CDU-LandtagskandidatDarum nennt sich Rüdiger Scholz „Lobbyist für Leverkusen“

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Heimspiel am Donnerstag: Rüdiger Scholz wirbt für die CDU und sich auf dem Rheindorfer Markt. 

Leverkusen – Amtsbonus. Daran denkt man, wenn man mit Rüdiger Scholz über die vergangenen fünf Jahre spricht. Der 65-Jährige – ja, so alt ist er wirklich – rattert erst einmal alle möglichen Projekte herunter, die er seit 2017 irgendwie angeschoben, befördert, herbeigeführt hat.

Natürlich interessiert ihn nicht, dass er im normalen Leben kurz vor der Rente stände. Der Mann ist den Großteil seines Lebens in der und für die CDU unterwegs. Dass er mal auf Lehramt studiert hat, war 24 Jahre lang egal. Als er 1986 Examen machte, wurden in Nordrhein-Westfalen gerade keine Lehrer eingestellt. In diesem Zusammenhang fällt der Name Johannes Rau. Ohne jede Bitterkeit. So verschlug es ihn zunächst nach Bonn: Pressesprecher der Jungen Union Deutschlands. Danach ging es in den Osten: nach Thüringen, später noch einmal nach Brandenburg. Trotzdem hat er den Kontakt nach Leverkusen nie abreißen lassen – auch politisch nicht: 1999 zog Scholz erstmals in den Stadtrat ein.

Unerschöpfliche Debattier-Power

Dass ihn Kleinteiliges nicht stört, stellt er dort ebenso unter Beweis wie in der Bezirksvertretung I. Auch, dass er dann noch Debattier-Power hat, wenn andere nach drei, vier Stunden Sitzung müde sind. Der Mann ist insofern ein politischer Intensivtäter. Den Begriff fände er sicher weniger gut als die Eigenschaften, die er beschreibt. 2010 verschlug es den Erdkunde- und Biologielehrer zwar noch in den Schuldienst. An einer Realschule in Wuppertal unterrichtete Scholz außerdem Sozialwissenschaften und – klar – Politik. Für diese beiden Fächer musste er eine zusätzliche Prüfung machen; die Lehrerlaubnis gilt nicht ewig.

Lieber Politik als Lehramt

Mittlerweile dürfte sich das Thema Schule für Scholz qua Lebensalter erledigt haben. Bedauerlich? Nicht sehr, „obwohl ich von Anfang an Lehrer werden wollte“, sagt er. Trotzdem fällt der Vergleich zu seinem tatsächlichen Lebensinhalt Politik klar aus: „Du kannst mehr bewegen. Du kannst mehr erreichen.“

Womit man wieder bei seiner ersten Amtszeit wäre. Dass er es überhaupt geschafft hat, als zweiter Christdemokrat der SPD das Direktmandat zu entreißen, darauf ist Scholz stolz. Vor ihm ist das Ursula Monheim gelungen, aber das war nur für eine Wahlperiode. Scholz würde sich also immerwährende Meriten in der CDU erarbeiten, wenn er den Wahlkreis das zweite Mal holt. Dafür arbeitet er mit Hingabe.

Viel Besuch aus Düsseldorf

Dazu gehört, Ministerinnen und Minister herzuholen, um zu dokumentieren, was sich mit Geld aus Düsseldorf bewegt hat. Dazu zählt er kleinere Dinge: Zweieinhalb Millionen Euro fließen an 25 Leverkusener Vereine – der Neukirchener Turnverein ist ein Beispiel, ebenso die TG Leverkusen, die gerade Besuch von Staatssekretärin Andrea Milz bekam – selbstverständlich auf Vermittlung von Scholz.

Dass Ina Scharrenbach ein häufiger Gast in der Stadt ist, hat ebenfalls mit engen Kontakten zu tun. Die hätten sich ergeben, als er im Kommunalministerium für das Projekt 250 Punkte geworben habe. Dass Leverkusen als erste Großstadt Gewerbesteuer-Paradies wird, habe nicht in Köln bei der Bezirksregierung entschieden werden können, erinnert er sich. „Das musste schon die Ministerin machen“ – dafür habe man Überzeugungsarbeit leisten und auf Geld verzichten müssen: Dreieinhalb Millionen Euro aus dem kommunalen Stärkungspakt flossen nicht mehr in den Haushalt.

Ziel: „langfristig wirken“

Mit der großen Mehrheit des Stadtrats im Rücken habe er für sich ein Mandat gesehen, das schwierige Projekt in der Landesregierung abzusichern, sagt Scholz. Und es laufe ja auch gut, trotz Corona-Bremsspuren im Haushalt: Das Gewerbesteuer-Aufkommen bewegt sich trotz des niedrigen Hebesatzes auf Rekord-Niveau. Nun hofft der Abgeordnete, dass es so bleibt, das Projekt „langfristig wirkt“. Dann könne er von sich sagen: „Dazu hast Du einen Beitrag geleistet.“

Ob Scholz sich eines Tages einen Beitrag wenigstens zu einem kurzen A-1-Tunnel wird attestieren können, ist unsicher. In dieser Frage spielt er weiterhin Bund-Land-Pingpong, weist Nordrhein-Westfalens früherem Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) die Verantwortung dafür zu, dass der Tunnelbau immer noch nicht klar ist.

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Dessen ungeachtet sagt Scholz: „Ich habe in fünf Jahren gezeigt, dass ich die Leverkusener Interessen vertreten habe.“ Das spricht ihm mancher in einer Sache ab: Gegen das neue Wettbüro-Gesetz habe er nicht opponiert, obwohl es damit in der Stadt Probleme gibt. Er kontert: „Es ist seitdem kein Wettbüro mehr eröffnet worden“, für die Stadt kein Schaden entstanden. Kein Grund, nicht weiter zu machen. Dafür muss der CDU-Kandidat den Wahlkreis holen.

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