#ichbinsophieschollLeverkusenerin ist beteiligt an einzigartigem Instagram-Projekt

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Im Medienprojekt spielt Luna Wedler die Sophie Scholl - und postet ihren Alltag bei Instagram.

Im Medienprojekt spielt Luna Wedler die Sophie Scholl - und postet ihren Alltag bei Instagram.

Leverkusen – Als in der vergangenen Woche das Internetprojekt mit dem Titel „Ich bin Sophie Scholl“ auf der sozialen Plattform Instagram begann, war kaum abzusehen, dass es keine sieben Tage später bereits knapp 800 000 regelmäßige Zuschauerinnen und Zuschauer, so genannte Follower, haben würde. Tendenz: steigend. Und zwar täglich. Stündlich. Minütlich.

In einer Zeit, in der laut einer jüngst veröffentlichten Studie angeblich jeder vierte jugendliche Mensch in Deutschland nichts mit dem Begriff „Holocaust“ anzufangen vermag, reißt die Schauspielerin Luna Wedler plötzlich Scharen eben dieser jungen Leute mit, wenn sie Sophie Scholl im Internet mimt. Wenn sie die letzten zehn Monate im Leben dieser so bekannten Widerstandskämpferin gegen das Nazi-Regime in einer Mischung aus Filmszenen, Bildern und Textbeiträgen sozusagen in Echtzeit nachspielt – bis hin zur Festnahme und Ermordung Sophie Scholls durch die Nazis.

Eng verquickt mit dem in dieser Form einzigartigen Projekt ist neben den produzierenden Sendern SWR und BR auch eine Leverkusenerin: die Autorin Maren Gottschalk. Sie schrieb bereits zwei viel beachtete Biografien über Sophie Scholl, für die sie jahrelang intensiv recherchiert hatte – erst 2020 erschien „Wie schwer ein Menschenleben wiegt: Sophie Scholl“. Und sie wurde nun als Expertin mit ins Boot der Produktion geholt. „Ende Dezember kam die Anfrage, ob ich die historische Beratung übernehmen könne. Und ich war sofort dabei“, sagt Maren Gottschalk.

Sie habe die Manuskripte und Drehbücher erhalten. „Und da habe ich dann meine Anmerkungen reingeschrieben. Als Historikerin und Autorin wusste ich beispielsweise bei vielen Details im Leben Sophie Scholls Bescheid – gerade wenn es um Fragen der Art ging: Wer kannte wen? Wer tauchte wann in ihrem Leben auf? Wer war damals gerade mit ihrem Bruder Hans befreundet?“

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Am dringlichsten sei indes gewesen, die dramaturgischen Regeln für „#ichbinsophiescholl“ aufzubauen und einzuhalten, denn: „Die Dramaturgie ist ja nicht so wie im realen Leben, wo auch schonmal vier Wochen lang nichts passiert“, erklärt Maren Gottschalk. Ein Beispiel: „Es ging etwa darum, ob die gespielte Sophie das erste Flugblatt der Widerstandsgruppe schon vier Wochen vor jenem Datum in die Hand bekommen kann, an dem es historisch vermutlich tatsächlich so gewesen ist – oder ob das eben nicht möglich ist. Sprich: Ich habe dafür gesorgt, dass A vor B und B vor C kommt und nichts durcheinandergeht.“ Es sei ihr letztlich wichtig gewesen, „dass die Essenz stimmt“, sagt Maren Gottschalk. „Dass Sophie Scholl nicht zu einer anderen Person gemacht wird.“

Sophie in ihrer Welt

Da sie selbst auch Instagram nutze – „Ich habe dort vor allem bücherverrückte, kulturverrückte und historisch interessierte Leute in meiner Bubble“, betont Maren Gottschalk -, schaue sie regelmäßig auf die Seite des Projekts. Und sei begeistert. „Ich finde es bislang sehr gelungen.“ Die Schauspieler und Schauspielerinnen, allen voran Luna Wedler, machten das „hervorragend“. „Wir sehen Sophie in ihrer Welt. In ihren Zimmern. In ihren Kleidern. In ihrer Natur. In ihrem München, wo sie anfing zu studieren.“

Natürlich: „Das ist eine ganz andere Welt, in der sie da lebt. Es herrschen andere Bedingungen als bei uns. Es gibt diese stete Bedrohung durch den Krieg. Die Nazi-Diktatur. Aber trotzdem sehen wir, dass Sophie Sehnsüchte hat. Genauso wie jede junge Frau und jeder junge Mann“, sagt Maren Gottschalk. Und das bedeute vor allem: „Genauso wie all diejenigen eben, die sich das nun anschauen.“

„Ich bin Sophie Scholl“ sei „eine tolle Möglichkeit“, der Person dieser jungen Frau nahezukommen. Und genau dafür sei eben ein modernes Medium wie Instagram auch gut. Bei aller berechtigten Kritik, bei allen Vorbehalten und Auswüchsen, die derlei soziale Medien heutzutage auf sich zögen.

Es könne zwar niemand beurteilen, „wie sie selbst dieses Projekt gefunden hätte“. Aber es sei legitim, zu sagen: „Wir haben dieses Medium, das vor allem junge Menschen nutzen. Und wir erzählen die Geschichte der Sophie Scholl dort. Mit diesen Mitteln.“ Mit Selfies, Video-Stories, Hashtags und allem, was dazu gehört. Denn, das dürfe man nicht vergessen: Auch so könne Geschichte modern und zeitgemäß vermittelt werden. Eine Geschichte zudem, deren leibhaftige Zeuginnen und Zeugen langsam aber sicher wegsterben.

Das Projekt über Sophie Scholl ist zu finden auf Instagram unter dem Namen „ichbinsophiescholl“.

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