AhnenforschungFamilienforscher im Leverkusener Stadtarchiv leisten Detektivarbeit

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Hardy Trautwein ist im Leverkusener Stadtarchiv der Experte für die Familienforschung.

Hardy Trautwein ist im Leverkusener Stadtarchiv der Experte für die Familienforschung.

Leverkusen – Wer hat mit wem? Wann? Und wer ist daraus entstanden? Solche Fragen stellen sich Familienforscher in Bezug auf ihre Vorfahren und sie schlagen oft bei Hardy Trautwein auf. Der Experte für Familienforschung arbeitet im Leverkusener Stadtarchiv und begrüßt ständig Menschen, die mehr über ihre Vorfahren herausfinden wollen.

„Die Leute kommen meist mit einem ersten Familienstammbaum, den sie sich schon zurechtgesucht haben“. Dann werden die Lücken gefüllt, mit Hilfe von Heirats-, Geburts- und Sterbeurkunden.

„Manche Menschen reisen von Archiv zu Archiv“

„Es sind viele schon im Rentenalter. Sie haben einerseits mehr Zeit für so ein aufwändiges Hobby und andererseits scheint man sich im Alter stärker für seine Wurzeln zu interessieren“, so Trautwein. „Und wenn man etwas älter ist, dann liegt die Generation der Großeltern schon etwas mehr im Dunkeln. Manche Menschen reisen von Archiv zu Archiv.“

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Im Internet sind die Familien-Daten nicht verfügbar. „Es gibt ein paar private Anbieter, die das versuchen. Da es jedoch so viele Daten sind, wird eine Digitalisierung noch viel Zeit in Anspruch nehmen“, so Trautwein. Also gilt es seine Nase auf der Suche nach den Vorfahren in Papier zu stecken. Bei den Standesämtern liegen die Daten seit dem Jahr 1810 vor. „Das habe die Franzosen eingeführt“, so der Archivar. „Davor haben die Kirchen Geburt, Heiraten und Sterben in ihrer Gemeinde festgehalten, in den sogenannten Kirchenbüchervermerken.“ Die kirchlichen Originale liegen zwar meist bei den kirchlichen Gemeinden. Das Stadtarchiv hat jedoch von jedem Exemplar eine Kopie.

Fundgrube Kirchenbücher

Die Aufzeichnungen reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. „Die Kirchenbücher beginnen nach dem Dreißigjährigen Krieg. Man wollte mehr wissen über die Schäfchen in den einzelnen Gemeinden“, erläutert Trautwein. Ältere Aufzeichnungen gibt es nur von adligen Familien in den so genannten Aufschwörungstafeln.

Sind die Aufzeichnungen jüngeren Datums, gibt es schon mit der Maschine Geschriebenes. Ansonsten darf der Ahnenforscher keine Furcht vor nur schwer zu Lesendem haben. Früher gab es nur Handschriftliches und das auch nicht immer strukturiert. Trautwein zieht ein Buch von 1810 aus Opladen heraus, in dem hat der damalige Bürgermeister mit der Hand alle Fälle von Geburt, Heirat und Tod aufgeführt. Es gibt 297 Einträge. Auch die Buchstaben sind für den modernen Menschen schwierig zu entziffern.

Detektivarbeit im Stadtarchiv

„Schrift entwickelt sich mit der Zeit. Wir haben aber Hilfen, mit denen man sich auch den fremd anmutenden Buchstaben nähern kann“, so der Mann mit dem Pferdeschwanz. Manchmal muss der Archivar fast die Fähigkeiten eines Detektivs haben. „Wir hatten mal einen Erbfall mit einer sehr großen Familie. Da hatte ein Paar elf Kinder gehabt und die wiederum Kinder. Das war sehr verworren“, erinnerte er sich.

Dabei hat er schon Zugriff auf viele Fakten. „Die Urkunden werden 30 Jahre lang von den Standesämtern aufbewahrt und dann kommen sie zu uns ins Stadtarchiv“, so Trautwein. Überraschungen gibt es bei der Recherche nach der Familiengeschichte immer wieder mal. Da taucht an der einen Ecke ein uneheliches Kind auf oder von der anderen Seite erfährt man von einem Verwandten, der nicht aus dem Krieg nach Hause gekommen ist.

Wer im Archiv am Landrat-Trimborn-Platz dennoch nicht fündig wird, hat womöglich mehr Glück im Landesarchiv in Duisburg, dem größten Archiv in Nordrhein-Westfalen. „Dort lagern die Daten aller Standesämter des Bundeslandes“, erläutert Trautwein. Über seine eigene Familie hat er allerdings selbst noch nichts herausfinden wollen: „Wenn Feierabend ist, ist Feierabend.“

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