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Ausstellung im Forum LeverkusenHolocaust-Gedenktag – Der „Wald der Toten“

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Emotionale Rede: Winfried Nachtwei (rechts) erzählte von seinen Erlebnissen in Riga.

Emotionale Rede: Winfried Nachtwei (rechts) erzählte von seinen Erlebnissen in Riga.

Leverkusen – Eigentlich müsste Winfried Nachtweis Eröffnungsrede Teil dieser Ausstellung werden. Sie hätte aufgezeichnet und in Wort und Bild hinzugefügt werden sollen. Denn das, was der Mitbegründer des Deutschen Riga-Komitees in der Studiogalerie des Forums zu sagen hat, das sagt er derart empathisch und spürbar aufgewühlt, dass es die Tragweite des auf mehreren Schautafeln um ihn herum Gezeigten unterstreicht. Mit Nachdruck.

„Bikernieky – Wald der Toten“ dokumentiert das Schicksal jener deutschen Juden, die zur NS-Zeit ins lettische Riga deportiert und dort ermordet wurden. Eröffnet wird sie am weltweiten Holocaust-Gedenktag. Eröffnet wird sie von Winfried Nachtwei.

Auf Reise nach Riga auf Geschichte gestoßen

Er spricht davon, wie er mit seiner Frau Ende der 80er Jahre nach Riga gereist war und dort zufällig auf eine weitere dieser tragischen und jedem Menschenverstand zuwiderlaufenden Geschichten gestoßen war. Wir er anhand von auf den ersten Blick willkürlich gewählten Straßennamen Bielefelder Straße, Kölner Straße, Düsseldorfer Straße – entdeckte, dass in Riga ein Ghetto für Juden eingerichtet worden war.

Juden, die mit Transporten aus – eben – Bielefeld, Köln, Düsseldorf herangeschafft worden waren. Und wie am Ende von über 24.000 Deportierten nur knapp 1000 überlebten. Der Rest wurde im Wald des nahen Bikernieky erschossen und in Massengräber geworfen.

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Der Wald trägt seit damals zwar den Namen „Wald der Toten“. Aber das, was dort geschehen war, sei vergessen und unter dem Deckmantel des Schweigens verborgen worden, sagt Winfried Nachtwei. Bis er kam, auf Spuren stieß und nach und nach mit anderen Engagierten ein weiteres Kapitel des Holocaust freilegte.

Ort ist heute Gedenkstätte

„Als wir damals in den Wald gingen und nach den alten Massengräbern suchten, saßen Menschen dort und machten Picknick, Sportler joggten über den Boden.“ Heute ist der Ort eine Gedenkstätte. Winfried Nachtwei schaffte es, den Toten – von den Nazi-Schlächtern in die Massengräber, die völlige Anonymität und das totale Vergessen geworfen – nach und nach ihre Namen und Geschichten zurückzugeben. Darunter auch zwölf Leverkusener Juden.

Im Riga-Komitee sind heute mehrere Dutzend Städte, Kommunen, Verbände organisiert. Die Ausstellung zu Bikernieky ist bis zum 19. Februar im Forum zu sehen.

www.volksbund.de

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