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Multikultureller Kleiderbügel

Lesezeit 3 Minuten
Mahdia (rechts) liest ihre Geschichte vom Kleiderbügel vor, die außerdem aufgezeichnet wird.

Mahdia (rechts) liest ihre Geschichte vom Kleiderbügel vor, die außerdem aufgezeichnet wird.

Ein Kleiderbügel, der Weihnachten rettet, und einer, der mit einem Wissenschaftler auf Zeitreise geht – so etwas gibt es nur in der Phantasie und im kreativen Gedankenreichtum von Kindern und Jugendlichen. Über zwei Tage ging der arabisch-deutsche Schreib- und Erzählworkshop, an dem Kinder und Jugendliche aus den siebten Klassen der Theodor-Wuppermann-Schule in Manfort teilnehmen konnten.

„Ursprünglich war das Ganze als ein arabisch-deutsches Projekt gedacht, aber weil sich doch so viele Jugendliche anderer Nationalitäten als deutsch und arabisch gemeldet haben, war es dann primär auf deutsch“, erzählt Anke Holgersson vom Kulturbüro der Stadt Leverkusen. Konzipiert wurde der Workshop vom Kulturbüro und den Jugendkunstgruppen, gefördert wurde das Projekt durch die Mittel des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Neun Teilnehmende aus sieben Nationalitäten zwischen zwölf und fünfzehn Jahren haben ihre eigenen Kurzgeschichten zum Thema „Kleiderbügel“ entwickelt, geschrieben und diese aufgenommen.

Projektleiter Ahmad Katlesh erklärt, dass er eigentlich sechs Geschichten rund um den Kleiderbügel schon vorbereitet hatte, um den Jugendlichen Denkanstöße zu liefern. „Alle waren aber so kreativ und haben ihre eigenen Ideen entwickelt, dass sie die Vorlagen gar nicht brauchten“, ergänzt Charlotte Triebus, die mit Katlesh das Projekt zusammen leitet und selber als Art-Director, Tänzerin, Designerin und Fotografin arbeitet. Katlesh kommt aus Damaskus, wohnt mittlerweile in Düren und arbeitet weltweit als Sprecher und Journalist und veröffentlicht auf seinem Soundcloud-Kanal Lyrik und Passagen aus Novellen auf arabisch. „Wir haben viel mit Sprache und Assoziation gearbeitet und fünf fertige Geschichten vertont“, sagt Triebus.

Die bunten Klebezettel und Poster an den Wänden zeugen von einem intensiven Brainstorming. Deutsche, arabische und russische Wörter sind auf den ersten Blick zu erkennen. „Als die Jugendlichen überlegt haben, was sie mit dem Thema Kleiderbügel verbinden, haben wir die gesammelten Begriffe direkt in mehrere Sprachen übersetzt“, erklärt Triebus. Zur Vorführung der aufgenommenen Geschichten sind alle aufgeregt. „Das schwierigste war, sich in der Kleingruppe auf eine Idee zu einigen“, findet der zwölfjährige Stefan.

Für Diliar und Mkabir sei hingegen das Zeichnen der Storyline und die Ideenfindung die größte Herausforderung gewesen. „Und ein bisschen peinlich ist es irgendwie auch, seine eigene Stimme in den Aufnahmen zu hören“, sagt Mkabir lachend.

Wie auch von Mkabir und Diliar, die beide ursprünglich aus Syrien stammen und sich an der Schule in Manfort angefreundet haben, ist die Muttersprache vom 14-jährigen Ghais arabisch. Trotzdem würde er gerne den Workshop noch einmal auf deutsch machen. „Ich kann auf arabisch nämlich nicht mehr so gut schreiben“, sagt er. Worauf er in dem Workshop stolz sei?: „Darauf, dass wir das alles geschafft haben!“

Von allen Teilnehmenden ist die Resonanz durchweg positiv – am positivsten wohl von Ghais, der sich mit einem „Frau Lethaus, warum kann denn Schule nicht immer so sein?“ an die schmunzelnde Schulleiterin wendet.

Charlotte Triebus, Projektleiterin

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