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Ausstelllungen im Museum MorsbroichEin farbiges Spektakel

Lesezeit 3 Minuten
inks Warhol, in der Mitte und rechts Jörn Stoya: Im Museum werden Werke aus der Sammlung gemeinsam mit  Stoya-Arbeiten  gezeigt.

inks Warhol, in der Mitte und rechts Jörn Stoya: Im Museum werden Werke aus der Sammlung gemeinsam mit  Stoya-Arbeiten  gezeigt.

Leverkusen  – Diese Ausstellung reizt geradezu zu einem kleinen Wortspiel – also sei es an dieser Stelle auch einmal angebracht: Während sich die Zukunft des Museums Morsbroich trotz eines Standortsicherungskonzeptes dieser Tage eher ungewiss-grau statt positiv-rosarot darstellt, ist in seinen Räumen derzeit vor allem alles Farbe. Alles bunt. Alles grell und hell und mannigfaltig leuchtend.

Ein schöner Gegensatz ist dem kommissarischen Leiter Dr. Fritz Emslander und der Kuratorin Stefanie Kreuzer da gelungen, indem sie Arbeiten aus der Sammlung des Hauses mit Bildern des Künstlers Jörn Stoya kombinierten zur Ausstellung – eben– „Alles Farbe“.

Suche nach Anknüpfungspunkten

Wenn man so will war das Konzipieren dieser Schau ein klassischer Zug des „Wir machen aus der Not eine Tugend“. Denn, wie Kreuzer sagt, gebe es ja im Museum nach wie vor keinen Platz und keine Gelegenheit, die umfangreiche und wert- wie gehaltvolle Sammlung dauerhaft öffentlich zu zeigen.

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Also suchte sie mit ihren Kollegen immer wieder nach Anknüpfungspunkten, um Teile von ihr im Kontext mit anderen Kunstwerken zu präsentieren. Und mit den Arbeiten Jörn Stoyas ist dies nun einmal mehr auf beeindruckende Weise gelungen – indem man auf Farbigkeit setzte und ein kleines optisches Spektakel schuf.

Pigmente verwendet

Stoyas Markenzeichen, sein künstlerischer Fingerabdruck, ist ja gerade die Farbigkeit. Seine Faszination dafür geht sogar so weit, dass er keine normale Farbe benutzt, mit der er auf der Leinwand malt. Nein: Stoya verwendet ausschließlich Farbpigmente. Farbpulver ohne jedes Bindemittel, mit dem dieses Pulver normalerweise erst zu Farbe wird. Die Pigmente trägt er auf die Leinwand auf, verreibt sie, drückt sie quasi in den Stoff – und erzeugt damit Bilder, die in ihrer Strahlkraft und farbigen, wenn man so will, Reinheit, faszinieren. Stoyas Farbe ist maximal pur. Unverfälscht. Echt. Authentisch

Und sie korrespondiert im Schloss mitunter über mehrere Räume und aus Kalkül gezogene Sichtachsen mit älteren Arbeiten andere Künstler, die sich in der Museumssammlung befinden. Yves Kleins Bild „Monochrome bleu“ und seine Skulptur „La Victoire de Samothrace“ gehören ebenso dazu wie Bernard Frizes Farbcollage „Cinquante six deux“, Andy Warhols „Flowers“ oder Imi Knoebels erschlagend-beeindruckendes „Schlachtenbild“ – eine schwarze, spiegelnde Hartfaserplatte, in die Knoebel 1990 Strukturen einritzte, eingrub, einfräste.

Letztlich treffen hier Kunst der Gegenwart – Stoyas Bilder entstanden zumeist im vergangenen Jahr – und Kunst aus den vorhergehenden 30 bis 40 Jahren aufeinander und wirken zusammen wie eine bunte Bombe, die irgendjemand zündete und platzen ließ und deren Inhalt nicht zerstört, sondern die Lebendigkeit, die Vielfalt, das Leben an sich feiert, denn das besteht schließlich vor allem aus Farben

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Ihren passenden Abschluss findet diese neue Ausstellung schließlich in der Grafiketage des Museums, in der zeitgleich zu „ Alles Farbe“ eine Schau von zwischen 1989 und 2018 entstandenen Zeichnungen des Künstlers und Beuys-Schülers Paco Knöller zu sehen ist. Knöllers „Drawings“ sind zwar weniger farbenprächtig, weniger aufdringlich und erschlagend wie die in den beiden unteren Geschossen gezeigten Arbeiten. Indes: Auch ihnen wohnt diese Farbigkeit inne – feiner, dezenter, mehr an Linienstrukturen denn an großen, fast geometrischen Farbkörpern orientiert wie im Falle Stoyas. Somit ist jede der Ausstellungen einen Besuch wert.

Aber vor allem beide zusammengenommen entfalten eine enorme Wucht.

Die Ausstellungen „Alles Farbe – Jörn Stoya und die Sammlung des Museum Morsbroich“ und „Paco Knöller – Zeichnungen/Drawings 1989-2018“ werden am Sonntag, 26. Mai, um 12 Uhr im Museum Morsbroich eröffnet. Zu sehen sind sie jeweils bis zum 1. September. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 17 Uhr. Alle Informationen gibt es im Internet sowie unter ☎ 0214/85 55 60.

www.museum-morsbroich.de

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