Aktionärstreffen im Forum LeverkusenGroße Schlacht um die Zukunft von Biofrontera

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Die Hauptversammlung von Biofrontera im Agamsaal war wieder ein zähes Ringen.

Die Hauptversammlung von Biofrontera im Agamsaal war wieder ein zähes Ringen.

  • Das Treffen der Aktionäre von Biofrontera erweist sich wiederum als zähes Ringen.
  • Bis in die Nacht werden Gegenanträge von Unternehmenskritikern diskutiert.
  • Der Heidelberger Investor Wilhelm Zours kämpft verbissen um mehr Einfluss.
  • Der japanische Großaktionär und strategische Partner Maruho lässt jede Zurückhaltung fallen.

Leverkusen – Der Schicksalstag zog sich bis in die Nacht: Die Hauptversammlung von Biofrontera erwies sich am Mittwoch erneut als zähes Ringen zwischen Vorstand und dem neuerdings größten Aktionär des Pharma-Unternehmens aus Manfort: des Firmengespinstes um die Deutsche Balaton AG mit Wilhelm Zours an der Spitze.

Der Investor aus Heidelberg hat in den vergangenen Wochen ganz groß zugekauft und hält im Moment rund 28 Prozent der Aktien von Biofrontera. „Ich finde, da sollte schon jemand im Aufsichtsrat sitzen“, sagte Zours im Agamsaal des Forums. Wer das sein soll, stand in einem der vielen Gegenanträge, die am Mittwoch verhandelt wurden: Wilhelm Zours selbst.

Voraussetzung dafür wäre aber gewesen, einen der amtierenden Biofrontera-Aufsichtsräte abzuwählen. John Borer sollte das sein. Der amerikanische Investment-Banker genießt nicht viel Vertrauen – und das gilt nicht nur für Zours und seine Truppe: Auch von anderen Aktionären gab es Nachfragen zu seiner Eignung für das Amt.

Was Zours' Wahl bedeutet

Über die Folgen einer Wahl des Vorstandskritikers Zours in den Aufsichtsrat gibt es völlig unterschiedliche Ansichten. Nach Meinung des Biofrontera-Vorstands wäre das der erste Schritt in den Abgrund. Zours behauptete am Mittwoch das Gegenteil. „Wir sind mit dem industriellen Konzept zufrieden“, sagte der Mann, der Biofrontera schon mehrfach verklagt hat – worauf die Manforter mit Gegenklagen reagiert haben. Auch gegen den Gründer und Vorstandschef Hermann Lübbert sei nichts vorzubringen.

Vorstandschef Hermann Lübbert musste viel erklären.

Vorstandschef Hermann Lübbert musste viel erklären.

Auf längere Sicht aber ist der Professor nach Ansicht der Heidelberger nicht die optimale Besetzung an der Unternehmensspitze. Das hatte Zours in der Vergangenheit immer wieder betont.

Der Ton ist weniger rau

Am Mittwoch verkniff sich der Investor jedoch solche Anwürfe. Auch Finanzchef Thomas Schaffer blieb zunächst fast ungeschoren. Dabei hatte Zours ihm schon vorgeworfen, mit dem Job überfordert zu sein und eklatante Fehler zu begehen.

Biofronteras Finanzvorstand Thomas Schaffer

Biofronteras Finanzvorstand Thomas Schaffer

Was Zours aber auch nicht sagte: was er eigentlich vorhat, wenn er mehr Einfluss nimmt auf die Pharmafirma, die in diesem Herbst erstmals Geld verdienen will.

Wieder ein deutliches Umsatzplus

Am Abend vor der Hauptversammlung hatte der Vorstand vorläufige und ungeprüfte Halbjahreszahlen veröffentlicht. Danach erzielte die Biofrontera-Gruppe bis zum 30. Juni einen Umsatz von 13,8 bis 14 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von mehr als 50 Prozent.

In den USA stieg der Umsatz mit dem wichtigsten Produkt Ameluz um rund 50 Prozent auf 9,5 bis 9,7 Millionen Euro. Die beiden neuen Produkte Xepi und Aktipak, die Biofrontera mit dem US-Unternehmen Cutanea im Frühjahr übernommen hatte, machten sich mit 600 000 Euro in der Bilanz bemerkbar. Bis Ende März war Cutanea Tochter des japanischen Biofrontera-Partners Maruho.

In Deutschland erhöhte sich der Umsatz nach vorläufigen Zahlen um rund 82 Prozent auf 2,1 bis 2,2 Millionen Euro.

Im übrigen Europa verkauften die Manforter Produkte im Wert von 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 ein eher geringer Zuwachs von zwölf Prozent. (tk)

Das besorgte am Mittwoch in ungewöhnlich scharfer Form der mit derzeit gut 20 Prozent zweitgrößte Aktionär und operative Partner aus Japan: Der Vorstand der deutschen Tochter des Dermatologie-Spezialisten Maruho ließ einen Brief verlesen. In dem skizzierte er Zours Vorgehen so:

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Zunächst verschaffe er sich mit Anträgen auf Sonderprüfungen Einfluss auf kleinere Aktiengesellschaften aller möglichen Branchen. Danach strebe er in den Aufsichtsrat, um die Strategie zu bestimmen. Schließlich würden Kleinaktionäre aus den Firmen gedrängt, die am Ende ganz oder in Teilen verkauft werden – natürlich mit erheblichem Gewinn für Wilhelm Zours.

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