Ensembleabend des JTLRasante Revue über das Scheitern

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Ensembleabend: Die aktuellen Darsteller des Jungen Theaters scheitern nur im Stück, nicht aber am Spiel auf der Bühne.

Ensembleabend: Die aktuellen Darsteller des Jungen Theaters scheitern nur im Stück, nicht aber am Spiel auf der Bühne.

Leverkusen – Manchmal ist es so eine Sache mit dem Leben, das ein richtiges Miststück sein kann – weil es neben allem Erfolg eben auch das Scheitern bereithält. Das Scheitern in der Liebe. Das Scheitern im Beruf. Das Scheitern an der Sozialkompetenz.

Und weil jeder irgendwann schon einmal an etwas gescheitert ist und das kennt, hat auch jeder, der an diesem Abend den Weg ins Junge Theater Leverkusen (JTL) an der Karlstraße gefunden hat, einen gehörig großen Spaß an dem, was die Mitglieder des Ensembles dort vorne auf die Bühne bringen: eine Revue des Scheiterns.

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Sie ist abgrundtief sarkastisch, irre komisch und hellauf begeisternd. Und sie ist rasant bis zum Anschlag, was am Konzept dieser Aufführung liegt: Es ist ein so genannter „Ensembleabend“, an dem alle Mimen des Hauses wieder und wieder und in allen möglichen personellen Konstellationen auf der Bühne zusammenkommen, um das Scheitern zu zelebrieren. Es geht um Familien, die eigentlich keine mehr sind. Um Erfolgs-Seminare, die sich als Rohrkrepierer entpuppen. Um Schauspieler, die aus lauter Streit und Zoff keinen vernünftigen Satz über die Lippen bekommen. Um die Realität wegsaufende Typen am Tresen. Und um diese ewigen Mantras und stereotypen Sätze, die jeder von Postkarten und aus Büchern kennt und die sich am Ende doch nur als leeres Gewäsch entpuppen: „Das Leben ist zu kurz für „irgendwann. Worauf wartest Du?“ „Du bist viel stärker als du denkst.“ „Wege entstehen dadurch, das man sie geht.“

Die aktuellen Nachwuchsdarsteller dieses Theaters, das derzeit eine Woche lang Mittelpunkt und Gegenstand der Feier zum eigenen 20-jährigen Bestehen ist, zeigen mit einer Begeisterung und Empathie, die in jeder Sekunde bewegen, wie wunderbar sich Freude, Euphorie, Irrsinn, Wut, Trauer, Melancholie und Hass Bahn brechen können auf der Bühne – wenn man als Darsteller sein Ding gefunden hat. Und. Sie sind der lebende Beweis dafür, dass das Junge Theater mindestens in der Stadt, eher aber weit darüber hinaus als Ausbildungsstätte des Schauspiels seines Gleichen sucht. Es ist ein Ensembleabend, der wie ein Ausrufezeichen blinkt und blitzt.

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