Altlast in LeverkusenWarum extrem belasteter Boden nicht verbrannt wird

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Baustelle Deponie Altlast Lev

Hier soll der tiefe Eingriff in das schwer belastete Erdreich erfolgen.

Leverkusen – Der nun anstehende dritte tiefe Eingriff in die Altlast Dhünnaue bereitet im Licht der Explosion vom 27. Juli Sorgen in Bürrig. Gisela Kronenberg, Stadtverordnete und seit langem Kennerin der Deponie von Currenta, hatte mit Blick auf die für Februar bis April geplanten Arbeiten an der Autobahn 1 einen zwölf Punkte umfassenden Fragenkatalog an die Aufsicht, die Kölner Bezirksregierung, geschickt.

Kronenberg ist alarmiert wegen des Plans, die rund 6100 Kubikmeter Erdreich, die für den Straßenbau in der Deponie abgetragen werden sollen, gleich nebenan wieder zu lagern. Denn der Boden ist nach den Erkundungen wesentlich stärker kontaminiert als das, was sonst oberirdisch deponiert wird.

Sondergenehmigung aus Köln

Um das überhaupt möglich zu machen, habe man tatsächlich eine Sondergenehmigung erteilt, so die Bezirksregierung in ihrer Antwort an Kronenberg, die dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt. So dürfe nunmehr ausnahmsweise Boden deponiert werden, der dreifach höher belastet ist als üblich. Das sei möglich, „wenn die Rahmenbedingungen eingehalten werden“, heißt es aus Köln unter Verweis auf Regelungen in der Deponieverordnung.

Ein Pfand, das ewig reichen soll

98 Millionen Euro hat Currenta, früher Bayer, für das komplette Entsorgungszentrum in Bürrig hinterlegt. Mit dieser „Sicherheitsleistung“ sollen sämtliche Kosten abgedeckt sein, die im Zusammenhang mit der Deponierung, der irgendwann anstehenden Stilllegung und der auf ewig erforderlichen Unterhaltung des komplexen Pumpen- und Brunnensystems an der Deponie entstehen. Auch die „Verhinderung oder Beseitigung von Beeinträchtigungen des Wohles der Allgemeinheit“ sollen mit dem Betrag  bestritten werden können, so die Bezirksregierung in ihrer Antwort auf den Fragenkatalog der Stadtverordneten Gisela  Kronenberg. 

Wie voll der von Currenta laufend weiter beschickte neue Teil der Deponie in der Dhünnaue ist, wird von der Aufsichtsbehörde nicht verraten: Damit würde man „Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse“ von Currenta verraten – und die frühere Bayer-Tochter habe der Weitergabe dieser Daten auch widersprochen. In der Konsequenz weiß man also auch nicht, wie lange die Chemiemüll-Deponie noch betrieben werden kann. (tk)

Benjamin Roth besorgt das. Er wohnt nicht weit von Currentas Entsorgungszentrum entfernt, hatte am 27. Juli Rußregen im Garten und fragt sich seitdem immer wieder, ob der Ofen und die Deponie für Chemiemüll sich wirklich mit der Wohnbebauung vertragen. Mit Blick auf die nun anstehende Tieferlegung des Westrings und der Lastenstraße sei er davon ausgegangen, dass der belastete Aushub zur seit ein paar Wochen wieder laufenden Sondermüll-Verbrennungsanlage im Dormagener Chempark gebracht „und nur das weniger belastete Material entsprechend der vorgeschriebenen Deponieverordnung hier auf der Deponie in Bürrig entsorgt wird“.

Die Sondergenehmigung von der Bezirksregierung findet Roth „sehr beunruhigend“. Ihm sei neu, dass solche Genehmigungen direkt neben einer städtischen Bebauung so „leichtfertig vergeben werden. Der Giftmüll war ja nicht ohne Grund unterirdisch vergraben und gesondert geschützt.“

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Tatsächlich weiß man wieder einmal nur näherungsweise, was die Bagger in den nächsten Wochen zu Tage fördern werden, wenn sie tief in den Deponiekörper eingreifen. Die Rede ist von „nicht eindeutig definierbaren Schadstoffen“. Aus diesem Grund wird nun ein weiteres Mal ein großes Zelt mit Luftschleusen aufgebaut, unter dem die Baugrube verschwinden wird. Es wird nach Angaben der Stadtverwaltung 45 mal 25 Meter messen und rund zwei Monate stehen bleiben. Denn die Arbeiten sind aufwendig: Um die beiden Straßen tiefer legen zu können, muss auch der „Rohstollen Süd“ weiter in die Erde. Er verbindet das Entsorgungszentrum mit dem Chempark in Wiesdorf.

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