Ohne KonkurrenzFraktionschef der CDU will EVL leiten

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Thomas Eimermacher

Thomas Eimermacher

Leverkusen – Der Job bei der Energieversorgung Leverkusen (EVL) ist eine der besser bezahlten Geschäftsführerpositionen bei den städtischen Leverkusener Tochtergesellschaften und er wird demnächst neu besetzt.

1,2 Millionen Euro Pensionsrückstellungen

261.679 Euro im Jahr sind das Salär, das der zur Zeit noch amtierende EVL-Chef und ehemalige Landrat, Rolf Menzel, für seine kaufmännische Tätigkeit beim lokalen Strom- und Wasserversorger erhalten hat. Zusätzlich hat die Firma über 1,2 Millionen Euro Pensionsrückstellungen für seinen Ruhestand zurückgelegt.

Die Internetseite der EVL informiert aktuell unter der Rubrik Stellenangebote mit dem schlichten Satz: „Zurzeit haben wir keine Stellen zu besetzen“ – und sie liegt nach allen Erfahrungen wohl auch richtig damit. Denn die Chancen für Außenstehende, den Sahnejob an der Spitze der vergleichsweise kleinen 360-Mitarbeiter-GmbH EVL zu ergattern, sind nahe Null, auch wenn das Kölner Personalberatungsbüro IFP, ein sogenannter Headhunter, die Stelle seit ein paar Tagen auf ihrer Internetseite anbietet.

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Personalsuche nur ein Scheinangebot

Auch wenn die Personalsuche nicht billig sein dürfte, sie dürfte eher ein Scheinangebot sein. Wenn es so kommt, wie es die eingespielten Prozesse und ungeschriebenen Regeln vorschreiben, wird nicht zwangsweise der Kandidat mit der besten beruflichen Voraussetzung aus einer Menge von Bewerbungen genommen.

Denn über die Personalie bestimmt eine Personalauswahlkommission, die so entscheiden wird, wie es der Stadtrat will. Also so, wie es die Fraktionsvorsitzenden der großen Parteien zuvor aushandeln – oder längst ausgehandelt haben. Die Sache scheint klar, denn es wird immer nur ein Name genannt, wer es werden soll.

Und schon in der ersten Meldung über die vorzeitige Verrentung von Rolf Menzel wurde, bisher unwidersprochen, der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Eimermacher als dessen Nachfolger genannt. Der Kaufmann Eimermacher ist an einem Unternehmen für Chemieschutzkleidung beteiligt. Er hat jahrelang als freiberuflicher Berater für RWE gearbeitet, wie er sagt. Er hat sich auf die Geschäftsführerstelle beworben. Die Energiewirtschaft liegt ihm quasi in den Genen, denn sein Vater war bis 1990 dort technischer Geschäftsführer.

Daseinsvorsorge der Bevölkerung

Eimermacher sitzt im EVL-Aufsichtsrat, er habe dieses Mandat für ruhend erklärt, sagte Rolf Menzel, der sich ansonsten jedes Kommentars zur Auswahl seines Nachfolgers enthält und der sich, wie er sagt, aus dem Verfahren heraushält. Menzel (CDU) quittierte 2011 seinen Job als Landrat im Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises überraschend und wechselte zur EVL.

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Die Bestellung dürfte juristisch sauber sein, aber müssen die wichtigen Jobs in der Stadt immer auf diese Weise verteilt werden? Der Düsseldorfer Parteienforscher und Jurist Martin Morlok sagt: „Bei den Positionen in den städtischen Gesellschaften geht es ja um die Daseinsvorsorge der Bevölkerung. Es ist nicht gesagt, dass Politiker die Aufgaben in der Wirtschaft immer fachlich gut leisten können.“ Interessant werde es, so der Professor, wenn es fachlich besser geeignete Bewerber gebe.

Kein offenes Verfahren

Erhard Schoofs von der Bürgerliste, der selbst einen Sitz im Aufsichtsrat der EVL hat, sagt: „Im Aufsichtsrat wurde über die ganze Sache nicht frei gesprochen. Natürlich wäre ein offenes Verfahren das Beste. Und was spricht eigentlich dagegen, den Job ganz einfach nur auszuschreiben?“

Der Gesellschaftsvertrag der EVL sei nicht öffentlich, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Als einzige Regel für die Bestellung der Geschäftsführer sei im Vertrag festgelegt, dass die Stadt Leverkusen den kaufmännischen und der Partner Rheinenergie den technischen Geschäftsführer bestimmen dürfe. Ohne Widerspruchsrecht des anderen Gesellschafters.

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