Studiobühne LeverkusenDer Ernst hinter der Heiterkeit

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Vor der Selbstverwirklichung kommt der Frust: In „Mehr high als frei“ ziehen die Mimen der Studiobühne alle Komödienregister.

Vor der Selbstverwirklichung kommt der Frust: In „Mehr high als frei“ ziehen die Mimen der Studiobühne alle Komödienregister.

Leverkusen – Es ist schon eine verrückte Welt heutzutage. Ständig ist man hin- und hergerissen zwischen Selbstverwirklichung und beruflichen Zwängen, der Sehnsucht nach Seelenfrieden und der Hektik des Alltags, dem Freimachen vom schnöden Mammon und der Notwendigkeit des Geldverdienens. Und manchmal kommt das alles irgendwie zusammen und wird zuviel und zu einem Kuddelmuddel, aus dem man ohne Chaos nicht herauskommt. So, könnte man sagen, lässt sich dieses Stück, „Mehr high als frei“, relativ kurz und knapp zusammenfassen, das jetzt in der Studiobühne aufgeführt wird.

Nach dem ernsten, den Alltagsrassismus behandelnden Stück „Die Barbaren“ aus dem vergangenen Jahr geht es nun wieder launig und humorvoll zu auf der Bühne im Opladener Künstlerbunker. Zumindest vordergründig.

Simon H. Kappes hat sich einer Komödie aus der Hand Alexandra Maxeiners angenommen und sie für seine Truppe inszeniert.Ihm ist ein hervorragendes Stück Kurzweil gelungen mit dieser Geschichte um eine Marketingexpertin, ihren Konkurrenten und die Ehepartner der beiden, die aus Versehen nicht im Haus eines Klienten, um dessen Gunst das Duo wetteifert, sondern in der Wohnung eines Unbekannten landen.

Dort beharken, bekriegen, bedrohen, bekämpfen sich die verbissenen Geschäftsleute bis an den Rand der Legalität. Und bekommen gar nicht mit, dass Gatte und Gattin, zu Tode gelangweilt vom Leben mit ihren überehrgeizigen Partnern, ihr eigenes Zweierding drehen.

Es läuft auf die Kiste hinaus, in der die Angeödeten irgendwann nach einem gemeinsam gerauchten Joint landen, während die Konkurrierenden von einem Einbrecher gefesselt und ihrer für die Präsentation der Bewerbung beim Klienten so unabdingbaren Computer beraubt werden. Am Ende ist der Dieb weg, der Klient erst gar nicht aufgetaucht und das Paar der Ausreißer aus dem Fenster in die Freiheit geflüchtet, und es wird viel gelacht.

Indes: Auch in „Mehr high als frei“ steckt ein ernster Kern unter dem Mantel aus Humor. Der des „Carpe diem“ nämlich. Nutze den Tag. Nutze die Zeit. Die Lebenszeit. Und zwar nicht mit beruflichem Überehrgeiz. Sondern mit der Hingabe zu Dingen, die sich in erster Linie positiv aufs Gemüt auswirken und eine eigene Wohlfühlzone abgrenzen, in der man wirklich und wahrhaftig Mensch sein kann.

Das Stück „Mehr high als frei“ zeigt all das. Und es zeigt zudem einmal mehr, was für ein gutes Theater im Namen der Studiobühne seit Jahren gemacht wird.

Das Stück „Mehr high als frei“ wird im September (22., 28., 29.), Oktober (4., 5., 6., 11., 12., 13., 26., 27.), November (2., 3., 8., 10., 15., 16., 17., 22., 23., 29., 30.) und Dezember (1., 6., 7., 8.) in der Studiobühne im Künstlerbunker Karlstraße aufgeführt. Die Aufführungen beginnen freitags um 20 Uhr, samstags und sonntags um 18 Uhr. Der Eintritt kostet 14 Euro, ermäßigt 8 Euro. ervierungen unter ? 02171/94 60 02.

www.studiobuehne- leverkusen.de

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