro inklusive Beiprogramm. „Dafür räumen wir sogar Zimmer im Haus.“

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Einst als Instrument der Wirtschaftsförderung gegründet, lebt das Festival zwischen Juni und September, das mit vielen ehrenamtlichen Kräften gestemmt wird, immer noch vom Gedanken, Aushängeschild für Odenthal und das Bergische zu sein. Das betont auch Bürgermeister Robert Lennerts, der das Festival als Teil der kommunalen Aufwertungskampagne betrachtet.

Vereinsvorsitzender Jürgen Gnest lobte in dem Zusammenhang das Engagement vieler lokaler Sponsoren, „die teilweise mit erheblichen Summen eingestiegen sind. Wir wollen uns breiter aufstellen und gleichzeitig das Niveau anheben“, erläutert er. Daher werde es keine Karnevalsmusik mehr geben und die Auswahl der Akteure stärker auf die Auftrittsorte zugeschnitten. Die sind schließlich beim Kultursommer unverwechselbar und Teil des Events.

Klassik – Pop – Jazz: Das ist der Dreiklang, der den Ton angibt. Im Altenberger Dom und in St. Pankratius, am ersten Tag auf Schloss Strauweiler sowie beim Sonderkonzert in Leverkusen sollen die Liebhaber klassischer Musik auf ihre Kosten kommen. Bayer-Philharmoniker, das Sinfonieorchester Wuppertal, Ensembles, Chöre und Solisten präsentieren die Musik der alten Meister. Dafür haben die Vereinsvorsitzenden mit Andreas Braun einen Kenner an Bord geholt, der seit Jahrzehnten im Geschäft ist und zudem gut befreundet mit Festival-Gründer Franz Willnauer, der sich aus Altersgründen zurückgezogen hat. Braun hat noch vor der offiziellen Eröffnung ein Benefizkonzert der Bayer-Philharmoniker mit zwei Beethoven-„Schlagern“ (Klavierkonzert Nr. 5 und Sinfonie Nr. 5 c-Moll), dessen Erlös komplett dem Kultursommer zufließt. Zur Eröffnung am Samstag, 16. Juni, singen im Altenberger Dom erstmals der katholische Domchor und die evangelische Domkantorei gemeinsam. Musik von Rossini, und auch das Wuppertaler Sinfonieorchester ist erstmalig zu Gast im Dom, im Gepäck eine Sinfonie des in Witzhelden geborenen Johann Wilhelm Wilms, den Braun den „bergischen Beethoven“ nennt.

Erstmals in das Programm aufgenommen wurde eine szenische Lesung. Im Martin-Luther-Haus Altenberg wird der Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi, musikalisch untermalt, ein Solo nach dem ergreifenden Buch eines palästinensischen Kriegsopfers, „Ich werde nicht hassen“, in Szene setzen. Kontrastprogramm auf Gut Amtmannscherf. Dort bringt zunächst die Coverband „We Rock Queen“ die Bühne zum Rocken (die Musiker wurden von Brian May persönlich ausgesucht), tags darauf verwandeln die „Outlaws of Lubbock“ das Westerngut Amtmannscherf in ein Countryland.

30 000 Programmflyer sind gedruckt, der Vorverkauf hat begonnen. Muss nur noch das Wetter mitspielen, dem Prinzessin Sema mit Zeltüberdachungen ein Schnippchen schlagen möchte. Auch das ist neu, ebenso wie die Gastronomie. Besucher und Künstler werden vom Spatzenhof aus Wermelskirchen mit einer gehobenen Gastronomie versorgt.

Das Programm

Samstag, 2. Juni, 20 Uhr, Erholungshaus Bayer Leverkusen: Sonderkonzert mit den Bayer-Philharmonikern, Solist Alexander Krichel

Samstag, 16. Juni, 20.30 Uhr, Altenberger Dom: Eröffnungskonzert mit dem Sinfonieorchester Wuppertal, Solisten und Chören

Freitag, 29. Juni, 19.30 Uhr, Gut Amtmannscherf: Hits der Rockgruppe Queen mit Frank Rohles und Band „We will rock you“

Samstag, 30. Juni, 18 Uhr, Gut Amtmannscherf: Country Music mit „Outlaws of Lubbock“, Go Bigband und Western-Showreiten

Samstag, 14. Juli, 20 Uhr, Martin-Luther-Haus Altenberg: Szenische Lesung nach dem Theaterstück „Ich werde nicht hassen“ mit Mohammad-Ali Behboudi

Sonntag, 29. Juli, 19 Uhr, St. Pankratius Odenthal: Kirchenkonzert mit dem G.A.P. Ensemble, das Barockstücke spielt

Freitag, 31. August, 19.30 Uhr, Schloss Strauweiler: Open-Air-Klassiknacht mit dem Saxophonquartett „Fukio Ensemble“

Samstag, 1. September, 17.15 Uhr, Schloss Strauweiler: Musikfest und Open Air mit „Die Prinzen“ und Abschluss-Feuerwerk

Sonntag, 2. September, 11.30 Uhr, Schloss Strauweiler: Jazzmatinee

Samstag, 22. September, 20.30 Uhr, Altenberger Dom: Abschlusskonzert mit Werken von Schubert und von Suppé. Mit den Bayer-Philharmonikern, Solisten sowie dem Kölner Männergesangverein

Eintrittskarten: Altenberger Dom-Laden, Buchhandlung Viering und Schreibwaren Braden in Odenthal, Theaterkasse Bergischer Löwe in Bergisch Gladbach und Reisebüro Polito in Schildgen. Karten im Vorverkauf auch online. (spe)

altenbergerkultursommer.de

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