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Bayer-CampusStadt Leverkusen will Monheim notfalls verklagen

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Der Buschbergsee soll unter Naturschutz gestellt werden. Die Vergrößerung des Gewerbegebiets in Monheim würde das sinnlos machen.

Der Buschbergsee soll unter Naturschutz gestellt werden. Die Vergrößerung des Gewerbegebiets in Monheim würde das sinnlos machen.

Leverkusen  – Der Monheimer Plan, Bayer die Erweiterung seiner Agrochemie-Zentrale um 18 Hektar zu ermöglichen und an wertvolle Grünzüge in Hitdorf heran zu rücken, stößt in der Stadtverwaltung auf erbitterten Widerstand. Sollte das Projekt genehmigt werden, will die Stadtverwaltung vor Gericht ziehen.

Vorerst letztes Kapitel: Zum Wochenende legte Oberbürgermeister Uwe Richrath den Einspruch vor, in dem vier Fachbereiche der Stadtverwaltung den Plan beleuchten und sehr große Probleme befürchten. Das Schreiben geht an die Bezirksregierung in Düsseldorf, die die Aufsicht über die Regionalplanung hat. Und die bei Projekten, die Nachbarkommunen tangieren, deren Meinung einzuholen hat.

Zweifel der Stadtplanerin

In der Stellungnahme zieht Stadtplanerin Serena Sikorski in Zweifel, dass das Gebiet, das direkt östlich an den Bayer-Campus anschließt, wirklich „die letzte in Monheim verfügbare Erweiterungsfläche für gewerbliche Nutzungen“ sei.

Denn im Süden des Bayer-Campus gebe es sehr wohl noch Platz. Unter anderem liegen dort Versuchsfelder von Bayer. Die will der Konzern aber – so liest es sich in den Monheimer Akten – nicht für Gewerbe nutzen. Seit vielen Jahren. Für die Planer im Monheimer Rathaus ist es einfach: „Auf absehbare Zeit ist eine Bebaubarkeit dieses Bereiches nicht zu erwarten.“

Erstmal Reserven nutzen

In der Bayer-Stadt Leverkusen versteht man das nicht. Die Wohnhäuser in Hitdorf wären viel weniger von Gewerbe tangiert, wenn Bayer zunächst seine Reserven nutzen würde. Der jetzt verfolgte Plan sei umso problematischer, als in dem östlichen, direkt an Hitdorf stoßenden Gebiet alles mögliche angesiedelt werden kann: Werke, die die Luft verschmutzen; selbst Störfallbetriebe, die von der Seveso-III-Richtlinie erfasst werden, könnten dort hin. „Daher befürchtet die Stadt Leverkusen, dass im zukünftigen Gewerbe- und Industriegebiet Nutzungen zugelassen werden, von denen eine erhebliche Beeinträchtigung der Bevölkerung durch Lärm- und oder Luftemissionen zu erwarten ist.“

Gar nicht gut findet Sikorski auch, dass ihre Monheimer Kollegen noch kein Konzept haben, wie das Gebiet gestaltet werden soll. Weder gibt es einen Plan, wie Industrie und Gewerbe angeordnet werden sollen, um womöglich einen sanften Übergang zwischen Industrie, Gewerbe und Natur auf der Leverkusener Seite hinzubekommen. Auch die Erschließung ist nicht klar: Wo Straßen verlaufen sollen, weiß man in Monheim noch nicht. Nur, dass ein Umspannwerk in den Sprengel umgesiedelt werden soll, um anderswo Platz zu gewinnen im selbst ernannten Steuerparadies.

Wertvoller Raum geht verloren

Weil es kein Konzept gibt, geht man davon aus, dass es mit dem pauschalen Versprechen, der Grünzug auf der Hitdorfer Seite werde „durch die Planung nicht beeinträchtigt, da mit diversen Maßnahmen darauf reagiert werde“ nicht weit her ist. Im Gegenteil: Der Grünzug werde unterbrochen, seine Funktion „nachhaltig beeinträchtigt“. Inakzeptabel: Das Gebiet werde heute „intensiv von der Bevölkerung als Freizeit- und Erholungsraum genutzt.“ Durch eine Gewerbe- und Industriegebiet gehe dieser wertvolle Raum verloren. Das werde in Monheim auch gar nicht bestritten.

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Aber es sind nicht nur Leverkusens Stadtplaner, die strikt gegen den Plan sind. Auch die Naturschutzbehörde lehnt das Projekt „nachdrücklich ab“. Das Gewerbegebiet zerschneide die Verbindung zwischen Buschberg- und Monbagsee – beides gesetzlich geschützte Biotope. Ersteren will Leverkusen alsbald unter Naturschutz stellen. Und für die vielen dort anzutreffenden, seltenen Arten, seien die Äcker drumherum von entscheidender Bedeutung.

Extreme Verkehrsbelastung

Bleibt das Thema Verkehr: Hitdorf sei schon jetzt zu den Spitzenzeiten extrem belastet - noch mehr Autos, die über den Fahnenacker und die Langenfelder Straße zur A 59 fahren, seien nicht akzeptabel. Das habe man den Nachbarn schon vor Jahren gesagt, als der „Creative Campus“ erweitert wurde, auf dem Schwarz-Pharma ansässig war.

In der Nachbarstadt heißt es, derzeit fehlten 26 Hektar für Gewerbe. Geht es nach der Stadtverwaltung Leverkusen, muss Monheim die anderswo finden.

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