Bayer 04 und LeverkusenDie wichtige Rolle des Betriebssports für die Stadt

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Mit der Verlegung des Werkes nach Wiesdorf begann auch die Förderung des Betriebssports.

Leverkusen – Wenn von Leverkusen und Sport die Rede ist, dann kommt den meisten Menschen natürlich der Fußball in den Kopf. Bayer 04 Leverkusen ist nun einmal das sportliche Aushängeschild der Stadt. Indes: Letztlich fußt die Geschichte Leverkusens als Sportstadt vor allem auf dem Betriebssport, der von Beginn an eben auch den Breiten-, Amateur- und sonstigen Profisport abseits des Fußballs umfasste.

Dr. Andreas Luh von der Ruhruniversität Bochum widmete sich diesem Thema in der Vergangenheit im Rahmen seiner Studien und wird dazu in Kooperation mit dem Opladener Geschichtsverein (OGV) am Mittwoch, 15. Dezember, einen Online-Vortrag halten.

Freizeitbetätigung für Arbeiter

„In Wiesdorf gab es früher ja nichts“, sagt Luh. Als das Firmengelände der Farbenfabrik „C. Leverkusen & Söhne“ im Jahre 1891 in der Gemeinde Wiesdorf angesiedelt wurde, „mussten rund um dieses Werk natürlich viele Werkswohnungen gebaut werden. Und die dort lebenden Arbeiter wiederum mussten sich in der Freizeit betätigen können.“

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Dieser Bus des „Luftsportverein Bayer Uerdingen“ zeigt: Auch an den anderen Standorten Bayers wurde der Betriebssport gefördert.

In den ersten Dekaden habe vor allem der Generaldirektor Carl Duisberg in seiner Rolle als „hoch intelligenter und sozial innovativer Mensch“ erkannt, dass der Betriebssport für die Zufriedenheit und das Wohlergehen der Arbeitenden unerlässlich sei. Denn: „Es gab damals eine hoch qualifizierte Stammarbeiterschaft, die entlang der Rheinschiene stets dahin zog, wo es lukrative Arbeit gab.“ Finanziell lukrativ. Und lukrativ im Sinne von: „Die blieben da, wo sie die besten Arbeitsbedingungen vorfanden.“

Wohlfahrtspolitik bei Bayer

Das habe viel mit Wohlfahrtspolitik zu tun gehabt und sei später, als erste organisierte Arbeiterbewegungen aufkamen und von den Chefs als Bedrohung aufgefasst wurden, auch für den Frieden innerhalb des Werks wichtig gewesen. Es sei um den Arbeiter und die Arbeiterin als „umworbener Betriebsfaktor“ gegangen. Beziehungsweise: Stattgefunden habe ein „Kampf um die Seele des Arbeiters“.

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Die Vereine seien seinerzeit – im Gegensatz zur Gegenwart, in der sie abteilungsübergreifend sind und jedem Bürger respektive jeder Bürgerin offenstehen – eng an Werksabteilungen gebunden gewesen: Die leitenden Angestellten traten in den Tennisclub ein. Für die Stammarbeiterschaft gab es vor allem den Turnverein. Hinzu kam ein Ruderclub. Und natürlich jede Menge Unterstützung seitens des Werkes für Ausrüstung und Infrastruktur in Form von Badeanstalten, Turn- und Spielplätzen oder Turnhallen.

Wachsende Mitgliederzahl

Bereits beim Umzug des Werks nach Wiesdorf sei von 6000 Mitarbeitenden jeder vierte in einem Betriebssportverein gewesen, sagt Luh. „Es gab ja auch noch keine Gewerkschaften.“ Was bedeutete: Die Menschen tauschten sich im Verein aus. Um 1930 seien von 10 000 Mitarbeitenden bereits 3000 Mitglied in einem Sportverein des Werkes gewesen – also jede dritte bei Bayer tätige Person.

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Dieser Bus des „Luftsportverein Bayer Uerdingen“ zeigt: Auch an den anderen Standorten Bayers wurde der Betriebssport gefördert.

Nach dem Krieg – der laut Luh als Epoche auch in Sachen Betriebssport noch einmal ein eigenes, extrem komplexes Thema sei – sei das Bayer-Vereinssportsystem weit verzweigt wieder aufgebaut worden – auch an den anderen Werksstandorten wie Krefeld. Die sich zum Bayerkreuz bekennenden Vereine seien mehr und mehr ermutigt worden, sich selbst zu verwalten. Sportsponsoring von Leistungssport im Sinne von Corporate-Identity-Stategien sei hinzugekommen.

„Und heutzutage haben die verschiedenen Werksvereine aus Leverkusen 15 000 bis 20 000 Mitglieder und prägen die ganze Region im Breiten-, Amateur- und Profisport“, sagt Luh.

Der Vortrag von Dr. Andreas Luh unter dem Titel „Die unternehmens- und sportpolitische Bedeutung des Betriebssports im Rheinland in der Zwischenkriegszeit am Beispiel von Bayer und Henkel“ beginnt am Mittwoch, 15. Dezember, um 18 Uhr per Zoom. Anmeldungen unter ☎ 02171/4 78 43. www.ogv-leverkusen.de

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