„Preise explodiert“Wie schwierig die Wohnungssuche für Geflüchtete in Leverkusen wird

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lev wohnungsmarkt symbol

Leerstand, so wie hier in der Opladener Eisenbahnsiedlung, gibt es in Leverkusen kaum noch.

Leverkusen – 1000 Menschen aus der Ukraine sind mittlerweile in Leverkusen angekommen. Mit insgesamt rund 4000 ukrainischen Geflüchteten rechnet die Stadt nach aktuellen Schätzungen insgesamt. In großem Tempo werden gerade Containeranlagen aufgebaut und Sporthallen umgenutzt, damit diese Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Das soll aber nur eine kurzfristige Lösung sein. Langfristig will die Stadt die Menschen in Wohnungen unterbringen. Doch kann das beim überhitzten Leverkusener Wohnungsmarkt überhaupt gelingen?

„Wohnungspreise in Leverkusen sind explodiert“

Dierk Hedwig kennt sich mit dem Wohnungsmarkt in der Stadt aus. Er ist Pressesprecher bei der Sparkasse Leverkusen. Die Bank verwaltet nicht nur die Konten ihre Kunden, sondern mischt als Immobilienmakler auch auf dem Wohnungsmarkt mit. Er sagt: „Letztes Jahr sind die Preise für Wohnungen in Leverkusen explodiert.“

Die exorbitant hohen Preise in Großstädten wie Köln und Düsseldorf, „Hotspot-Regionen“ wie Hedwig sie nennt, hätten mittlerweile ein Plateau erreicht, das sich immer weniger Menschen leisten können. Das lenkt den Blick von Investoren und Mietern auf Städte wie Leverkusen, wo die Preise nun umso steiler ansteigen.

Kaum noch leere Wohnungen

Allein im letzten Jahr sei der Quadratmeterpreis um 26 Prozent gestiegen. „Leverkusen ist für viele Menschen, die sich Köln nicht mehr leisten können, attraktiv geworden. Die Anbindung ist gut, die Stadt lebendig und die Wohnungen noch einigermaßen bezahlbar.“ Leere Wohnungen gebe es kaum noch.

Wie also kann die Stadt den vielen Menschen eine Wohnung vermitteln? Und wie lässt es sich vermeiden, dass um die jetzt schon rar gesäten günstigen Wohnungen ein Verdrängungswettbewerb zwischen Geflüchteten und armen Leverkusenern entwickelt?

„Wissen nicht wie viele Menschen in Leverkusen bleiben werden“

Noch sei es viel zu früh, um auf diese Fragen eine Antwort geben zu können, sagt Britta Meyer, Pressesprecherin der Stadt. „Unsere Hauptaufgabe besteht aktuell darin, den Menschen zunächst eine vernünftige Unterkunft zu organisieren.“ Das würde mit den nun errichteten Containeranlagen auch gelingen.

Es sei aber noch nicht abzusehen, wie viele Wohnungen langfristig gebraucht werden, denn: „Wir wissen noch gar nicht, wie viele Menschen überhaupt in Leverkusen bleiben werden“, so Meyer. Einige Menschen würden zu Bekannten in anderen Städten und Ländern weiterziehen wollen. Und nicht zuletzt hängt vieles davon ab, wie der Krieg in der Ukraine sich entwickele.

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Aktuell habe die Stadt zwölf Menschen in städtischen Wohnungen untergebracht. Zusätzlich organisiert sie Wohnungen mit Partnern wie Vonovia oder der Wohnungsgesellschaft Leverkusen. Außerdem melden sich immer wieder auch Privatmenschen, die ihren Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen wollen. Der Großteil der Geflüchteten kommt aktuell bei diesen Helfern oder bei Bekannten unter. Deswegen befürchtet Meyer auch keinen Verdrängungswettbewerb. „Auf diese großartige Solidarität sind wir auch angewiesen“, sagt sie. Wie viele Geflüchtete mit diesen Maßnahmen bisher in Wohnungen unterbracht werden konnten, kann Meyer nicht sagen.

Stefan Altenbach ist Geschäftsführer bei der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL). Die Tochterfirma der Stadt besitzt 7000 Wohnungen in Leverkusen. Seit knapp drei Wochen steht Altenbach wegen der Geflüchteten mit der Stadt in Verbindung, vor allem wegen der Containeranlagen in Rheindorf und auf der Heinrich-Lübke-Straße, die von der WGL mit errichtet werden. Zumindest in Sachen Notunterkünfte ist Altenbach „guter Dinge.“

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Auf das Gelände neben St. Aldegundis in Rheindorf soll eine Containeranlage für Geflüchtete gebaut werden.

Der Stadt hat die WGL darüber hinaus bereits zehn Wohnungen für Geflüchtete aus ihrem Wohnungsbestand angeboten. Ausreichen wird das wohl nicht. Ob die Stadt ihr Ziel, die Geflüchteten in Wohnungen unterzubekommen, erreichen kann, kann Altenbach nicht sagen. Klar sei aber: „Die Situation auf dem Wohnungsmarkt wird sich nicht entspannen.“

Das sehen auch Alexander Dederichs und Meral Tosun so. Die beiden leiten den Bauverein Opladen. Tosun sagt: „Mittelfristig gibt es keine andere Lösung als neue Wohnungen zu bauen. Das grundsätzliche Problem sind nicht die Geflüchteten, sondern der Mangel an bezahlbaren Wohnraum. Und das Problem gibt es schon lange.“

Unterbringung der Geflüchteten dauert „eher Jahre als Monate“

Das merken Tosun und Dederichs auch beim Bauverein Opladen. Auf die 2000 Wohnungen, die der Verein besitzt, kamen letztes Jahr 3500 Anfragen. Deswegen könne der Bauverein der Stadt auch nur bedingt helfen. „Wie schon 2015 vermitteln wir Wohnungen zwischen privaten Anbietern, die Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen, und der Stadt“, sagt Dederichs. „Wohnungen aus unserem Bestand können wir aber kaum anbieten.“

Trotzt der heiklen Lage sind Dederichs und Tosun optimistisch, dass die Unterbringung der Geflüchteten gelingen kann: „Auch 2015 haben wir es in Leverkusen geschafft, die Geflüchteten sukzessive in Wohnungen unterzubringen. Das hat allerdings gedauert“, so Dederichs.

Jetzt sei man besser vorbereitet, habe Erfahrungen gesammelt und könne schneller reagieren. Bis alle Geflüchteten in einer Wohnung untergebracht sind, wird es allerdings „eher Jahre als Monate dauern.“ 

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