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Currenta im GesprächÜber die Explosion in Leverkusen ist längst kein Gras gewachsen

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Gesprächsbedarf gab es über Currentas Sondermüllverbrennung. 

Leverkusen – Seit der Explosion des Sondermüllofens mögen inzwischen über 15 Monate ins Land gegangen sein. In so einer langen Zeit wächst viel Gras, aber nicht über diese Sache. Nicht nur, dass sich Bürrig bis heute mit den Fragen der Wiederinbetriebnahme der Anlage beschäftigt, die Sondermüllverbrennung ist bis heute ein emotionales Thema, wie sich bei einem Bürgertreff im Freien am Freitag vor der Bäckerei Kohlenbach wieder zeigte. Currenta veranstaltet diese regelmäßigen Treffs in wechselnder Besetzung, dieses Mal waren die Kommunikationsabteilung vertreten und der Betriebsratsvorsitzende.

Currenta: Die Namen der 48 Stoffe sind unter Verschluss

Die Currenta-Mitarbeiter können nach dieser Runde eine klare Mitteilung an die Geschäftsführung schicken: Sie täten sich einen großen Gefallen und könnten Vertrauen in der kritischen Bürgerschaft erzeugen, wenn sie die inzwischen auf die Zahl 48 angewachsenen Sonderabfall-Sorten veröffentlichen würden, die nach Verhandlungen Currentas mit Tüv, Gutachtern und Bezirksregierung inzwischen wieder in die Anlage geliefert und dort im ersten Drehrohrofen verbrannt werden dürfen. Die Geheimhaltung dieser Stoffe regt einige seit langem auf, sie war am Freitag auch wieder ein Thema, das die Gemüter erregte.

Viele Leverkusener sind das Leben mit der Chemie nicht nur gewöhnt, sie schätzen die Firmen als Arbeitgeber. Auch von Kritikern hört man immer wieder, man sei gar nicht grundsätzlich gegen die Anlage. Der Betriebsratsvorsitzende Artur Oblong hörte das gerne, sagte: „Aus der Innensicht hat sich in der Firma viel getan. Bei der Sicherheitskultur zum Beispiel.“ Was Kritiker bemängeln, ist eine vielfach als intransparent empfundene Unternehmenskultur, die vieles dem Profitstreben unterordnet.

Drastisch vorgebrachter Vorwurf gegen Currenta

So kam der direkte, harte Anwurf eines Nachbarn: Er frage sich, wie aus der Verbrennungsanlage für die Bayer-Betriebe eine solche „internationale Drecksfirma“ habe werden können. Das kam drastisch rüber, gemeint ist wohl, dass bis zum Explosionstag gefährlicher Sonderabfall sogar aus dem Ausland nach Leverkusen transportiert wurde. Die vor 15 Monaten explodierte Ladung kam aus Dänemark. „Natürlich spielt die Wirtschaftlichkeit eine Rolle“, sagte Maximilian Laufer, Mitarbeiter in Currentas Kommunikationsabteilung.

Der Betriebsrat verriet, dass man in einem Monat für eine Million Euro Heizöl einkaufen musste, weil aus den Betrieben nicht genug hochbrennbare Abfälle in der Verbrennungsanlage angekommen seien. Genug Brennstoff, ob Abfall oder Heizöl, benötige man, um die Anlage am Laufen zu halten. Heizöl zu verfeuern, sei teuer und nicht nachhaltig.

Leverkusen-Bürrig: Erleiden Immobilien Wertverlust?

Das Wirtschaftliche beschäftigt allerdings auch für die Bürriger: Wer will denn jetzt noch hier hinziehen? Zwei Diskussionsteilnehmer befürchten Wertverluste ihrer Häuser wegen der Anlage. Klar sei, dass die Anlage unsicher sei, sonst könne sie ja im Werk stehen, sagte der Bürriger Detlef Stoller.

„Wir hoffen inständig, dass Sie auch unsere Bemühungen sehen“, sagte Laufer. Um mehr Transparenz in die Sache zu bekommen, bot Ulrich Bornewasser an, dass auch kleinere private Gruppen durchaus einen Besichtigungstermin in der Anlage bekommen können. Sie können sich bei ihm im Nachbarschaftsbüro „Chempunkt“, Friedrich-Ebert-Straße 102, melden.

Auch die Online-Sitzungen des Begleitkreises zur Wiederinbetriebnahme der Anlage stünden jedermann offen. Man müsse sich nur anmelden.

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