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90 Jahre WGLWarum Leverkusen 90 neue Bäume bekommt

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Dieter Roeloffs, Stefan Altenbach, Stefan Baake und Rüdiger Scholz (von links) kümmerten sich darum, dass der erste von 90 Geburtstagsbäumen in die Erde kam. 

Leverkusen – Wenn es ein Zufall ist, dann ist es ein glücklicher: In der Unstrutstraße in Rheindorf, also genau dort, wo die WGL im Februar 2019 jede Menge teils alte Bäume fällen ließ, um Platz für Parkplätze zu schaffen, steht am Freitag das nun installierte Chef-Duo aus Stefan Altenbach und Dieter Roeloffs vor einem Pflanzloch.

In das wird nach ein paar kurzen Ansprachen ein Feldahorn versenkt. Ein Baum, der auch schon als solcher zu erkennen ist, weil bereits zehn Jahre alt. Die Wohnungsgesellschaft Leverkusen wurde vor 90 Jahren gegründet, hieß damals noch Siedlungsgesellschaft.

Das war eine Zeit, in der ein Phänomen wie Klimawandel garantiert kein Thema war. Damals galt es, schnell viele Wohnungen zu bauen. Das geschah, war aber kein Vergleich zu den Aufgaben nach dem Zweiten Weltkrieg: Zunächst mussten beschädigte Wohnungen repariert werden, ab 1952 – also vor glatt 70 Jahren – wurde das erste große Neubauprogramm aufgelegt.

Erstes Großprojekt an der Rheinallee

Dass die Häuser an der Rheinallee später eine zweifelhafte Berühmtheit in der Stadt erlangen sollten, weil sie wegen Deponiegift im Keller abgebrochen werden mussten, konnte da noch keiner ahnen. Zu den 254 Wohnungen in bevorzugter Lage am Strom gesellte sich der Bauherr WGL mit der Geschäftsstelle, die seit Gründung in der Damaschkestraße gelegen hatte. Übrigens: Die Häuser waren nach einem Jahr fertig.

So etwas lässt sich heute nur noch mit Modulbauweise hinbekommen. In der Zschopaustraße stehen die ersten – „da waren wir bundesweit ein ziemlicher Vorreiter“, sagte Stefan Altenbach am Freitag. Das Neubau- und das immer gleichzeitig mitlaufende Sanierungsprogramm sorge für gehörige Geldbewegungen. Seit ihrem 75. Geburtstag habe die WGL 123 Millionen Euro in Neubauten und weitere 192 in die Modernisierung ihres Bestands gesteckt. Dafür seien rund 1500 Wohnungen auf den neuesten technischen Stand gebracht worden, also gut 20 Prozent des Bestands, der am 90. Geburtstag gerade wieder die magische Marke von 7000 haarscharf überschritten hatte. Davon seien 1713 noch in der Sozialbindung mit begrenzter Miete. Im Durchschnitt zahlt man bei der WGL sechs Euro kalt für den Quadratmeter.

Eigene Ablesefirma

Um die „zweite Miete“ in Grenzen zu halten, gebe man nicht nur viel Geld für energetische Sanierungen aus, ergänzte Altenbach: Der Fernwärme-Anteil von 50 Prozent halte bisher die Nebenkosten einigermaßen niedrig. Bei den Häusern mit Gasheizung wird es allerdings absehbar teurer.

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Immerhin: Für das Ablesen fallen keine unnötig hohen Kosten mehr an. Inzwischen würden fast alle 7002 Wohnungen von der vor drei Jahren gegründeten Service-Tochter betreut, sagte der heutige kaufmännische Chef Dieter Roeloffs. Ihm und dem damaligen Geschäftsführer Wolfgang Mues waren die hohen Tarife der wenigen Ablesefirmen, die den Markt unter sich aufteilen, ein Dorn im Auge. Am Freitag in Rheindorf-Nord fasste Roeloffs das so zusammen: „Die Gewinnmargen von denen würde ich auch mal gern generieren.“ Tut er aber nicht. Sondern sorgt dafür, dass die WGL-Mieter Geld sparen, weil die Ablese-Tochter es billiger macht.

Dafür schaut man bei der Stadt-Tochter zum 90. Geburtstag nicht auf den Cent: Die 90 Bäume, die über den Herbst und im nächsten Frühjahr auf WGL-Grundstücken überall in der Stadt gepflanzt werden, sollen allesamt nicht in die Kategorie „Streichholz“ fallen. Der Premieren-Feldahorn vom Freitag war dafür ein Beispiel.   

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