Kraftakt von Fabian Stiens41. Leverkusener Jazztage finden trotz Corona statt

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Partner: Festivalleiter Fabian Stiens (rechts) kann auf die Unterstützung von Bayer-Kulturchef Thomas Helfrich zählen.

Partner: Festivalleiter Fabian Stiens (rechts) kann auf die Unterstützung von Bayer-Kulturchef Thomas Helfrich zählen.

  • Jazztage-Veranstalter Fabian Stiens leidet in der Corona-Krise und reagiert bei der Pressekonferenz emotional.
  • Trotz zahlreicher Konzertabsagen soll das Festival im November mit neuem Programm stattfinden.
  • Milow, Helge Schneider und Co. sind dabei mehr als nur Ersatzkünstler.

Leverkusen – Auch der Letzte sollte erkennen: Es ist schlecht bestellt um die Kultur in Pandemiezeiten, wenn die Pressekonferenz zu einem internationalen Musikfestival wie diesem nicht euphorisch beginnt – sondern so: Fabian Stiens, Veranstalter der Leverkusener Jazztage, sitzt in seinem Scala-Club vor der Bühne, zeigt auf einer Leinwand den ARD-Bericht zur „Alarmstufe Rot“-Demo, bei der Tags zuvor zehntausende in der Veranstaltungssparte tätige Menschen für mehr Unterstützung seitens des Staates auf die Straße gingen. Und als Stiens danach anhebt, die Brücke zu sich und seinem Festival und Clubbetrieb zu schlagen, versagt ihm die Stimme. Mehr als einmal.

Hartz 4 und Nebenjobs

Nicht Gregory Porter oder Jamie Cullum spielen jetzt eine Rolle – das sind Weltstars, die dieses Jahr in Leverkusen auftreten sollten und das nun nicht tun können wegen Covid-19. Sondern die Mitglieder von Stiens’ Veranstaltungsteam, die zuletzt Hartz 4 beantragen, Nebenjobs annehmen oder gänzlich die Branche wechseln mussten, um während des wirtschaftlichen Fiaskos die eigen Existenz zu retten.

Internationaler Star: Der belgische Songer-Songwiter Milow gehört zu den Hauptacts der 41. Leverkusener Jazztage. Fotos: Jazztage (2)

Internationaler Star: Der belgische Songer-Songwiter Milow gehört zu den Hauptacts der 41. Leverkusener Jazztage. Fotos: Jazztage (2)

Um seine als Familienvater, Veranstalter und Clubbetreiber, dem durch Corona bislang knapp 50 Shows zwischen Comedy und Musikkonzert wegbrachen, zu retten, wird Stiens die Jazztage 2020 dennoch durchziehen. Zumindest wenn nicht noch etwas passiert in Zeiten, in denen täglich so Einiges passieren kann. Aus purem Trotz hat er deshalb zu diesem Termin ein Shirt der Jazztage 2002 angezogen: Damals sei er zum ersten Mal dabei gewesen. Als 16-jähriges Mitglied der Bühnencrew.

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Zwei Festivals organisiert

Seit 2017 ist er Chef. Und schaffte es zuletzt, quasi zwei Festivals parallel zu organisieren: Die für dieses Jahr ausgefallenen Gastspiele vor allem der internationalen Künstler buchte er aufs kommende Jahr und die 42. Jazztage. Und für die 41. Ausgabe in diesem November verpflichtete er Alternativen – unterstützt von der Bayer-Kultur, deren Leiter Thomas Helfrich nun mit im Festival-Boot sitzt und das Erholungshaus als Spielstätte zur Verfügung stellt.

Singende Herrentorte am Flügel – und demnächst in Leverkusen: Musiker und Kabarettist Helge Schneider.

Singende Herrentorte am Flügel – und demnächst in Leverkusen: Musiker und Kabarettist Helge Schneider.

Es sind indes Alternativen, die mehr als nur Ersatz sind und die ermessen lassen, was für eine Arbeit zwischen Herkulesaufgabe und Quadratur des Kreises Stiens da in den vergangenen Monaten geleistet hat: Am 18. November spielt der belgische Singer-Songwriter Milow, seit Jahren international ein Star, im Erholungshaus. Am 20. November folgt ihm der Mülheimer Musik-Tausendassa und Spitzenkabarettist Helge Schneider. Am 17. November gibt Max Mutzke sein Gastspiel. Die Jazzstars Nils Wülker (Trompete) am 8. November sowie Nils Landgren und Jan Lundgren (Saxofon) am 12. November sind ebenfalls dabei. Weitere Künstler: Wolfgang Haffner (11.11.), das Tingvall Trio (13.11.), Rebekka Bakken (14.11.), Rafael Cortés (15.11.), Quadro Nuevo (18.11.) und der Leverkusener Arthur Horváth (21.11.).

Maximal 300 Zuschauer

Pro Konzert werden – Stand heute – 300 Zuschauer im Erholungshaus dabei sein können. Das laut Stiens und Helfrich „umfassende Sicherheitskonzept“ an diesem Ort umfasst unter anderem Fiebermessgeräte am Einlass und personalisierte Sitzplätze. Traditionell ist eigentlich das Forum die Hauptspielstätte des Festivals. „Aber dort wären die Produktionskosten in diesem Jahr und für dieses Programm zu hoch gewesen“, sagt Stiens.

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Der Terrassensaal sei bezüglich der Jazztage nun einmal primär auf internationale Stars ausgelegt. Aber diese Kaliber kommen eben erst 2021 wieder – etwa die erwähnten Porter (5.11.) und Cullum (10. und 11.11.) oder Candy Dulfer (13.11.). Weitere Konzerte in diesem Jahr werden im Opladener Scala und dem Freudenthaler Sensenhammer stattfinden.

Vorverkauf gestartet

Der Vorverkauf für die Konzerte hat begonnen, respektive: beginnt im Falle von Milow am 14. September. Erhältlich sind die Tickets auf der Internetseite der Jazztage. Dort sind denn auch sämtliche Konzerte – einschließlich der aufs kommende Jahr verschobenen – gelistet.

www.leverkusener-jazztage.de

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