Debatte in LeverkusenWie man Kinder vor Rassismus schützt

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Gina Hitsch

Leverkusen – „Das hier ist ein »Safe Space«, in dem jede und jeder offen über Gedanken und Erfahrungen sprechen kann“, hieß die Grünen-Politikerin Rupy David die mehr als zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines digitalen Gesprächs im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus willkommen. Die Talk-Runde zum Thema „Rassismus vs. Kinder“ war öffentlich und jeder konnte mitdiskutieren – oder auch einfach nur zuhören. Dabei waren unter anderen die beiden Anti-Rassismus-Aktivistinnen Gina Hitsch und Wiona Tolulpe. Sie teilten offen ihre persönlichen Erfahrungen aus ihrer aktivistischen Arbeit und ihrer Kindheit.

Austausche wie diese sind für Gina Hitsch von elementarer Bedeutung: „Wir müssen Rassismus in allem suchen, auch wenn es manche nicht mehr hören können. Rassismus ist wie Schimmel in den Wänden – man sieht ihn zwar nicht, aber er macht trotzdem krank.“ Mit dieser Haltung ist die Studentin der Sozialen Arbeit und Management nicht allein. „Ich versuche in so ziemlich jedem privaten Gespräch über Rassismus aufzuklären, wenn es sich anbietet“, pflichtete Tolulope ihr bei. Sie ist im Medizinischen Dienst bei der Stadt Leverkusen tätig und sieht sich in der Verantwortung, solche Aufklärungsarbeit zu leisten. Hitsch hat zu diesem Zweck sogar einen eigenen Verein gegründet.

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„Zehn von zehn Bipoc-Kindern erfahren Rassismus“, stellte Rupy David eine aufrüttelnde Zahl in den Raum. Bipoc ist die Abkürzung der politischen Selbstbezeichnung für Black, Indigenious and People of Color. Dabei gehe es allerdings weniger um die Hautfarbe, sondern mehr um den gemeinsamen Erfahrungshorizont, nicht weiß zu sein, so die Expertin. Teilnehmerin Zöhre Demirci schilderte die Angst um ihre Kinder in Kindergarten und Schule: „Was machen die Kinder dort für Erfahrungen? Ich möchte als Mutter Hilfe leisten.“ Aus ihrem Umfeld weiß Rupy David: „Rassismus fängt schon im jüngsten Alter an. Kinder müssen lernen, das Problem zu erkennen.“

Komisches Gefühl

Wenn sie als Kind etwas erfahren habe, was sie heute Rassismus nennen würde, habe sie sich zwar komisch gefühlt, es aber nicht einordnen können. Für sie ist die Lösung daher: „Kinder müssen von Anfang an immer und immer wieder mit Anti-Rassismus konfrontiert werden!“ Bipoc-Kinder so vor Rassismus zu schützen, das funktioniere Tolulpe nach über Anlaufstellen, denen sie sich anvertrauen können: „So etwas hatte ich in meiner Schule nie.“

Auch für Teilnehmerin Irina Prüm liegt die Chance genau in diesen Einrichtungen: „Und dann müssen hier eben die alten Bücher mit den veralteten Vokabeln verschwinden, die Wimmelbilder müssen diverser werden.“ Ihre Kinder gehen auf das Lise-Meitner-Gymnasium, es trägt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und ist damit Teil eines Netzwerkes, deren Schülerschaft sich auf verschiedene Weisen gegen Diskriminierung stark macht.

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