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100.000 Bilder in Leverkusens StadtarchivManche Schätze werden nie gehoben

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Archivar Markus Edelmann zeigt einen echten Schatz: Glasnegative, die unglaublich scharfe Fotos ermöglichen

Leverkusen – Normalerweise ist es dunkel – aus Gründen des Schutzes. Mehr als 16 Grad sollte es in keinem Fotoarchiv haben. Das klappt im alten Landratsamt auf dem Frankenberg nur, wenn die Rollläden unten sind. Aber dann kann man natürlich gar nichts zeigen, der Tag der Offenen Tür hätte keinen Sinn. Also hat Markus Edelmann am Sonntag Licht herein gelassen für die rund zehn Leute, die sich zur ersten von zwei Führungen durchs Leverkusener Bildarchiv angemeldet haben.

Der Mann fürs Foto hat eine Menge Schätze aufbereitet – und es wären noch viel mehr, wenn Zeitungsleute mehr Zeit hätten: Holger Schmitt, jahrzehntelang Fotoredakteur des „Leverkusener Anzeiger“, hat nach Ende seiner Karriere ganze Archivschränke nach Opladen gebracht. Was er den Gedächtnishütern der Stadt vor allem aber hinterließ: Negativstreifen in Filmdosen. So sehen sie halt aus, die Ergebnisse der täglichen, hektischen Arbeit eines Pressefotografen. Über den Rohzustand mit drei, vier in der Regel komplett unterschiedlichen Themen auf einem Negativstreifen geht das nicht hinaus. Das nach der Systematik eines Stadtarchivs zu ordnen, wäre sicher ungemein reizvoll, sagt Edelmann – aber mit der personellen Besetzung sei nicht daran zu denken: „Das ist eine fast unlösbare Aufgabe.“

Pappstreifen mit Datum

Die Hinterlassenschaften des Kollegen Peter Seibel stellt die Leute im Stadtarchiv vor keine kleinere Aufgabe. Der Fotograf der „Rheinischen Post“ hat seine Negativstreifen chronologisch geordnet, es gibt Abstandshalter aus Pappe, im besten Fall. Aber auch die musste man schon selbst basteln und beschriften.

Überhaupt, die Technik im Archiv: Der Fortschritt macht es da eben nicht einfacher: Digital, das kann auch eine Diskette sein. Oder eine Festplatte in einem nicht mehr gebräuchlichen Format. „Dann ist die Frage: Hebe ich einen Rechner auf, der noch ein passendes Laufwerk hat? Und was passiert, wenn der eines Tages kaputtgeht?“

Daten in der Wolke, zweifach

Da hilft – nach den heutigen Maßstäben – nur das Digitalisieren und Hochladen in die Cloud. „Und bei wem liegt Ihr Backup“, will ein sonntäglicher Besucher wissen. Edelmanns Antwort: bei der Informationsverarbeitung Leverkusen. Die Stadt-Tochter unterhalte zwei getrennte Systeme, um die Schätze zu sichern. Das genügt den Ansprüchen mehr als manches, was in den Zimmern des alten Amtes lagert. Die Systematik ist „sechzig, siebzig Jahre alt“, so Edelmann. Wer sich darüber wundert, dass die Gebäude alle mit der Nummer 60 am Anfang geordnet sind, muss sich an die alten Bezeichnungen im Rathaus erinnern. Das Hochbauamt ist Amt 60.

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Wenn es um die Qualität der Bilder geht, ist neuer nicht besser. Der Archivar kommt ins Schwärmen, wenn er von den alten Glasnegativen berichtet: „Wenn man die digitalisiert, sieht man mehr Details als auf einem Papierabzug.“ Spaß macht aber auch die jüngste Gabe: eine Sammlung mit 35 Dias, die Klaus Piffka in den Siebzigern gemacht hat, zum Beispiel vom Bau der Rheinbrücke. Edelmann zeigt sie auf einem „Agfascop 200“. So einen Dia-Betrachter gibt es auch längst nicht mehr. Er macht die Bilder so hell –man könnte sogar die Rollläden unten lassen.

Das Stadtarchiv am Landrat-Trimborn-Platz steht Besuchern nach Anmeldung offen. Am besten meldet man sich telefonisch an: ☎ 02171 / 406 42 51

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