„Nie gedacht, dass es so endet“Prozess um tödlichen Streit am Leverkusener Bunker

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Der Angeklagte im Gerichtssaal in Köln.

Der Angeklagte im Gerichtssaal in Köln.

Köln/Leverkusen – „Ich hätte nie gedacht, dass die Sache so endet“, sagte Zeuge Luca D. (alle Namen geändert) am Mittwochnachmittag vor dem Landgericht Köln. Dort wurde der Prozess wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge gegen den Angeklagten Marcus P. fortgesetzt.

Zeuge schildert Umstände in Obdachlosenunterkunft

Dem 21-Jährigen wird vorgeworfen, am 5. Juli 2020 mit dem späteren Opfer Heiko T. in eine Auseinandersetzung über eine gestohlene Jacke geraten zu sein. T. habe die grüne Trainingsjacke des Angeklagten getragen, darüber sei zunächst ein verbaler und schließlich ein schwerer tätlicher Streit entbrannt, wie auch der unmittelbare Zeuge Luca D. berichten konnte. Alle drei Männer übernachteten zu dem Zeitpunkt in der Notschlafstelle im Bunker und hatten keinen festen Wohnsitz. Der gebürtige Kenianer Marcus P. hatte Probleme im Elternhaus, Heiko T. war schwerer Alkoholiker und drogenabhängig. „Sie müssen sich vorstellen, alle Menschen dort sind obdachlos“, sagte Zeuge Luca P. dem Vorsitzenden Richter Peter Koerfers. „Wenn dir da eine Scheibe Brot runterfällt, hat sie schon einer aufgefangen, bevor sie den Boden berührt.“

Unter diesen Umständen würden Streitigkeiten um Eigentum schon einmal schneller entbrennen. „In dem Moment kam mir das gar nicht so schlimm vor“, so der Zeuge, der mittlerweile selbst wieder eine Wohnung hat. „Wenn der Heiko heute hier sitzen würde, der würde darüber lachen, was da vorgefallen ist. Das Ganze war unnötig.“

Tritte gegen den Kopf und den Oberkörper

Dabei klingt die Tatschilderung alles andere als harmlos. Zunächst gingen die beiden Männer in dem Gemeinschaftsbadezimmer der Notunterkunft aufeinander los. Bereits dort soll es zu Tritten gegen den Kopf und den Oberkörper des Opfers gekommen sein. Als Luca D. dazwischen gehen wollte, bekam er selbst etwas ab. Vor dem Bunker sei der Streit dann erneut aufgeflammt, nachdem Marcus P. damit prahlte, er hätte gerade „richtig jemanden weggehauen“. Als Heiko T. ihn damit konfrontierte, steckte er weitere Tritte ein. „Der Heiko konnte sich nicht richtig wehren“, so der Zeuge. „Der war dazu körperlich gar nicht in der Lage.“ Der Konsum von Alkohol und harten Drogen wie Heroin und Kokain hatte dem Mann bereits zugesetzt.

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Opfer bat um Krankenwagen

Durch die Tritte erlitt das Opfer einen Milzriss. „Er hat noch zu mir gesagt: Ruf mal einen Rettungswagen, ich glaube, ich hab’ mir eine Rippe gebrochen“, schilderte D. Im RTW sei Heiko T. zwar zunächst noch ansprechbar gewesen, musste dann allerdings bereits auf dem Weg zur Klinik reanimiert werden, wie zwei Sanitäter berichteten. Später verstarb der Geschädigte dort.

„Seitdem habe ich Angst, jemandem auch nur eine Ohrfeige zu geben. Weil ich weiß, wie das enden kann“, sagte Luca D. Dass das Opfer wohl eine rechtsradikale Gesinnung gehabt habe und deshalb nicht mit Marcus P. klar gekommen sein könnte, sah der Zeuge nicht als Grund für den Streit an. „Da ging es um andere Sachen. Ich bin ja selbst Ausländer, und ich war mit dem Heiko befreundet.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

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