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Bienen, SchmetterlingeBlühwiesen bieten Insekten in Atzlenbach paradiesische Zustände

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esuchten die Blumenwiese an der Atzlenbacher Straße:  Ulrich Hammer, Hans-Martin Kochanek und Andrea Deppe (von links). 

Leverkusen – Er ist praktisch, nicht zu teuer und sieht gut aus: der Kies im Vorgarten. Eines allerdings schafft er nicht – der Umwelt zu helfen. Blühwiesen sind da eine ökologische Alternative. Ziel dieser Wiesen ist es, möglichst vielen Pflanzen einen Lebensraum zu bieten und so Insekten wie Wildbienen oder Schmetterlinge anzulocken, die vom Nektar der Blumen profitieren.

Ein Paradebeispiel für eine gelungene Blühwiese gibt es in Leverkusen an der Atzlenbacher Straße. Vor einem Fachwerkhaus blühen dort mehr als 30 Arten von Pflanzen auf einer Privatwiese. Auch sehr seltene sind dabei, wie Hans-Martin Kochanek, Leiter des Ophovener Naturguts, verrät: „in der Hoffnung, dass sie sich wieder verbreiten.“

Lob von der Stadt Leverkusen

Verschiedene Blumen wachsen dort neben- und miteinander; bieten Insekten so einen attraktiven Platz, um Nahrung zu finden. „Diese Wiese ist ein hervorragendes, gelungenes Beispiel“, lobt Andrea Deppe, Baudezernentin der Stadt Leverkusen. „So etwas zeigt, dass Vorgärten auch anders aussehen können.“

Ohne weiteres anzulegen ist eine solche Blühwiese aber nicht. Zum einen sollte der Standort sonnig, zum anderen der Boden nicht „zu fett“ sein, erklärt Ulrich Hammer, der beim Grünflächenamt für die Unterhaltung verantwortlich ist. Das bedeutet, dass zu viele Nährstoffe im Boden enthalten sind. Um dem entgegen zu wirken, müsse zunächst der Rasen abgetragen werden. Danach müsse der Boden gelockert und letztlich auch abgemagert werden. Hierbei wird etwa durch Sand oder Lehm die Nährstoffmenge reduziert. Eine gelungene Pflanzenmischung sei ebenfalls wichtig. Im ersten Jahr gebe es in der Regel noch viele verschiedene Blüten. Da einige Pflanzen dominanter sind als andere, könne sich die Anzahl mit den Jahren aber deutlich verringern. Dem gelte es  durch Nachsäen entgegenzusteuern.

Mähen für Wiesen sehr wichtig

Und nicht zu vergessen: das Mähen. „Eine Wiese bleibt nur dann eine Wiese, wenn sie gemäht wird“, betont Hammer. Ein- bis zweimal im Jahr sollte das gemacht werden. Kochanek unterstreicht, dass es zudem wichtig ist, keine gezüchteten Samenmischungen zu verwenden. Blüten dieser Pflanzen seien oft „zu eng“, Tiere kommen so schlechter oder gar nicht an den Nektar. Auch sollte man darauf achten, dass es wenig Gräser auf der Blühwiese gibt. Diese dominieren die Blumen und verringern so die Artenvielfalt.

„Blühwiesen sollten keine Ausnahme sein, sondern der Standard“, betont Kochanek. „Dieses Ziel wollen wir gern als Stadt erreichen“, sagt Deppe. Ein großer Profiteur davon wären Wildbienen. Diese können schon bei niedrigeren Temperaturen fliegen und bestäuben. Damit sind sie letztlich sogar etwas effektiver als herkömmliche Bienen, sagt Kochanek. Hammer wünscht sich derweil „etwas mehr Verständnis für die Natur“. Man solle die Pflanzen „einfach mal wachsen lassen“.

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Teurer als ein Kiesvorgarten ist eine Blühwiese übrigens nicht zwangslaufig. Knapp neun Euro kostet es, einen Quadratmeter anzulegen, sagt Hammer. Und es muss nicht direkt ein großer Garten sein. Auch auf dem Balkon funktionieren Blühwiesen problemlos.

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