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Comedian trifft JugendlicheKaya Yanar als Stargast im Live-Chat des Bunkers Manfort

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„Wir haben keine Lobby“

„Wir haben keine Lobby“

  • Kaya Yanar (46) ist einer der bekanntesten Comedians des Landes.
  • Nun trifft der Frankfurter mit türkischen Wurzeln auf im Jugendzentrum Bunker in Manfort betreute Kinder.
  • Im Interview erzählt er von seiner eigenen Jugendzeit - und wie er die Corona-Krise erlebt.

Leverkusen  – Der bekannte Comedian Kaya Yanar wird am Donnerstag, 30. April, um 12 Uhr im Internet per Live-Chat mit den vom Team des Jugendzentrums Bunker in Manfort betreuten Jugendlichen sprechen. Vorher beantwortete er dem „Leverkusener Anzeiger“ exklusiv schon ein paar Fragen.

Herr Yanar, wie geht es Ihnen in der Corona-Zeit? Kommen Sie gut klar?

Ich sage es mal so: Ich würde mit der Situation besser klarkommen, wenn es klare und einheitliche Ansagen gäbe. Was ist eine Großveranstaltung? Was lässt sich machen? Ich spreche hier wissentlich nicht nur für mich, sondern für viele Künstlerkollegen, wenn ich sage: Man fühlt sich vernachlässigt, nicht berücksichtigt. Wir haben offenbar keine Lobby. In der Schweiz, wo ich ja lebe, wurden jetzt beispielsweise Blumenläden wieder eröffnet. Wir aber dürfen nicht auftreten. Auch nicht vor wenig Publikum. Offenbar sind Blumenläden systemrelevant. Wir nicht. Aber: Ich will letztlich nicht wirklich klagen. Denn mir geht es ansonsten gut. Zudem hatte ich Glück im Unglück: Ich hatte mich vor Corona bei der Internetplattform Twitch registriert. Eigentlich, um dort unter dem Titel „Kaya zockt“ in Videos zu zeigen, wie ich Computerspiele spiele und diese kommentiere. Mittlerweile aber geht das weit darüber hinaus – und ich habe 130 000 Follower. Und wenn ich in meinem kleinen Studio, das ich im Dachgeschoss habe, die Videos aufzeichne und ins Netz stelle, wofür ich jetzt viel Zeit habe, dann schauen 12 000 Menschen zu. Das ist toll! Und allemal besser, als im Autokino aufzutreten.

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Wie es viele Ihrer Künstlerkollegen aus dem Musikbusiness derzeit tun. Für Sie keine Alternative?

Nein. Bei Konzerten ist das vielleicht okay. Aber ich als Comedian möchte ja mitbekommen, wie die Zuschauer lachen. Ich bin ja letztlich geradezu abhängig davon, dass jemand reagiert und ich höre, wie jemand das tut. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, nur blinkende oder hupende Autos vor mir zu haben.

Ihr aktuelles, derzeit ausgesetztes Bühnenprogramm heißt „Ausrasten für Anfänger“. Sind Sie denn auch wegen der Corona-Krise schon ausgerastet?

Ja. In der Krise zeigt sich ja der Charakter der Menschen. Wenn die eigenen Freiheiten und Bequemlichkeiten eingeschränkt werden, dann steigt die Spannung. Es zeigt sich, was man aushalten kann. Und dann kommt es nicht selten zu einer Art, wenn man so will, Blockwart-Mentalität. Wenn jemand beispielsweise den Mindestabstand nicht einhält, dann versuche ich, ihn oder sie höflich darauf hinzuweisen. Ich habe aber auch schon mitbekommen, wie Menschen andere Menschen richtig angeschnauzt haben, wenn sie der Meinung waren, diese seien ihnen zu nahe gekommen. Natürlich: Es ist Verunsicherung. Aber wir sind doch alle verunsichert. Wir sollten alle solidarischer sein.

Am Donnerstag sind Sie nun Stargast im Live-Chat des Bunkers Manfort. Dessen Team kümmert sich um Jugendliche, die ohnehin schon Probleme im Leben haben. Die mitunter aus zerrütteten Familien kommen. Sprich: Sie sind für Jugendliche da, die gerade während der Corona-Krise Betreuung benötigen.

Ja. Und mich trifft so etwas persönlich sehr. Denn ich hatte selber keine unkomplizierte Kindheit. Meine Eltern waren geschieden. Ich war mal bei meiner Mutter. Mal bei meinem Vater. Und das, obwohl ich immer schon ein sehr familiärer Mensch war. Ich kann nachempfinden, wenn Kindern die Orientierung einer intakten Familie und eines geregelten Lebens fehlt. Dann sind sie erstmal verloren. Wohlgemerkt: Erstmal. Denn man kann ihnen die Orientierung ja immer noch geben. Und genau deshalb mache ich das mit dem Chat auch sehr gerne. Wenn in ein paar Jahren eines der Kids in Leverkusen, mit denen ich sprechen werde, sagen sollte: „Ja, der Kaya hat damals auf meine Frage geantwortet und mir sehr geholfen“ – dann hat sich das doch schon gelohnt. Mir selber hat damals auch alles geholfen, das mich irgendwie ablenkte. Und wenn es nur etwas Kleines war. Ein Konzert, das mich berührte, oder so etwas. Alles war willkommen.

Mit Jugendlichen zu reden dürfte etwas anderes sein, als auf der Bühne ein Comedy-Programm zu zeigen. Müssen Sie sich darauf vorbereiten?

Nein. Ich muss einfach ehrlich sein. Da ist das Wichtigste. Denn die Jugendlichen sollen sehen: Egal, wie es mir geht – ich kann es schaffen. Der Kaya Yanar hat es ja auch geschafft.

Gibt es Fragen, vor denen Sie Angst haben?

Nein. Im Gegenteil: Ich mag das. Dieses Unvorbereitete. Außerdem gibt es ja auch nichts Negatives von mir zu berichten, denn: Irgendwie hatte ja alles, was ich im Leben erlebte und machte und was vielleicht schlecht begann, ein Happy End.

www.bunker-lev.de

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