„Du hast viel bewegt“Wiesdorfer Gemeinde verabschiedet sich emotional von Ralf Hirsch

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Ralf Hirsch

  • Der Wiesdorfer Priester Ralf Hirsch wurde von seiner Gemeinde verabschiedet. Ihm steht ein neuer Lebensabschnitt bevor: Am 1. August tritt er seinen neuen Job als Busfahrer an.
  • Wie sehr ihm die Verabschiedung ans Herz gegangen ist und warum er sich auf seinen neuen Job freut, lesen Sie bei uns.

Leverkusen – So einen Anblick erleben Kirchenmitglieder dieser Tage nicht mehr allzu häufig: Die Wiesdorfer Kirche Herz Jesu platzte am Sonntagabend aus allen Nähten. Links und rechts der Bänke und sogar in mehreren Reihen zum Ausgang hin stauten sich die Besucher.

Es war aber auch kein gewöhnlicher Gottesdienst, der abgehalten wurde: Verabschiedet wurden Pfarrer Ralf Hirsch, Pastoralreferentin Violetta Gerlach und Kaplan Johannes Zhao.

Standing Ovations

Vor allem der Abschied von Pfarrer Hirsch fiel der Gemeinde schwer. Schon zu Beginn des Gottesdienstes gab es frenetischen Applaus und Standing Ovations. „Mit großem Wehmut“ sagt die Gemeinde dem 50-Jährigen „Tschüss“, bekannte Stadtdechant Heinz-Peter Teller und steuerte einige Anekdoten aus der Anfangszeit von Hirsch bei.

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„Vor sieben Jahren war auch so eine Hitze wie heute“, erinnert sich Teller und erzählt von der Frauengemeinschaft Opladen: Als die Frauen die Frisur des neuen Pfarrers gesehen hätten, „die nun mal das Augenfälligste bei ihm ist“, hätten sie erstmal gesagt, dass sie Geld sammeln würden, um mit ihm zum Frisör zu gehen. „Du hast hier viel bewegt“, wandte sich der Stadtdechant nun wieder ernst an Ralf Hirsch und betonte: „Du bist und bleibst jemand, der zu uns gehört.“

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Der scheidende Pfarrer war nach dem Gottesdienst zutiefst bewegt. „Ich war sehr beeindruckt von der Herzlichkeit und Atmosphäre“, sagt Hirsch. Auch, dass die Menschen nach der Messe noch Schlange gestanden und gewartet hätten, um sich von den Dreien zu verabschieden, habe ihn berührt. „Das habe ich noch nicht verdaut“, bekennt der 50-Jährige am Tag darauf.

Einige Tage Zeit hat er noch, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Er will es langsam angehen, Menschen treffen, vielleicht noch zwei Tage in Urlaub fahren, bevor er am 1. August seine neue Stelle als Busfahrer antritt. Für die trainiert er bereits fleißig und fährt mit dem Bus, um sich die Linienwege einzuprägen. Er freut sich auf den neuen Job: „In der Kirche hatte ich einen ganz spezifischen Ausschnitt der Gemeinde gesehen, jetzt werde ich sehr viele Menschen aus einer anderen Perspektive wiedersehen. Ich freue mich auf nette Begegnungen.“

Des Amtes enthoben

Ralf Hirsch wird nun seines geistlichen Amtes enthoben. Bereits 2018 hatte er sich an Kardinal Woelki gewandt: Er war sich nicht mehr sicher, ob er als Pfarrer weiterarbeiten wolle, sagte er damals im Interview mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Einen konkreten Grund dafür nannte er nicht. Hirsch sagte: „Ich kann einige Punkte in der Katholischen Kirche so nicht mehr mittragen.“ Als er seine Meinung nicht änderte, wurde er von Woelki beurlaubt. Die Wiesdorfer Pfarrei verwaltet jetzt Stadtdechant Heinz-Peter Teller – zumindest, bis es am 1. September zum großen Zusammenschluss aller westlichen Leverkusener Gemeinden von Wiesdorf bis Hitdorf kommt. (mit rar)

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