Corona-Tod in Leverkusener GroßfamiliePolizei soll Andrang auf Beerdigung verhindern

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Leverkusen – Nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ ist ein Mitglied der Wiesdorfer Großfamilie gestorben, vor deren Anwesen es in den vergangenen Tagen einige Einsätze von Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) und Polizei gegeben hatte. Wie zuvor berichtet, hatten sich zwei Familienmitglieder mit dem Coronavirus infiziert. Einer der Erkrankten ist jetzt verstorben.

Der Mann soll hohes Ansehen im bundesweit weitverzweigten Familiennetzwerk als Friedensrichter genossen haben. Am kommenden Mittwoch wird der Verstorbene auf dem Friedhof Reuschenberg in Leverkusen beerdigt.

Die Sicherheitskräfte rechnen mit einem enormen Besucherandrang. Prognosen gehen von mehreren Hundert Teilnehmern aus. Dabei lässt der Corona-Schutzkatalog für Trauerfeiern und Grablegungen maximal 25 Personen zu.

Derzeit arbeiten Polizei und Stadt an einem Sicherheitskonzept, um den Hygiene-Regeln auch bei der Beerdigung Geltung zu verschaffen. Grund für die Vorbereitungen der Stadt: In den vergangenen Tagen hatte sich wiederholt Konfliktpotenzial aufgebaut.

Am Montagabend waren Polizeiwagen vor ein Anwesen der Familie in Wiesdorf gefahren. Die Beamten hatten den KOD alarmiert, weil sich auf dem Gelände etwa 80 Menschen eingefunden hatten.

Hintergrund der Ansammlung war die Sorge um die Corona-Erkrankung zweier führender Familienmitglieder. Auf Grund rechtlicher Hürden griff die Polizei nicht selbst ein, da es sich um ein privates Grundstück handelt, auf dem Verstöße gegen die Corona-Verordnung offenbar wurden. Nur bei Gefahr im Verzuge darf die Staatsmacht privates Areal ohne Erlaubnis des Eigners betreten.

Die Beamten überließen dem KOD die Entscheidung über das weitere Vorgehen. Die Leverkusener Ordnungshüter suchten das Gespräch mit den Wortführern auf dem Anwesen. Anschließend schickten sie die Streifenwagen wieder weg. Die Großfamilie habe versprochen, die illegale Menschenansammlung aufzulösen.

Polizei will Einsatzhundertschaft schicken

Angesichts der kommenden Beerdigung will die Polizei unter anderem eine Einsatzhundertschaft einsetzen. Ohne auf Details einzugehen, bestätigte Behördensprecher Wolfgang Baldes, „dass wir mit der Stadt in engem Kontakt stehen, um im Fall der Fälle Amtshilfe mit Kräften der Bereitschaftspolizei zu leisten“.

Die Zurückhaltung der kommunalen Mitarbeiter in den vergangenen Tagen war bei Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) auf wenig Verständnis gestoßen. Intern, so war zu hören, hagelte es Kritik an dem Vorgehen des KOD. Offiziell teilte die Stadt mit, dass der Vorfall „verwaltungsintern geprüft und aufgearbeitet“ werde. So wolle man mit allen Beteiligten darüber sprechen, um „Entscheidungswege zu verbessern“.

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In der Nacht zum Mittwoch startete das Ordnungsamt mit Polizeihilfe nach weiteren Hinweisen auf Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung neue Kontrollen. 15 Bußgelder zu je 250 Euro wurden verhängt.

Seit Jahrzehnten sorgen kriminelle Zweige der Großfamilie mitsamt ihrem bundesweiten Netzwerk verwandter oder verschwägerter Zweige für negative Schlagzeilen: Dabei geht es um Geldwäsche durch Immobilienkäufe, Diebstahl, Einbrüche, der Abzocke alter Menschen über den Enkel-Trick im großen Stil sowie Sozial- und Teppich-Betrügereien.

Zu den Spezialitäten gehören auch so genannte Rip-Deals. Im Zuge eines angeblichen lukrativen Devisentauschgeschäfts vom Schweizer Franken zum Euro jubeln die Täter ahnungslosen Opfern Falschgeld unter. Im Gegenzug nehmen sie einen Koffer voller echter Scheine in Empfang und ziehen von dannen.

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