50 Jahre Forum LeverkusenDer Kraftwerk-Kult begann im Terrassensaal

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Kraftwerk in Leverkusen

Kraftwerk in Leverkusen

  • In unserer Serie zum Forums-Jubiläum beleuchten wir heute das legendäre Konzert von Kraftwerk 1971 im Terrassensaal.
  • Dazu gibt uns Karl Bartos ein exklusives Interview.

Leverkusen – Im Leverkusener Forum, das seit 50 Jahren einen großen Teil des hiesigen Kulturprogramms um Musik, Schauspiel und Tanz beherbergt, traten seit der Eröffnung 1969 bereits unzählige Ikonen der klassischen Musik, des Jazz sowie der Popmusik auf. Unter anderem wäre da natürlich das Konzert von Trompeterlegende Miles Davis im Jahre 1990 zu erwähnen. Oder das Gastspiel von Saxofonist Sonny Rollins bei den Jazztagen 2012. Indes: Am bemerkenswertesten ist sicherlich die Tatsache, dass mit Kraftwerk eine der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Bands aller Zeiten – 2014 wurde ihnen in Los Angeles mit dem Grammy der höchste Musikpreis verliehen – gleich zweimal im Terrassensaal des Hauses spielte. Zum ersten Mal am 15. Februar 1971. Und ein zweites Mal vier Jahre später, am 27. Februar 1975.

„Ein Konzert von zwei bis drei Stunden Länge“

Der erste Auftritt wird in der inoffiziellen Kraftwerk-Biografie des Autoren Tim Buckley („Kraftwerk“, 2013) erwähnt – als Zitat des Gründungsmitgliedes Eberhard Kranemann: „Eines der größten Konzerte der Band fand 1971 im Forum in Leverkusen statt. Wir spielten vor etwa 1200 Zuschauern, ein Konzert von zwei bis drei Stunden Länge.“ In einem Interview mit dem „Leverkusener Anzeiger“ 2014 ergänzte der heute 74-Jährige Kranemann: „Das Leverkusener Konzert war damals das bis dato größte Kraftwerk-Konzert überhaupt.“ Zuvor sei die Band nämlich vor allem durch Clubs getingelt.

Sowohl der „Leverkusener Anzeiger“ als auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichteten 1971 über den Kraftwerk-Auftritt: In den entsprechenden Artikeln ist die Rede von „Hippies, Fast-Hippies und langhaarigen Heiße-Höschen-Mädchen“, die auf den Stufen des Terrassensaales standen oder saßen und sich am Ende als „wildbewegte Menge nicht satthören“ konnten. Angeblich sei der Andrang gar derart groß gewesen, dass 300 Eintrittskarten zu wenig gedruckt worden waren und das Konzert vom kleinen Vortragssaal in den größeren Terrassensaal verlegt werden musste.

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Die „Leverkusener Besetzung“

Noch einen guten Teil interessanter aus stadt- wie musikhistorischer Sicht ist allerdings das zweite Konzert der Band im Forum im Jahre 1975. Der Grund: Es war das erste Konzert Kraftwerks in der bis heute als klassisch geltenden Besetzung mit Ralf Hütter, Florian Schneider-Esleben, Wolfgang Flür und Karl Bartos. Das Quartett drehte vom damaligen Zeitpunkt an – mit Leverkusen als Auftakt – bis zum Ende der 80er Jahre und nachwirkend in die Gegenwart die gesamte internationale Elektronikmusikszene auf Links. Kraftwerk wurden in der, wenn man so will, „Leverkusener Besetzung“ zu weltweiten Ikonen und zum einflussreichsten deutschen Popmusikerkollektiv überhaupt.

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Auf Seite 146 seiner Biografie („Der Klang der Maschine“, 2017) erzählt Karl Bartos, der heute Dozent an der Universität der Künste in Berlin ist, weiter Musik produziert und noch immer eigene Platten veröffentlicht, unter anderem: „Meinen ersten Kraftwerk-Gig spielte ich im Forum Leverkusen. Unser Bühnenaufbau glich mehr einer Aufführung live-elektronischer Musik als einer Popmusik-Veranstaltung. Das Programm bestand aus «Ruckzuck», «Tanzmusik» und «Tongebirge». «Autobahn» spielten wir komplett.“

Karl Bartos erinnert sich

Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jubiläum „50 Jahre Forum“ sowie im Rahmen unserer Serie dazu im „Leverkusener Anzeiger“/„Kölner Stadt-Anzeiger“ sprachen wir exklusiv mit Bartos. Er war unter anderem als Arrangeur und Songwriter entscheidend an Liedern wie „Das Model“ beziehungsweise am extrem populären Kraftwerk-Album „Die Mensch-Maschine“ beteiligt. Wir entlockten ihm – trotz hier und da nur rudimentären Erinnerungen – das eine oder andere interessante Detail rund um Kraftwerk, Leverkusen und das Forum.

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