„Nie mehr wieder“CDU-Politiker Norbert Blüm berichtet von eigenen Kriegserfahrungen

Lesezeit 3 Minuten
Immer für ein Schmunzeln gut. Norbert Blüm las am Donnerstagabend vor Schülern und interessierten Opladenern.

Immer für ein Schmunzeln gut. Norbert Blüm las am Donnerstagabend vor Schülern und interessierten Opladenern.

Leverkusen – „Es ist ein mich ständiger verfolgender Albtraum. Das Haus brennt, die Tür klemmt und wir bekommen die Metallgriffe nicht hoch“, berichtet Norbert Blüm von seinen eigenen Erinnerungen an den Krieg. „Krieg. Nie mehr Krieg. Denn es ist das Schlimmste, was Menschen passieren kann“, liest er weiter vor.

Das Katholische Bildungswerk hatte zur Veranstaltungsreihe Opladener Gespräche den ehemaligen Minister zu einer Lesung aus seinem aktuellen Buch „Verändert die Welt, aber zerstört sie nicht“ in die Marienschule eingeladen. „Dieses Buch ist gedacht als Resümee des Vergangenen. Um aus Fehlern zu lernen“, erklärte Blüm.

Norbert Blüm plädiert für ein geeinigtes Europa

Ein gemischtes Publikum aus Schülern und interessierten Opladenern hatte sich am Donnerstagabend in der Aula versammelt. „Der Großteil der Menschen in diesem Raum ist jünger als 73 Jahre. Das bedeutet sie haben nie Krieg erlebt“, sagte Blüm, der zwischen den vorgetragenen Passagen aus seinem Buch immer wieder innehielt, Anekdoten erzählte und sein eigenes Buch kommentierte.

„Und wie lächerlich waren doch die Gründe um Krieg zu führen. Wegen Grenzen! Wir dürfen nicht zurück zum Nationalismus. Aber genau das ist die neue Gefahr in Europa“, plädierte Blüm für ein starkes und geeinigtes Europa. „Alle elementaren Fragen lassen sich nicht mehr national klären. Seien es Klimafragen oder die Finanzwirtschaft“, betonte Blüm mit Nachdruck.

Kritik an europäischem Beitrag zum Frieden in Syrien

So fuhr er fort, kam zur Flüchtlingsbewegung, prangerte an, dass Europa keinen Beitrag zum Frieden in Syrien leistet. Das Waffen „made in Germany“ in Krisengebiete oder dem sogenannten Islamischen Staat über Umwege geliefert werden. „Natürlich liefern wir sie nicht direkt an den IS, sondern es geschieht über Waffenhändler. Aber wir wissen, wer das macht. Wir sind fähig Merkels Handy zu bewachen, aber können den Weg der Waffen nicht rekonstruieren? Das glauben Sie doch selber nicht“, empörte sich Blüm und durch das Publikum ging ein betroffenes Lachen.

Blüm appellierte, dass der Mensch nicht nur noch auf seinen eigenen Vorteil bedacht handeln sollte. „Denn dann wird es sehr kalt werden auf der Welt“, kommentierte der ehemalige Bundesarbeitsminister. „Genauso kann nicht immer alles nur berechnet werden. Vieles funktioniert auch einfach mit Vertrauen. Ich betrete ein Flugzeug, obwohl ich bis heute nicht verstanden habe, wie das Teil in die Luft abheben kann. Aber ich vertraue drauf, dass ich sicher von A nach B gebracht werde“, schmunzelte Blüm. „Ich vertraue darauf, dass an jeder Kreuzung die anderen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrtsregeln kennen und wahren. Auch meine Frau habe ich nicht nach Berechnungen geheiratet und es hat doch ganz gut geklappt“, sagte Blüm lachend.

Die aufmerksamen Zuschauer stellten am Ende der Lesung einige Fragen, vor allem zu aktuellen politischen Themen. Außerdem konnten sie das Buch käuflich erwerben. „Dieses Buch ist gedacht als Brief an meine Enkel. Gespickt mit Ideen und Überzeugungen, die mein Leben ausgemacht haben“, fuhr Blüm fort. „Denn ich kann meinen Enkeln nicht sagen, wie ihre Gegenwart später einmal aussehen wird. Aber sicher ist, dass sie so ganz anders sein wird, als unsere heute“, schloss Blüm.

KStA abonnieren