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„Macht die Sportplätze wieder auf!“Netzwerk für Kinderarmut stellt Sport-Konzept vor

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Frank Just (vorne) vom SSV Alkenrath stellte gemeinsam mit Michael Küppers (Jugendfachbereichsleiter), Ulrich Bornewasser (Chempark), Walter Caspers (Junge Gemeinschaft Leverkusen), Reiner Hilken (Netzwerk gegen Kinderarmut9 und Rüdiger Posch (Haus der Jugend) ein Hygienekonzept für Sport vor.

Leverkusen – Es nieselt, es ist windig und kalt: Bei der Ankunft zur coronakonformen Pressekonferenz  im Freien am Vereinsheim des SSV Alkenrath wünscht man sich möglichst schnell zurück ins Warme. Kinder hingegen vermissen das Herumtoben an der frischen Luft. Mit dem zweiten Teil-Lockdown sind sportliche Betätigungen in der Gruppe allerdings so gut wie unmöglich gemacht worden.

Dabei brauchen gerade Kinder die Bewegung und auch das soziale Miteinander. Aus diesem Grund trommelt das Netzwerk Kinderarmut gemeinsam mit Vertretern vom SSV Alkenrath, dem Haus der Jugend in Quettingen, dem Chempark und der Jungen Gemeinschaft Leverkusen für ein Corona-sicheres Sport-Konzept. „Macht die Sportplätze wieder auf!“, fasst Ulrich Bornewasser vom Chempunkt das Anliegen der Gemeinschaft zusammen.

Kinder brauchen mehr Bewegung statt exzessivem Medienkonsum

Virtuelle Formate könnten das Wegfallen von „face to face“-Begegnungen mittlerweile nicht mehr kompensieren, erklärt auch der Jugendfachbereichsleiter der Stadt Leverkusen Michael Küppers: „Es tritt bei den Kindern eine Sättigung ein, was digitale Angebote betrifft.“ Gleichzeitig sei ein exzessiver Medienkonsum bei Jugendlichen ein großes Problem. „Die Kinder sind teils bis 2 Uhr in der Nacht am Zocken oder Serien gucken“, erklärt Reiner Hilken vom Netzwerk Kinderarmut. „Wir müssen sie zurückholen in die reale Welt.“

Sport ist dabei ein wichtiger Faktor, zumal ein fester Trainingstermin in der Woche auch Stabilität und Sicherheit bietet -  besonders für Kinder aus Bedarfsgemeinschaften. „Man merkt den Kids an, dass die Atmosphäre schwierig ist, viele sind sehr isoliert“, berichtet Rüdiger Porsch vom Haus der Jugend in Opladen. „Wenn man überlegt, dass Corona uns noch ein gutes Jahr begleiten könnte, muss man sich für die kommenden Monate eine Lösung überlegen“, sagt er.

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SSV Alkenrath bietet Hygiene-Konzept für Sport

Eine solche Lösung will man nun zunächst der Stadtverwaltung und dem Gesundheitsamt, im nächsten Schritt dann aber auch über Leverkusens Grenzen hinaus vorbringen. Als Vorlage dient das Modell des SSV Alkenrath, die ein Trainingskonzept mit strengen Hygieneauflagen entwickelt haben. Der Sportplatz wird in vier Bereiche aufgeteilt, in denen die Kinder jeweils in festen Kleingruppen trainieren.

„Wir haben einen elektronischen Empfang eingerichtet“, erklärt der Vereinsvorsitzende Frank Just. „Über einen QR-Code kann man sich mit genauen Zeiten ein- und ausloggen.“ Dadurch seien alle Kontaktdaten abgespeichert und könnten im Notfall schnell dem Gesundheitsamt übergeben werden. Durch gestaffelte Zeiten begegnen sich die Gruppen zudem nicht am Ausgang. Einen solchen Ablauf könnte man sich in Zukunft für unterschiedliche Jugendgruppen auch außerhalb des SSV Alkenrath vorstellen.

Momentan macht die Corona-Verordnung eine Umsetzung des Konzeptes aber noch unmöglich. „Es ist natürlich eine Risiko-Abwägung, die Leute einerseits zu schützen, andererseits aber auch ein Bewegungsangebot zu schaffen“, erklärt Michael Küppers. Angesichts der belastenden Situation für Kinder war man sich jedoch einig, dass etwas unternommen werden müsse. „Kinder gehen mit der Krise anders um, ihre Schultern sind ein bisschen schwächer“, so Reiner Hilken.

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