Betrugsprozess in LeverkusenDer Sohn des Don kommt frei

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Einer der Angeklagten im Betrugsprozess gegen die Großfamilie. 

  • Im Betrugsprozess um eine Leverkusener Großfamilie wurde am Freitag der Haftbefehl gegen den 22-jährigen Sohn von Michael G. aufgehoben.
  • Er hatte seit November in Haft gesessen.
  • nach Erkenntnissen der Polizei gehörte er zur Helferriege in dem großen Prozess wegen Betrugs und Geldwäsche, der sich noch bis in den Herbst hinziehen wird.

Leverkusen/Köln – Der älteste Sohn des Don kann sich ein bisschen entspannen: Seit Freitagvormittag ist der 22-Jährige wieder ein freier Mann. Der Haftbefehl wurde von der Großen Strafkammer aufgehoben.

Seit November war der junge Mann im Gefängnis. Acht Monate hatte die Polizei nach ihm gefahndet. Gefunden wurde er schließlich in Wiesdorf: Er hatte sich bei seiner Schwiegermutter im Kleiderschrank versteckt. Der Sohn von Michael G. gehört nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zur dreiköpfigen Helferriege in dem großen Prozess wegen Betrugs und Geldwäsche, der sich noch bis in den Herbst hinziehen wird.

Am Rande des Ruins

Am Freitag befragte der Vorsitzende Richter Hartmut Helmes rund fünf Stunden lang einen der leitenden Ermittler, Kommissar T. Dabei ging es um die Kern-Affäre: Wie sich Michael G. Anfang 2017 das Vertrauen eines wohlhabenden Ehepaars aus Frechen erschlich und den Leuten binnen zehn Monaten fast eine Million Euro abnahm.

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Die Ehefrau des Frecheners André L. (Name geändert) bekam offenbar so gut wie nichts mit von den finanziellen Transaktionen, mit denen das Opfer sich schließlich an den Rand des Ruins brachte: Zum Schluss waren alle Dispositionsrahmen ausgeschöpft und das Sparbuch der Schwiegermutter zum Teil geschröpft.

Eine Münzsammlung, deren Wert auf 25.000 Euro geschätzt wird, war weg, außerdem eine Breitling-Uhr, für die André L. nach eigenen Angaben gebraucht noch 10 000 Euro bezahlt hatte. Als die immensen Bar-Abhebungen der Bank seltsam vorkamen, wurde auf Gold umgestellt: Zwölf Kilogramm besorgte André L.; das war allein schon knapp eine halbe Million Euro wert.

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Michael G. hatte, so die Ermittlungsergebnisse, dem betagten Mann immer neue abenteuerliche Geschichten erzählt. Mit denen begründete er seine – natürlich nur vorübergehende – Geldnot. Jeder Cent, so die Abmachung, sollte binnen eines halben Jahres zurückfließen von dem vorgeblichen Sprössling der reichen jüdischen Familie Goldmann, die vor den Nazis aus Deutschland geflohen war und schließlich in den USA ein Vermögen mit dem Import deutscher Autos gemacht hatte.

Der Clan-Chef wiederum gab sich zusätzlich als vermögender Unternehmer aus. Nur, dass er eben phasenweise nicht an seine US-Dollars kam, die er aber angeblich brauchte, um seine vielen deutschen Angestellten zu bezahlen.

„Zwischen Täter und Opfer gab es eine Art Männerschwur“

„Zwischen Täter und Opfer gab es eine Art Männerschwur“, berichtete der Ermittler. Schließlich habe Michael G. den Frechener in eine Zwickmühle gebracht: Er musste immer mehr Geld beschaffen, um schließlich die verliehenen Summen wiederzusehen. Als Michael G. im März vorigen Jahres verhaftet wurde, hatte er nach den Berechnungen des Gerichts von 944.000 Euro gerade mal 23.900 zurück gezahlt. In meist ganz kleinen Raten.

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